„Die Sterne“ kommen nach Lindau und zeigen ihr Bestes aus 34 Jahren

Mit ihrem Kompilation-Album „Grandezza“ ist die deutsche Indie-Rockband „Die Sterne“ diesen Sonntag im Lindauer Club Vaudeville live zu erleben.
An Pathos und dem Hang zu großen Konzeptsongs hat es den Sternen noch nie gefehlt. „Fick das System“ und „Wir wissen nichts“ sind Lieder, die davon Zeugnis abgeben. Beide sind sie auf der 2024 erschienenen Zusammenstellung enthalten, die einen klugen Abriss der mittlerweile 34-jährigen Bandgeschichte darlegt.
Das erstgenannte Lied stammt aus der Anfangsphase (1992) und ist eine rockig-launische Verweigerung gegen den Kapitalismus. Sterne-Songs sind durchsetzt von der Abneigung und der Auflehnung gegen und schließlich auch der Resignation am herrschenden System. Gesellschaftspolitik ist das Handwerkszeug der Sterne, das auch in scheinbar unpolitischen Liedern immer wieder durchsickert. „Diskurspop“ war die Bezeichnung, die die Fachpresse ihnen, aber auch Tocotronic und Blumfeld in den 1990er Jahren zuschrieb. Das zweite Lied, veröffentlicht 2022 auf dem letzten regulären Album „Hallo Euphoria“ beschreibt die Untergangsstimmung, die der Hoffnungslosigkeit viel Platz einräumt. Wäre da nicht immer das Augenzwinkern und der Subtext, der genau das Gegenteil behauptet. Zwischen diesen beiden Polen pendeln viele Lieder, auch auf der Kompilation „Grandezza“.

“Nach Fest kommt Lose”
FM4-gefällige Gassenhauer wie „Nur Flug“, der hintergründige Sommerhit „der Sommer in die Stadt wird fahren“ oder kaum bekannte Diskorock-Songs wie „Nach Fest kommt Lose“ oszillieren im 19 Lieder umfassenden Album. Jede Epoche der Bandgeschichte bekommt ihr Lied ab.
Das Best-of der Legenden
Dieses etwas andere Best-of werden die Sterne auch live präsentieren. Und so den jüngeren Sterne-Fans das eine oder andere noch nicht bekannte Gustostück näherbringen. Die Sterne sind eine deutschsprachige Legende, die so lange spielt, bis sie so alt sind wie die Rolling Stones. Mit dem einen Unterschied, dass von den Gründungsmitgliedern nur noch Mastermind und Leadsänger Frank Spilker übrig ist. Dyan Valdés am Keyboard und Gesang, Jan Philipp Janzen am Schlagzeug und Philipp Tielsch am Bass haben sich mittlerweile jedoch sehr gut im Sterne-Universum eingefunden.
„Was hat dich bloß so ruiniert?“
Und auch 2025 dreht sich vieles um den einen Satz und Sterne-Song „Was hat dich bloß so ruiniert?“ Konkrete Antworten gibt es keine, aber so sind die Lieder der Sterne nicht gebaut. Es wird angerissen, philosophiert und wieder verworfen. Um dann nochmals groß mit dem Hit „Trrrmmer“ auszuholen: „Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten. Wir fanden uns ganz schön bedeutend.“ Mehr Grandezza geht nicht!
Daniel Furxer