Kultur

Musik an der Pforte: Rückkehr zum „Meister aller Meister“

28.11.2024 • 18:50 Uhr
Musik in der Pforte
Meusburger

Mit Johann Sebastian Bachs „musikalischem Opfer“ und der „Bauernkantate“ feierte „Musik in der Pforte“ den krönenden Abschluss einer außergewöhnlichen Saison.

Eine Saison lang hatten sich Klaus Christa und sein Team in der Reihe „Musik in der Pforte“ auf „Heldenreise“ mit dem Mythenforscher Joseph Campbell begeben. Im letzten Konzert kehrten Musikerinnen und Musiker rund um den Cembalisten Johannes Hämmerle zu Johann Sebastian Bach zurück. Er sei der „Meister aller Meister“, so Klaus Christa in seiner Begrüßung, der seine so persönliche und programmatisch spannende Konzertreihe in Feldkirch und Hittisau mit großem sozialem Engagement verbindet und dieses auch zu vermitteln weiß.

Kontrapunkt. Letzte Woche, in einer öffentlichen Generalprobe am Donnerstag und einem Konzert am Freitagabend standen im Pförtnerhaus der Stella zwei so unterschiedliche Werke wie „Das musikalische Opfer“ BWV 1079 und die „Bauernkantate“ BWV 212 auf dem Programm: Ersteres zeigt Bach gegen Ende seines Lebens sichtend, zusammenfassend als Meister des Kontrapunkts, der ein Thema vorstellt, zerlegt, neu beleuchtet und ihm die größtmögliche Vielfalt entlockt. Das „Königliche Thema“, das vielleicht vom Preußenkönig Friedrich II., vielleicht aber auch von Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel stammt, bezeichnete Hämmerle als zwar reizvoll, als „Fugenthema aber eine Katastrophe“ – was Bach daraus gemacht hat, ist freilich ein Wunderwerk! Die Kantate dagegen ist eines der wenigen Beispiele für Bachs lustige Seite: sie ist eine Huldigungskantate zur Begrüßung des neuen Dienstherrn Carl Heinrich von Dieskau, dem Bachs Textdichter Picander mit der Darstellung eines Bauernpaars die Reverenz erwies.
Wunderbar klar und gestochen scharf präsentierte Johannes Hämmerle auf seinem auch optisch so ansprechenden Cembalo das eröffnende dreistimmige Ricercar, dessen sich verästelnde Stimmen unter seinen Händen wie klare Linien erschienen. Mit Elisabeth Wiesbauer und Nina Pohn, Lucas Schurig-Breuß und Kaspar Singer, die das Spiel auf den Barockinstrumenten so fein artikulierend verinnerlicht haben, entfaltete sich das Geflecht der Stimmen in einem atmenden Miteinander. Kunstvoll und doch ganz natürlich strahlend mischte sich in der großartigen Triosonate auch Angelika Gallez auf der Traversflöte ins Geschehen.
Von einer anderen Seite konnte man dann nicht nur den großen Meister Bach, sondern auch die Vorarlberger Sopranistin Miriam Feuersinger und den Bariton Matthias Helm erleben: Sie statteten den launigen, mit obersächsischen Ausdrücken geschmückten Dialog des sympathischen Liebespaars nicht nur mit ihren leuchtenden und warmen Stimmen aus, sie würzten ihn auch mit Mimik und Gestik. In die Arien der „Bauernkantate“ hat Bach dazu einige schwingende Tänze aufgenommen, auch die Mischung von „gelehrtem“ und „einfachem“ Ton war deutlich zu vernehmen. Nicht zuletzt brachte sich auch Herbert Walser-Breuß mit dem so schwer zu blasenden Naturhorn in das Ensemble ein.
Die kommende Saison von „Musik in der Pforte“ beginnt im Februar und hat als Motto einen Satz von Friedrich Hölderlin gewählt: „Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander“. In sechs Konzerten und weiteren Veranstaltungen wird dieser Satz mit Leben gefüllt.

Katharina von Glasenapp