Kultur

70 Kurzfilme im direkten Vergleich

01.08.2024 • 10:38 Uhr
Filmstills
Der österreichischen Kurzfilm „Wäsche“ ist im internationalen Wettbewerb.Alpinale

Von 6. bis 10. August findet das 39. Alpinale Kurzfilmfestival statt. Unter den Juroren ist die Filmemacherin Veronika Schubert.

Etwa 1300 Beiträge aus 70 Ländern wurden für das heurige Alpinale Kurzfilmfestival eingesendet. 70 Filme haben es durch die Vor­auswahl geschafft und werden von 6. bis 10. August in Bludenz dem Publikum präsentiert und je nach Sparte von unterschiedlichen Jurys bewertet. „Diese Vorselektion, die ist die Basis für das Festival. Das zeigt dann auch die grundsätzliche Ausrichtung des Festivals“, beschreibt die bildende Künstlerin und Filmemacherin Veronika Schubert aus Wien. Sie ist eine der drei Juroren der internationalen Jury und wird zusammen mit der Schauspielerin Alma Hasun und dem Schauspieler und Drehbuchautor Faris Rahoma entscheiden, wer die Preise in den Kategorien „Bester Kurzspielfilm“ und „Beste Animation“ gewinnt.

Veronika Schubert
Veronika Schubert Albert Waaijenberg

Direkter Vergleich

Bei der Bewertung werde versucht, die Filme von „möglichst vielen Blickwinkeln“ anzuschauen, zudem wechseln die Jurymitglieder jedes Jahr, wodurch in der Bewertung eine Vielfalt gegeben ist. Hintergrundinformationen zu den Filmen sammelt Schubert nicht: „Ich versuche mich da nicht vorher schlau zu machen, denn ich glaube, dieser möglichst unvoreingenommene Blick, das ist es, was es ausmacht – und auch der direkte Vergleich beim Festival mit den anderen Filmen, die im Programm gezeigt werden. Wenn man vorher etwas über einen Film liest, hat man dann eigentlich schon ein zu konkretes Bild im Kopf.“ Im Zusammenspiel mit der schauspielerische Leistung, der Animation und anderen Kriterien sei es auch wichtig, „wie der Film wirkt, wenn ich ihn das erste Mal sehe“.

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Filmausschnitt aus „Land der Berge“ Alpinale

“Da können alle Teilaspekte perfekt sein, wenn der Funke nicht überspringt, dann ist es nicht der Siegerfilm”

Veronika Schubert, Jurorin


Der Jurorin sei auch wichtig, „dass keine Klischees bedient werden und dass es ein möglichst überraschender Handlungsaufbau ist. Ich mag ganz gerne Filme, die unkonventionell erzählen, die mit der Erwartungshaltung vom Publikum spielen und wo vielleicht auch Rollenklischees umgedreht werden. Gleichzeitig bin ich natürlich auch Animationsfilmerin, das heißt bei den Animationen finde ich es wahnsinnig spannend, mit was für einer Technik gearbeitet wird.“

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„Nachtgesichter“ erzählt von einem Wiener Taxifahrer und einem seltsamen Fahrgast. Alpinale

Gesamtbild

Weil Schubert selbst Trickfilme macht, weiß sie genau, „was für ein Arbeitsaufwand dahintersteckt“, dennoch müsse es immer ein „stimmiges Konglomerat aus Handlung und formaler Umsetzung geben. „Auch wenn ich Trickfilme mache, kann ich trotzdem einen Kurzspielfilm genauso beurteilen, weil die Kameraführung oder das Agieren der Schauspieler, wie der Ton gemacht ist, was für Musik unterlegt ist – das alles unterstützt natürlich eine gewisse Stimmung oder einen gewissen Handlungsbogen und das kann man immer beurteilen“, sagt Schubert. Schlussendlich komme es immer auf das „Gesamtbild“ an. „Da können alle Teilaspekte perfekt sein, wenn der Funke nicht überspringt, dann ist es nicht der Siegerfilm.“

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Im deutschen Kurzfilm „The Taster“ geht es um eine junge Rumänin und ihre Rolle als neue Vorkosterin für das Militär. Alpinale


Wie die Jurorin betont, finde sie es wichtig, nicht schnell zu entscheiden, sondern sich wirklich detailliert mit den Filmen zu beschäftigen. Kurzfilme seien zwar eine „spezielle Kunstform“, aber keine Vorstufe vom Langspielfilm, sondern eine eigene Gattung, die Möglichkeiten biete, die der lange Film nicht bietet. „Der Langfilm ist viel kos­tenintensiver und muss über eine lange Zeit eine Geschichte tragen können. Während der Kurzfilm, eben die Fähigkeit hat, pointiert etwas auszusagen, das erfordert schon Können“, sagt Schubert. Sie hatte in den Jahren 2007, 2010, 2012 und 2020 selbst ihre Filme am Festival gezeigt und war 2015 schon einmal als Jurorin bei der Alpinale dabei. Nächstes Jahr möchte sie nicht wieder als Jurorin mitwirken, „aber nicht, weil es keinen Spaß macht, sondern weil es wichtig ist, dass eine möglichst vielfältige Betrachtungsweise stattfindet.“

Zur Person

Veronika Schubert

ist 1981 in Bregenz geboren. Sie absolvierte die Kunstuniversität in Linz in Oberösterreich und arbeitet seitdem im Bereich der bildenden Kunst sowie als Animatorin und Kurzfilmemacherin. Letzten Sommer hatte sie im Vorarlberg Museum die Fassade mit Schlagzeilen versehen. In den Animationsfilmen verwendet sie oft eine Toncollage als Basis.