Vom Lagerfeuer der Steinzeitmenschen zur gemütlichen Stube

Das Kulturmuseum St. Gallen lädt mit vier Sonderausstellungen zum kritischen Blick auf die Menschheits- und Stadtgeschichte ein.
„St. Gallen – ein Jahrhundert in Fotografien. Die Sammlung Foto Gross“ eröffnet am 22. März die erste Sonderausstellung des Jahres im großen Saal. Anhand von Motiven aus Architektur, Sport, Schulwesen, Brauchtum, Freizeit und vielem mehr illustriert die umfassende Schau den grundlegenden Wandel der Ostschweiz in den letzten hundert Jahren. Dabei zeigt sich das Museum glücklich, dass die Stadtarchive St. Gallens den weitläufigen Bestand der Firma Foto Gross erwerben konnten. Denn dieser sei nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Öffentlichkeit von großem Interesse.

Symbolik als Leistung
Den Blick aufs Große wirft „Raum – Zeit – Geist. Wir formen uns die Welt“. Die Ausstellung eröffnet am 10. Mai und rückt das symbolische Denken in den Mittelpunkt. Dieses sei zentral für den Menschen als kulturschaffendes Wesen. Diverse Exponate aus unterschiedlichsten Zeiten und Gesellschaften sollen das verdeutlichen. Dabei verspricht die Ausstellung im Studiosaal weniger eine Leistungsschau als einen fragenden Blick auf große Errungenschaften und Entdeckungen des Homo sapiens, seien diese religiöser, wissenschaftlicher oder künstlerischer Natur.

Das Museum wirft einen kritischen Blick auf die eigene Sammlung
Der Entstehungsgeschichte der eigenen ethnologischen Sammlung widmet sich „Die Welt ins Museum. Vom Handeln, Sammeln und Entdecken“. Die Schau eröffnet am 8. November im großen Ausstellungssaal und stellt dabei den ersten Meilenstein in der bis 2027 geplanten Neugestaltung der Sammlung dar. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die 1878 gegründete „Ostschweizerische Geographisch-Commercielle Gesellschaft“.

Eng mit der Textilindustrie verwoben, verband die Organisation ihre Suche nach Absatzmärkten in Übersee mit wissenschaftlichem Interesse. Die dadurch entstandene Kollektion zeugt vom weltumspannenden Wirken der St. Galler Unternehmer und ging als Schenkung in den Besitz der Ortsbürgergemeinde über. Gemeinsam mit der Sammlung des Historischen Vereins legten diese Widmungen den Grundstein für das 1921 eröffnete Museum.
Gerade in Zeiten, in denen die Rückgabe vieler Objekte in ihre Ursprungsländer gefordert wird, dürfte es spannend werden, was die Institution mit ihrem Fundus vorhat.
Physische Wärme und soziale Nähe
Die Bedeutung der Naturbeherrschung für das Soziale steht im Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung „Warm“. Vom prähistorischen Lagerfeuer der Steinzeitmenschen über römische Badehäuser bis hin zur heimeligen Stube widmet sich die Schau der klimatischen Anpassungsfähigkeit des Menschen.
Dabei beschränkt sie sich nicht auf das blanke Überleben. Vielmehr rückt sie die Rolle der Wärme für die Gesellschaft ins Zentrum. Daher fragt die Schau nach den sozialen Gravitationszentren der Gegenwart und wie diese mit Wärme verbunden sind. Als interaktive Ausstellung sind auch die Besucher ab der Eröffnung am 6. Dezember eingeladen, an der Kulturgeschichte des Heimeligen mit zu forschen.