Kultur

Schwebendes Papier für räumliche Freiheit

19.06.2024 • 12:17 Uhr
Schwebendes Papier für räumliche Freiheit

Morgen wird im Kunstraum Dornbirn die Ausstellung „Flashback“ von Angela Glajcar eröffnet.

Im Vergleich zu Holz und Stahl sind die Kunstwerke der Bildhauerin Angela Glajcar relativ leicht, so leicht, dass sie fast mitten im Raum schweben und das hereinfallende Tageslicht zwischen den Blättern speichern. Parallel aufgeschichtet wie Dominosteine hängen die Seiten an Stangen und Seilen gespannt von der Decke des Kunstraums Dornbirn und zeigen, wie mächtig löchriges Papier sein kann, wenn es nur den richtigen Platz bekommt. Glajcars mit „Terforation“ betitelten Arbeiten nehmen den leeren Raum für sich ein und schaffen eine Atmosphäre, die sich je nach Betrachter und Ort verändern kann und dabei die starke Präsenz des Papiers in seiner monumentalen Form erlebbar macht.

Schwebendes Papier für räumliche Freiheit

Neue Perspektiven

Seit 2003 arbeitet Glajcar ausschließlich mit Papier, weil nur das Papier „eine räumliche Freiheit zulässt, die in anderen Materialien so nicht realisierbar wäre“. Die daraus entstandenen abstrakten gegenstandsfreien Arbeiten würden „eine universelle Sprache sprechen“, und ganz unterschiedlich interpretiert. „Das Umfeld bestimmt ganz deutlich mit, was wir sehen, wo wir es sehen und was es mit uns macht“, sagt die Künstlerin, die damit den Blick und die oft eindimensionale Betrachtungsweise des Publikums öffnen möchte.
Thomas Häusle, Direktor des Kunstraums Dornbirn, versteht die Arbeiten als Ergänzung des Raums: „Es wird ein Raum im Raum geschaffen in zwei Dimensionen“, denn im Inneren jedes Blatts hat die Künstlerin von Hand Teile aus dem Papier herausgerissenen, die in den nacheinander aufgehängten Papierblättern Hohlräume bilden. „Die zwei monumentalen Werke, die im Kunstraum Dornbirn gezeigt werden, beginnen nicht nur, mit dem Raum und dem Ort in Dialog zu treten, sondern auch miteinander zu spielen“, sagt Häusle.
Trotz der eingerissenen Blätter wirken die Werke sauber, glatt und exakt berechnet.

Schwebendes Papier für räumliche Freiheit

Je nach Arbeit variiert das Papier von 20 bis 800 Gramm pro Quadratmeter. „Es ist abhängig vom Ausstellungsort, inwieweit man in den Raum eingreifen muss oder möchte.“ Abgesehen von Ausstellungsräumen werden Glajcars Werke auch für unterschiedliche Alltagsräume genutzt, „um Leerstellen oder Schwächen“ im Raum auszugleichen. Die Künstlerin beschäftigt sich dabei intensiv mit der Raumwahrnehmung, die sie oft gezielt mit den Papierskulpturen verändert.