“Wir waren die Backstreet Boys der Blasmusik”

Cenk Dogan ist Berufsmusiker, Stadtpolitiker und seit Herbst auch im Landtag vertreten. Der Bludenzer erzählt von seinem Werdegang und seiner Freundschaft mit SPÖ-Nationalrat Antonio Della Rossa.
Die “Neuen” im Landtag: Teil 5
Cenk Dogan empfängt die NEUE in der Remise in Bludenz. Als er sein Saxophon aus dem Musikkoffer nimmt und ein Stück zu spielen beginnt, ist der Vollblutmusiker sofort in seinem Element – obwohl der Saal sonst leer ist. „Zur Remise habe ich einen sehr engen Bezug habe, schon seit ich ein kleiner Bub bin. Auch unser erstes Konzert, das wir mit unserer Band gespielt haben, fand hier statt, da waren wir 16 Jahre alt“, erklärt der Bludenzer Stadtpolitiker, der im Herbst mit der ÖVP neu in den Landtag eingezogen ist. „Durch die Tätigkeit als Stadtrat hat dieser Ort, als kultureller Hotspot im Vorarlberger Süden, diese Bedeutung für mich beibehalten. Ich bin häufig hier auf Veranstaltungen und trete auch gelegentlich selbst auf, wenn die Zeit es zulässt.“
Musikalische Anfänge
Die Musik spielt eine große Rolle im Leben des 32-Jährigen. „Mit sechs Jahren begann ich mit dem Saxophonspielen in der Musikschule Bludenz. Dort habe ich viele meiner Freunde kennengelernt. Später kamen wir gemeinsam zur Jungmusik, dann weiterhin zur Stadtmusik“, erzählt Dogan. „Mit zwölf Jahren haben wir eine eigene Band gegründet, die hieß ‚The Wizards of Jazz‘. Damals haben spaßeshalber gesagt, wir sind die Backstreet Boys der Blasmusik.“ Über die Jahre entwickelte sich Dogan weiter, spielte in größeren Bands und trat landesweit auf, sodass er die Musik zu seinem Beruf machen konnte.

Überparteiliche Freundschaft
Sein Studium der Jazz und Popularmusik am Tiroler Landeskonservatorium führte den 32-Jährigen auf die andere Seite des Arlbergs. In Innsbruck traf er den SPÖ-Nationalratsabgeordneten Antonio Della Rossa. „Ich habe Antonio zufällig bei einer Jam-Session in Innsbruck kennengelernt. Da ist mir sein Bludenzer Dialekt aufgefallen und wir haben herausgefunden, dass wir beide aus derselben Stadt kommen.“ Über gemeinsame musikalische Projekte entstand eine Freundschaft zwischen den beiden, die bis heute anhält.

Die politischen Differenzen zwischen dem ÖVP-Abgeordneten und dem SPÖ-Nationalrat tun dem keinen Abbruch, im Gegenteil: „Wir haben natürlich unterschiedliche Meinungen bei manchen Themen, aber dann diskutieren wir darüber. So kann es sein, dass man mit einer neuen Erkenntnis aus dem Gespräch geht. Oder man einigt sich, dass man sich uneinig ist“, schildert Dogan. „Wenn ich mit Antonio über Politik rede, geschieht das immer mit großem gegenseitigen Respekt und nie mit der Absicht, sich gegenseitig zu verletzen.“
Stadtpolitik
Diesen Respekt will Dogan auch in seiner politischen Arbeit einbringen. Das sei besonders in der Stadtpolitik wichtig, wie er erklärt: „Wenn man in der Kommunalpolitik emotional wird, muss man immer bedenken: Die Menschen, mit denen man im Stadtrat sitzt, trifft man am nächsten Tag vielleicht in der Stadt oder im Verein. Man kann hart in der Sache sein, aber weich zu den Menschen.“

2015 kandidierte Cenk Dogan zum ersten Mal bei den Kommunalwahlen in Bludenz für die ÖVP-Liste von Bürgermeister Mandi Katzenmayer und war als Ersatzmitglied des Stadtrats im Kulturausschuss dabei. Dort habe der junge Musiker gelernt, wie die politischen Strukturen im Kulturbereich aussehen. „2019 fragte mich Simon Tschann, ob ich weiter vorn auf der Liste kandidieren möchte. Wir haben gemeinsam die Wahl 2020 bestritten und ich wurde Stadtrat für Kultur und Vereinswesen“, erklärt der 33-Jährige.
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Den nicht rechtskräftigen Schuldspruch wegen Amtsmissbrauchs gegen Tschann kommentiert Dogan so: „Ich bin überzeugt, dass Simon in seinem Handeln keine bösen Absichten verfolgt hat. Ich finde es richtig, dass er im Amt bleibt und für das Bürgermeisteramt kandidiert. Im März bitten wir um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, um den positiven Weg für Bludenz weiterzuführen.“
Für alle Vorarlberger gewählt
Cenk Dogan ist in zweiter Generation in Vorarlberg und hat türkische Wurzeln. Das sei für seine politische Tätigkeit nie ein Thema gewesen, erklärt er: „Man sollte Politiker mit Migrationshintergrund nicht auf diesen reduzieren, sondern danach beurteilen, wie sie ihre Arbeit machen. Ich bin schließlich gewählt worden, um die Interessen aller Vorarlberginnen und Vorarlberger zu vertreten.“ Das tut der Bludenzer im Landtag als ÖVP-Sprecher für Kunst und Kultur, Jugend, Ehrenamt und Vereine.

Gefragt danach, ob der 32-Jährige ein politisches Vorbild hat, antwortet er: „Meine Vorbilder sind alle, die sich in den Städten und Gemeinden politisch engagieren. Gerade in den Kleingemeinden werden händeringend Kommunalpolitiker gesucht, besonders junge Menschen. Für alle, die sich in diesem Bereich engagieren, habe ich viel Respekt.“
zur person
Cenk Dogan (*1992) studierte Jazz und Popularmusik am Landeskonservatorium Innsbruck und ist als hauptberuflicher Musiker tätig. Dogan ist seit 2020 in Bludenz Stadtrat für Kultur und Vereinswesen und sitzt seit 2024 für die ÖVP im Landtag.