Kultur

Filmfestival als Forum des kritischen Gesprächs

21.02.2025 • 10:51 Uhr
No Box for Me. An Intersex Story_still
andana films

Stoff und Ort für Diskussionen bietet das Filmfestival „Human Vision“ mit umfangreichem Programm.


In seiner neunten Auflage widmet sich das Filmfestival „Human Vision“ heuer dem Schwerpunkt „Rückschritt & Fortschritt“. Daher lädt es vom 24. Februar bis zum 8. März in den Spielboden nach Dornbirn. Anhand von Vorführungen, Diskussionen und weiteren Angeboten soll dort ein Raum für gesellschaftspolitische Fragen entstehen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Menschenrechten.

Noch bevor am Mittwoch ein Pub-Quiz zum Thema Menschenrechte den öffentlichen Part einläutet, lassen sich Studierende der Kunstschule Liechtenstein im Foyer nieder. Dort wirken sie vom 24. bis zum 28. Februar an weißen Stoffbahnen. Robust und wandelbar, versinnbildlichen diese Motive der gezeigten Filme. Besucher haben dann am 1. März bei einem Basar die Gelegenheit, mit den Studierenden in Dialog zu treten und Teile ihrer Arbeiten zu erwerben. Dabei werden die Erlöse dem Hilfsprojekt „Vision for Gambia“ gespendet.

Inklusion und Klima

Das eigentliche Filmprogramm beginnt am 27. mit „Planet B“. Der Dokumentarfilm von Pieter Van Eecke zeigt Klimaaktivisten zwischen öffentlichen Protesten und persönlichen Herausforderungen. Im Anschluss findet ein Gespräch mit den Aktivisten Katharina Geistlinger und „Raven“ statt.
Um das Thema „Inklusive Medienarbeit“ dreht sich eine gleichzeitig stattfindende Diskussion im großen Saal. Diese führen Ernst Tradinik, nach dessen Buch die Veranstaltung benannt ist, mit Friedrich Gföllner (Sozialbetreuer und Filmproduktionsleiter) und Jahn Graf, der den Podcast „Jahns rollende Welt“ betreibt. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Lebenshilfe statt und wird in Gebärdensprache übersetzt.

Am Freitag folgt ein Poetry-Slam zu den Themen Klimawandel und Menschenrechte. Von syrischen Flüchtlingen, die auf der Suche nach Sicherheit die weiten Wälder zwischen Weißrussland und Polen durchqueren, handelt der Film „Green Border“. Er wird parallel im Kinosaal gezeigt, wo im Anschluss ein Gespräch mit der Diplomsozialarbeiterin und Psychotherapeutin Claudia Wielander stattfindet.

Der aufrechte Gang

Am Samstag bietet der bereits erwähnte Basar ein weitreichendes Angebot. So können unter anderem Kleider getauscht, Keramik bemalt oder diverse Speisen, etwa vom Sunnahof, genossen werden. Dabei richtet sich das Programm an alle Altersgruppen.

Am Abend geht es weiter zu einem Auftritt des ukrainischen Chors Mriya im Großen Saal. Der anschließende Dokumentarfilm „Dear Beautiful Beloved“ führt die Zuseher in die Ukraine. Er handelt von Menschen, die inmitten der Gewalt des Krieges solidarisch handeln. Dieser wird in Zusammenarbeit mit dem Ukrainischen Verein in Vorarlberg und Amnesty International gezeigt und mündet in einer Diskussion mit dem Regisseur Juri Rechinsky.

Vom Weg zum aufrechten Gang einer Stigmatisierten handelt „Corinnes Geheimnis“. Denn die namensgebende Protagonistin ist seit ihrer Geburt HIV-positiv. Im Anschluss an die Vorführung am Montag lädt sie gemeinsam mit Regisseurin Maike Conway zum Gespräch.

No Box for Me. An Intersex Story_still
No Box for Me. An Intersex Story. andanafilms

Mit „No Box For Me. An Intersex Story“ und „Inter*Story – Ein Stück Aktivismus“ folgen am 4. März zwei Filme zum Thema Intergeschlechtlichkeit. Luan Pertl hat am letztgenannten Film mitgewirkt und wird in der folgenden Diskussion mit Fynn Kirchner (GoWest), der Hebamme Martha Kuderer und Brigitte Soraperra (IG Geburtskultur a-z) teilnehmen.

Corpus Homini
CVernea Linder in Corpus Homini.Boxa Film

Von intimer Arbeit am Leib handelt „Corpus Homini“. Regisseur Anatol Bogendorfer begleitete für seinen Dokumentarfilm eine Hebamme, eine Sexualarbeiterin, ein Bestatterpaar und die in Frastanz wirkende Haus­ärztin Verena Linder. Nach der Vorführung am 5. März wird sie gemeinsam mit Bogendorfer, einer Person aus der Sexualassistenz und dem Sexualberater Andreas Guth unter der Moderation von Friedrich Gföllner ein öffentliches Gespräch führen.

Cyborg Generation
Cyborg Generation. Freak

Am folgenden Tag geht es weiter mit „Cyborg Generation“. Miguel Morillo Vegas Dokumentarfilm zeigt einen 18-jährigen Musiker, der ein künstliches Organ entwickelt, mit dem er Klänge aus dem Weltall wahrnehmen kann. Anschließend an die Vorführung tritt der Humanist Peter Jaglo ins Gespräch mit Margarita Köhl (Studiengangsleiterin InterMedia an der FH Vorarlberg).

Vom waghalsigen Blick in die Zukunft wechselt das Programm am 7. März in die brutale Gegenwart. Dann spielt Martine Laroche-Jouberts Dokumentation „Gaza: Trapped in Hell“. Dieser handelt von der jungen Journalistin Shrouq, die gemeinsam mit ihrer Tochter ums Überleben kämpft. Nach der Vorführung laden der Journalist Ben Segenreich und die Regisseurin zur Diskussion.

Coconut Head
Coconut Head. Ajimati Films

Patriarchat

Am 8. März endet das Festival mit geballtem Programm. Bereits um 13 Uhr startet „Coconut Head Generation“ von Alain Kassanda. Dieser porträtiert junge Studierende der University of Ibadan, Nigerias älteste Hochschule. Dort treffen sie sich regelmäßig in ihrem Filmclub, wo kritische Diskussionen an der Tagesordnung stehen.

Wie die Kathe ihre Angst vor dem Wasser verlor
Wie die Kathe ihre Angst vor dem Wasser verlor. Polyfilm

Danach folgt der Animationsfilm „Flow – Wie die Katze ihre Angst vor dem Wasser verlor“. Für die ganze Familie geeignet, erzählt er die Geschichte einer Kooperation in großer Not.

Inshalla a Boy
Inshalla a Boy. Pyramide Films

Zuletzt spielt Amjad Al Rasheeds intensives Drama „Inshalla A Boy“. Er handelt vom Leiden der Jordanierin Nawal, deren Mann verstorben ist. Da das patriarchale Gesetz des Landes Männer bevorzugt, droht ihr jetzt der Verlust des Zuhauses. Ein vermeintliches Schicksal, dem sie sich mit ihrer Tochter Noura entgegenstellt.