Kultur

Leben und Tod aus einer neuen Perspektive

28.05.2024 • 16:54 Uhr
Sabine Stauss-Wouk u. Birgit Pleschberger
Sabine Stauss-Wouk (l.) und Birgit Pleschberger vor Zeichnungen von Pleschberger. Daniel Furxer

„Malerei und Zeichnung“ von Sabine Stauss-Wouk und Birgit Pleschberger ist derzeit in der Villa Claudia in Feldkirch zu sehen.

Von Daniel Furxer

In der aktuellen Ausstellung von KunstVorarlberg in der Villa Claudia in Feldkirch präsentieren Sabine Stauss-Wouk und Birgit Pleschberger ihre gegensätzlichen Werke. Es ist eine Doppelausstellung, in der man, trotz der unterschiedlichen Herangehensweisen, spannende Parallelitäten finden kann.

Die 1970 in Bezau geborene Sabine Stauss-Wouk legt ihren Fokus bei dieser Ausstellung auf die „Hachas“. Ihre Vorlagen sind die aus Stein gehauenen Köpfe, die von den Mayas in Mittelamerika kunstvoll hergestellt wurden. Sie datieren aus der Zeit von circa 500 bis 900 nach Christus. Brach im Erdreich liegend, wurden diese von Bauern beim Bestellen ihrer Felder gefunden.

Neuinterpretation

„Jedes Bild, das ich gemalt habe, basiert auf einem realen Hacha. Mich faszinieren die filigran herausgearbeiteten Konturen und Details dieser Skulpturen“, so Stauss-Wouk. Intuitiv wähle sie die Farbgebung und so entsteht eine Weiterführung und Neuinterpretation der Hachas, die sie mit Ölfarben auf Leinwand malt. Interessant ist auch, dass in jeden Stein-Hacha kreisrunde Löcher eingelassen sind.

„Für mich ist es ein Symbol der Durchlässigkeit, drückt eine geistige Beweglichkeit aus und ist etwas Luftiges und Offenes. Ein Kontrast zum harten Material Stein“, erklärt die Künstlerin. Spannend wird es schließlich, wenn die menschlichen Konturen ganz verschwinden und ins Abstrakte übergehen. Allen ihren Kunstwerken hat sie einen Rahmen gegeben. Sie schweben nicht im luftleeren Raum, sondern sind eingebettet in die gesamte Kulturgeschichte. Ein Totenschädel erinnert besonders an die Darstellung des Todes, wie wir sie aus der Tradition des mexikanischen Día de Muertos kennen.

Sabine Stauss-Wouk u. Birgit Pleschberger
Aus der Hachas-Serie von Sabine Stauss-Wouk. Furxer

„Der Zugang zu Leben und Tod ist in dieser Kultur ein ganz ein anderer als bei uns“, ergänzt die mit Sabine Stauss-Wouk befreundete Künstlerin Birgit Pleschberger (geboren 1978). Die Arbeiten, die sie ausstellt, sind Zeichnungen, bei denen sie vor allem Schwarzkreide-Stifte verwendet. Ältere Werke stellt sie bewusst neuen gegenüber oder integriert ältere Zeichnungen in neue, in dem sie diese zerschneidet, faltet und neu zusammensetzt.

Diese Collagetechnik, die sogenannten Cut-outs, kommen besonders gut bei den sehr sprechenden Werken „The End of Enterprise 1“ oder „Falcon Day“ zur Geltung. Den Übergang zwischen Tag und Nacht, zwischen Leben und Tod, stellt sie hier durch eine Collagetechnik dar, indem sie eine alte Zeichnung mit reliefartigen Konturen verwendet. Künstlerisch sehr bestechend sind die Zeichnungen der beiden Raben, denen sie Flügel umschnallt oder die der Fische, denen sie eine Sauerstoffmaske verpasst. Es sind Paradoxe, die uns zum Nachdenken über das Leben anregen.

Lebenslinien

Einen Raum widmet Pleschberger ihrer Serie „Life Lines“. Aus einem Stück Papier hat sie mit einem Stanleymesser geschwungene zarte Linien ausgeschnitten, die auf den ersten Blick wie Wollknäuel aussehen. Jedem dieser Werke ist ein Wort eingeschrieben. „Hier kommen verschiedene Aspekte des Lebens zusammen, auch den Tod thematisiere ich.“ Ergänzt werden diese Arbeiten durch einen sehr persönlichen Text über ihren Vater. Die Unendlichkeit wird in einer Arbeit mit der liegenden Acht dargestellt, geschwungen, eingewoben in die Verstrickungen des Lebens.

Die Blumen- und Blütenbilder von Sabine Stauss-Wouk im ersten Raum versetzen einen in eine heitere und leichte Stimmung. Die Stiele und Blüten schweben teilweise in der Luft, die Blumen sind nur angedeutet, der Rest wird durch das Gehirn des/r Betrachtenden ergänzt. Je länger man durch diese Ausstellung geht, desto mehr fallen einem gemeinsame Details auf, die gewollt oder ungewollt diese faszinierende Werkschau zum Klingen bringen.
Bis 16. Juni. Freitag, 16–18 Uhr, Samstag, 15–18 Uhr, Sonntag, 10– 12 und 15–18 Uhr. Villa Claudia Feldkirch. www.kunstvorarlberg.at