Kultur

Mozarts große Harmoniemusik

05.08.2024 • 22:01 Uhr
Wiener Symphoniker
Die Holzbläsergruppe mit dem Kontrabassisten Ernst Weissensteiner Anja Koehler

Zum zweiten Mal diesen Festspielsommer gaben einzelne Mitglieder der Wiener Symphoniker am Samstag „ganz persönliche“ Einblicke.

Regelmäßig während der Festspielzeit stellen sich Ensembles der Wiener Symphoniker auch in kleinerer Besetzung vor: Im Rahmen von „Ganz persönlich“ musizierten zwölf Damen und Herren aus der Holzbläsergruppe der Wiener Symphoniker, in der Tiefe verstärkt durch den Kontrabassisten Ernst Weissensteiner, am Samstag Mozarts Serenade in B-Dur, die sogenannte „Gran Partita“. „Grande“, also groß ist sie in jeglicher Hinsicht, sowohl was die Besetzung auch was die Ausdehnung betrifft, von der Fülle der Melodien und der kunstvollen Machart ganz zu schweigen. Und sie verlangt den Musizierenden auch einen großen, langen Atem ab!

Wiener Symphoniker
Wiener Symphoniker im Format “Ganz persönlich” Anja Koehler

Direkter Klang

Mit je zwei Oboen, Klarinetten, Bassetthörnern, Fagotten, allein vier Hörnern und Bass, der „großen Harmonie-Besetzung“ ist sie wie alle Kompositionen dieser Art Freiluftmusik, deren Details in geschlossenen Räumen wie dem Seestudio bei aller Direktheit des Klangs aber besser zur Wirkung kommen.
So erlebt man das Aufblühen der Oboenmelodien von Ines Galler-Guggenberger und Adelheid Bosch-Egger, das feine Pulsieren nachschlagender Akkorde in der langsamen Einleitung oder das Zusammenspiel in lebhaften Kontrasten, die die Instrumente wie Opernfiguren im spritzigen Dialog wirken lassen. Peter Dorfmayr führt die Gruppe der Hornisten (Georg Sonnleitner, Armin Berger und Josef Eder) an, mit solistischen Aufgaben und als Harmoniebasis sind sie besonders gefragt.

Wiener Symphoniker
Anja Koehler

Charaktervolles Bassetthorn

Alexander Neubauer und Martin Rainer, der als Moderator seinen Kolleginnen und Kollegen noch launige Anekdoten zum teils schon jahrzehntelangen jährlichen Festspielsommeraufenthalt oder zu ihren Instrumenten entlockt, spielen das charaktervolle Bassetthorn, das zu Mozarts Zeit ganz modern war und das einigen seiner großen Kompositionen die besondere Klangfarbe gibt. Im ersten Menuett ergibt sich ein beschauliches Frage-Antwort-Spiel, kontrastiert von den beiden Triosätzen.
Im wunderbaren Adagio darf sich die erste Oboistin von den Unterstimmen (unter anderem ihrem Vater Richard Galler am ersten Fagott) tragen lassen und reicht ihre Melodie an Klarinette (Gerhard Pachinger) und Bassetthorn weiter: In diesem Satz fühlte sich der musikaffine Autor Herbert Rosendorfer an eine überdimensionale „Quetschkommode“ erinnert, über die sich die zauberhafte Oboe erhebt …

Wiener Symphoniker
Die Wiener Symphoniker in kleinerer Besetzung im Seestudio Anja Koehler


Das zweite Menuett klingt dann bodenständig wienerisch, in der „Romance“ verbinden sich Innigkeit und Heiterkeit. Im Variationensatz zu dem freundlichen Volksliedthema dürfen sich fast alle Instrumente mit ihren charakteristischen Eigenheiten vorstellen, bevor das freche Rausschmeißer-Rondo wunderbar musikantisch durch das Seestudio wirbelt. Einige aus dem Ensemble treten danach noch zum abendlichen „Freischütz“-Dienst an – gut eingespielt und beflügelt von Mozart.

Von Katharina von Glasenapp