Kultur

„Gutes Kindertheater ist auch für Erwachsene“

29.08.2024 • 14:12 Uhr
Factory compagnia
Ein berührendes Stück ist zum Auftakt zu sehen. Eliana Manca

Feldkirch ist wieder Schauplatz des ältesten österreichischen Kinder- und Jugendtheaterfestivals: Luaga & Losna zeigt Stücke für kleine und große Menschen.

Nach dem ersten Teil im Juni in Nenzing folgt nun kommende Woche in Feldkirch wieder der zweite Teil: Luaga & Losna, das älteste Kinder- und Jugendtheaterfestival Österreichs, erlebt heuer seine 36. Auflage. Und wieder ist es eine breite Palette an Produktionen, die vom Team um Festivalgründer Johannes Rausch und Vereins­obfrau Sabine Wöllgens gezeigt wird. „Prinzipiell geht es uns darum, für verschiedenste Altersgruppen etwas zu haben“, erklärt Agnes Mair vom Team. Sie ist seit zwei Jahren dabei und für die Organisation des Festivals zuständig.

Eine gute Mischung

Geachtet werde auch auf eine gute Mischung zwischen deutsch- und anderssprachigen Stücken, sagt Mair. Sie findet es aber schön, wenn die Muttersprache keine Rolle spielt und trotzdem eine Verbindung und Gemeinsamkeiten da sind. Zudem nehme man, wenn die Worte fehlen, andere Dinge verstärkt wahr und oft erlebe man auch eine andere Ästhetik. Der Anspruch sei es auch, ein paar lustige Stücke zu programmieren, erzählt Mair, aber auch mit Themen, die als eher schwierig bezeichnet werden können. „Wobei ich das Gefühl habe, dass Kinder das oft viel freier und unbefangener anschauen können.“

Agnes Mair
Agnes Mair von Luaga & Losna. Privat

Wie schon im Juni in Nenzing ist auch in Feldkirch wieder das französische Théâtre de la Toupine mit seiner interaktiven Spiele-Anlage dabei. Im zweiten Teil von „Montres jeux – verspielte Riesen“ können Kinder am Dienstag und Mittwoch die von der Gruppe aus alten Materialen wie Schwemmholz, Metall oder Gegenständen gebauten Objekte ausprobieren und bespielen. Mit dem „Tagebuch eines hässlichen Entleins“ nach einem Andersen-Märchen erfolgt dann am Dienstag am späteren Nachmittag im Pförtnerhaus der eigentliche Auftakt. Im „sehr musikalischen und sehr berührenden“ (Mair) Stück einer italienischen Gruppe wird die Hauptfigur von einer Tänzerin mit Downsyndrom verkörpert.

„Kinder können Stücke mit schwierigen Themen oft viel freier und unbefangener anschauen“

Agnes Mair, Luaga & Losna

„Echo“ einer spanischen Gruppe ist hingegen ein eher clowneskes Stück, in dem es um Freundschaft geht. „Wo brauche ich Freiraum, wo kommen wir zusammen“, sind laut Mair einige der Fragen, die darin gestellt würden. „Es ist lustig und trotzdem sehr tiefgehend“ – und sicher auch für Erwachsene geeignet. Denn, stellt sie fest, „gutes Kindertheater ist immer auch für Erwachsene“. Freundschaft ist auch das Thema im Stück „So ein Chaos“ einer Schweizer Gruppe, bei dem Puppen eingesetzt werden. Hier muss in aller Eile noch ein vergessener Geburtstagskuchen gebacken werden und das wird „ziemlich chaotisch und sehr lustvoll“.

Puppenspiel.ch
Die meisten Stücke sind sehr humorvoll. Ilja Mess

Auf Sten Nadolnys Roman-Bestseller „Die Entdeckung der Langsamkeit“ basiert das gleichnamige Stück einer deutschen Theatergruppe, das sich an Menschen ab zwölf Jahren richtet und als einziges erst am Abend stattfindet. Um Demenz, um das Vergessen und das Vergessen werden, geht es hingegen in „Vergessen: 15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche“ einer Gruppe aus Österreich. „Es funktioniert für Kinder, weil es lustig ist, und für Erwachsene, weil die noch eine andere Ebene darin finden, die für Kinder nicht nachvollziehbar ist“, sagt Mair dazu.

Visuelle Performance

Den Abschluss am Samstag bildet die Produktion „Komm her“ einer belgischen Gruppe, die mit beschränkter Zuschauerzahl im Pförtnerhaus aufgeführt wird. Der Grund dafür liegt in der Kleinteiligkeit des Stücks, erläutert Mair. Diese visuelle, musikalische Performance – in der es wieder um Freundschaft geht – sei sehr detailverliebt und mit wunderschönen Bildern.

Ymedioteatro
Szene aus “Echo” des spanischen Theaters Ymedioteatro. Antonio Rosillo

Im Rahmen des Festivals gibt es auch wieder das Symposion Theater & Bild & Ton, bei dem einzelne Vorträge und Workshops offen zugänglich sind. Und am Abend sind jeweils um 20 Uhr (Donnerstag 22 Uhr) im Theater am Saumarkt von Mair moderierte öffentliche Inszenierungsgespräche. Da gibt es die Möglichkeit, mit den Akteuren der Theatergruppen ins Gespräch zu kommen.

Mair freut sich grundsätzlich natürlich auf alle Produktionen, besonders aber auf das „Tagebuch eines hässlichen Entleins“, sagt sie auf Nachfrage, „auch aufs ‚Vergessen‘ bin ich sehr gespannt.“ Prinzipiell würden sie Themen interessieren, bei denen sie das Gefühl habe, dass sie Neues erfahre. Die kommende Arbeitswoche wird für Mair aber zur Familiensache – bei den Aufführungen ist nämlich auch ihr fünfjähriger Sohn dabei.
Luaga & Losna: 3. bis 7. September, Feldkirch. Alle Termine, Informationen und Karten unter https://www.luagalosna.at