Kultur

Klingendes Bilderbuch aus Böhmen

25.11.2024 • 17:07 Uhr
Bregenz am 24.11.2024 SOV Symphonie Orchester Vorarlberg, Konzert Nr.3, Dirigent Leo McFall
Chefdirigent Leo McFall.Mathis 

Epischer Musikabend des Symphonieorchesters Vorarlbergs mit Kompositionen von Bedřich Smetana.

Am 2. März dieses Jahres jährte sich der Geburtstag des böhmischen Komponisten Bedřich Smetana zum 200. Mal. Das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) und sein Chefdirigent Leo McFall haben dies zum Anlass genommen, einmal den ganzen Zyklus „Ma Vlast“ („Mein Vaterland“) zu musizieren und dessen bekanntestes Stück „Die Moldau“ in seine anderen Sätze einzubinden. Übrigens hat der britische Dirigent diesen Zyklus auch im ersten Sinfoniekonzert an seiner neuen Wirkungsstätte, dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden, aufs Programm gesetzt.

Minnesänger

Angefangen von den rauschenden Harfenklängen, mit denen ein Minnesänger seine Erzählung von der Herrscherin Libuše, der Burg Vyšerad auf dem Felsen über der Moldau und der goldenen Stadt Prag beginnt, spannte sich der Bogen über den abwechslungsreichen Zyklus. Stolz, Vaterlandsliebe, Schlachtengetümmel, Glaubenskämpfe und immer wieder die Schönheiten der Natur hat der tschechische Nationalkomponist darin eingefangen.

Bregenz am 24.11.2024 SOV Symphonie Orchester Vorarlberg, Konzert Nr.3, Dirigent Leo McFall
Mathis 

Tribut an Richard Wagner

Mit seiner klaren Handschrift und Körpersprache nimmt Leo McFall seine wie stets höchst motivierten Musikerinnen und Musiker mit auf die Reise, gibt ihnen Raum und der Musik Gewicht, mischt Fanfarenklänge der Blechbläser mit dem strömenden Fluss der Streichergruppe und den schön artikulierenden Holzbläsersoli. Warm und festlich zugleich klingt das erste Bild von der Burg Vyšerad, manche Anklänge an Rheingold und die Götterburg Walhall zeigen die Verbeugung Smetanas vor Richard Wagner. In der berühmten „Moldau“ wird mit den tanzenden Flöten das murmelnde Spiel der Quellflüsse lebendig, die einzelnen Stationen am Ufer mit Bauerntanz, gefährlichen Stromschnellen und der glänzenden Stadt werden liebevoll wie in einem tönenden Bilderbuch aufgeblättert. Dunkel kündigt sich das Näherkommen der Feinde im dritten Teil an, ein buchstäblich betörendes Solo der Klarinette (sie ist die Stimme der Kämpferin Šárka, die zusammen mit ihren Gefährtinnen ein Blutbad unter den Männern anrichtet) leitet eine heftige Steigerung ein. Friedlicher und voller herrlicher Melodien ist der vierte Teil („Aus Böhmens Hain und Flur“), den Leo McFall mit seinem SOV ausbreitet, es ist volkstümliche Musik im besten Sinn, ohne dass sie zu kitschig würde.

Bregenz am 24.11.2024 SOV Symphonie Orchester Vorarlberg, Konzert Nr.3, Dirigent Leo McFall
Mathis 

Vertrag bis 2023 verlängert

Drei Jahre nach Abschluss dieser vier symphonischen Dichtungen hat Smetana noch zwei weitere Sätze geschaffen, die die Freiheitskämpfe der Hussiten zum Thema haben. Sie sind spröder und verbinden eine hymnische Choralmelodie mit reichlich grellem Säbelrasseln und kraftvollen Fanfaren. Das SOV musizierte auch diese recht plakativ wirkenden Sätze mit Herzblut und rundeten den Zyklus mit den schmissigen Tanzmelodien und dem strahlenden Vyšerad-Thema ab. Den begeisterten Applaus nutzte Leo McFall, um die einzelnen Solisten und Orchestergruppen zu präsentieren. Der gemeinsame Weg geht weiter, denn der vielbeschäftige Dirigent hat seinen Vertrag bereits bis 2030 verlängert. Musizierende und Publikum können sich freuen!

Katharina von Glasenapp