Kultur

Weltpremiere mit Stubentiger

31.01.2025 • 18:18 Uhr
Homunculus
Michael Köhlmeiers „Matou – Die Katze, die kein Mensch sein will“ feiert als Puppentheater Premiere. Homunculus

Für Jung, Alt und Junggebliebene bietet das Figurentheater-Festival Homunculus heuer ein Feuerwerk der Bühnenkunst.

Wie durch Magie beginnen Puppen zu leben, wenn vom 22. bis zum 30. Mai das 34. Figurentheater-Festival Homunculus in Hohenems über die Bühne geht.
Wenn ein Maikäfer zum Mond fliegt und sich das erste Kasperltheater auf dem Mount Everest anbahnt, lässt sich ahnen, dass hier Puppenspieler nach den Sternen greifen. Das Festival protzt dabei nicht nur mit zahlreichen Premieren. Denn erstmals seit zehn Jahren findet es wieder in Begleitung des österreichischen Amateurtheater-Festivals Anima statt.

Am Anfang steht ein Rückblick. Denn mit „20 Years later. Still here!“ präsentieren Lotta & Stina die kondensierten Höhen und Tiefen ihrer langjährigen Karriere. Diese offenbaren sie dem Publikum in der Gestalt von It-Girl Clarissa Zockovic und ihrer Pflegerin Nikki, deren ungleiche Freundschaft dem Zahn der Zeit standhielt.

Wolkenleiter

Die erste Show am folgenden Tag handelt von Franzis Versuch, mit einer Leiter nach den Wolken zu greifen. Kindern gewidmet, verspricht die Vormittagsvorstellung von Anima eine gefühlvolle Reise mit fantastischen Wesen.

Mondflug mit Maikäfer

So auch „Peterchens Mondfahrt“ von Angela Priester und Eva Wassertheurer. Ebenfalls für Kinder gedacht, handelt der zweite Beitrag der Anima von den Kindern Anne und Peter, die gemeinsam mit Maikäfer Sumsemann zum Mond aufbrechen. Dem Käferich liegt diese Mission besonders am Herzen, schließlich sucht er dort nach seinem verlorenen sechsten Bein. Als wäre ein Ausflug ins Weltall nicht atemberaubend genug, begegnen die Wagemutigen abenteuerlichen Gestalten. Etwa Sandmann, der den Sternen das Singen lehrt, die Kuchen backende Nachtfee oder der geizige Mondmann.

Am Abend geht es zurück auf die Erde, wenn das Theater Maretto „Was man von hier aus sehen kann“ präsentiert. Das Soloprogramm mit Friederike Krahl richtet sich an Erwachsene und führt diese in ein Dorf voller Widersprüche, in dem das Leben in die Dinge fährt.

Rotkäppchen und ein Wolf ohne Zähne

Animas vorerst letzter Streich folgt am Samstag, wenn Ulrich Chmel´s Papiertheater einer alten Form der Bühnenkunst neues Leben einhaucht. Für Kinder und jene, die es im Herzen geblieben sind, offenbart das Schauspiel auf der kleinen Bauchladenbühne einen neuen Blick auf Rotkäppchens Geschichte. Mittendrin ein Drache, eine verzauberte Prinzessin und der Wolf – samt Hunger, aber ohne Zähne.

Lügengipfel

„Spielplatz Everest“ von Kaufmann & Co. führt wieder in luftige Höhen. Denn Gernda und Michaela haben sich das Ziel gesetzt, ein Kasperltheater auf dem Mount Everest aufzuführen. Mit der Wahnwitzigkeit ihrer Idee konfrontiert, fälschen sie den Gipfelsturm mit einem Video und beginnen, über ihre eigenen Lügen zu stolpern.

Was wurde aus … ?

Mit „Aschenputtel“ von Kaufmann & Co. geht es Sonntagfrüh zurück in die Märchenwelt. Ausgang des Stücks ist die Frage, was nach Aschenputtels Heirat mit dem Prinzen aus ihren Stiefschwestern wurde.

Homunculus
Pop-Up Pirat. Homunculus

Ein montägliches Donnerwetter der Wortgewalt verspricht „Pop-Up Pirat“ von Franziska Hoffmann. Deren Protagonisten Tapir und Pirat sind mit den Weltmeeren vertraut. Daher darf man gespannt bleiben, was für Sprachschätze sie auf ihren Fahrten an Land zogen.

Abgefahrene Theologie in der Dada-Edition

Wenn Dada Zirkus zu „Genesis“ lädt, ist die Stunde der abgefahrenen Theologie gekommen. Dabei präsentieren die Surrealisten ihren Schöpfungsmythos mit viel Körpereinsatz, weit über die Grenzen des Puppenspiels hinaus.

Homunculus
Der Dada Zirkus hat ganz eigene Vorstellungen von der Entstehtung der Welt. Homunculus

Am Vormittag des 27. bringt das Theater Zitadelle „Neeweißnicht und Rosenrot“ auf die Bühne. 2023 mit dem Ikarus-Preis ausgezeichnet, widmet es sich der Frage: „Wem gehört die Welt und wer ist denn jetzt eigentlich der Bär?“

Von zwei Künstlern, die sich finden und verlieren, handelt „Hear my Song“ des Theater Con Cuore. Ihnen gehört auch die Bühne, wenn sie am Mittwoch „Tigerwild“ aufführen. Das titelgebende Tier ist trotz gemütlichem Leben von Unwohlsein geplagt. Daher wächst eine Wildheit in Herrn Tigers Herz, die ihn auf eine verrückte Idee bringt.

Basteln und andere Hexereien

Während Kinder beim Workshop „Kuschel-Puschel-Krallentier“ singen und basteln können, gehört der Abend „Faust“. Inszeniert durch das Schubert Theater Wien und Christoph Bochdanksyk, verspricht die Puppenversion des Klassikers eine Tragödie voller Facetten.

Bauhelm und Geheimnis

Unklar dagegen, was es mit der „Tunnelaction“ von Claus, Maatz und Maag auf sich hat. Fest steht nur, dass sich die Teilnehmenden am 29. warm anziehen müssen und einen Bauhelm brauchen.

Der Weltgeist mag Stubentiger

Wenn Michael Köhlmeiers „Matou – die Katze, die kein Mensch sein will“ erstmals mit Puppen aufgeführt wird, erreicht das Programm seinen Höhepunkt. In der Inszenierung vom Team Menzel-Schäfer-Thieme offenbart der titelgebende Stubentiger, wie viel Weltgeschichte in sieben Katzenleben passt. So machte Matou Bekanntschaft mit illustren Figuren wie Andy Warhol oder E.T.A. Hoffmann, wovon sie der menschlichen Sprache mächtig auch berichten kann.

Homunculus
Ein belesenes Raubtier. Homunculus

Die scharfsinnige Beobachterin sieht das unaufhaltsame Versagen der Menschen. Doch am Horizont dämmert bereits eine neue Zeit. Die der Katzen. Klüger und schöner als alles, was zuvor kam, soll diese sein. Matous Menschen-Wissen macht es möglich. Von den Zweibeinern befreit, zeigt es den Weg zur Utopie. Dabei erlaubt sich der Weltgeist maximale Ironie, werden doch die Tiere zu seinem neuen Träger.

So auch bei „Tanz der Tiere“, mit dem das Theater Kuckucksheim zum Abschluss des Festivals lädt.

Das 34. Figurentheater-Festival Homunculus findet vom 22. bis zum 30. Mai in Hohenems statt.