Luschnou, die lustige Sprachheimat

Ingrid Hofers Dialekt-Buch über Freundschaften wird am Sonntag als Musiktheater auf der Kulturbühne Ambach in Götzis aufgeführt.
Lustenau ist ihre Heimat, Lieder ihr Herzblut und Texte für Kinder ihre Profession. Naheliegend und trotzdem ergreifend, wie beim neuesten Projekt der Teddy-Eddy-Erfinderin Ingrid Hofer, alle diese Aspekte zusammen kommen.
Ihre Eltern Otto und Veronika Hofer haben sich als Mundartdichter um das Lustenauerische verdient gemacht. Es gibt eine Lustenauer Mundart-App, „die hat meine Mama eingesprochen. Mein Papa hat Mundartgedichte verfasst, und sie hat sie in eine schöne Schreibweise gebracht“, erzählt die Lustenauerin. Vor 30 Jahren hat ihre Mutter eine Musikkassette mit Mundart-Kinderliedern aufgenommen. „Sie sind auf den gängigsten Streamingportalen zu finden, entsprechen aber nicht dem heutigen Standard.“ Deshalb wollte sie die Lieder neu aufnehmen.

Die Familie singt
Dieses Projekt war nicht ganz einfach zu realisieren, denn ihr Vater ist dement, die Mutter mit der Pflege voll eingebunden. „Also habe ich einfach den Startschuss gegeben, das war an Weihnachten ´23“, blickt Hofer zurück. Sie schickte die alten Lieder auf Kassette an ihren Arrangeur, übersetzte einige Teddy-Eddy-Lieder ins Lustenauerische. „Das war nicht einfach, denn die Texte hören sich dann anders an und müssen neu geschrieben werden.“ Es entstand ein Familienchor, bestehend aus ihren drei Kindern, ihr selbst und ihren Eltern. Dass beide eingebunden werden konnten, ist der Verdienst des Arrangeurs Walter Till, der sein mobiles Studio zusammengepackt und kurzerhand in Hofers Gartenhäuschen wieder aufgebaut hat.
Die Geschichte feiert den Dialekt ihrer Heimatgemeinde. Das Ei, auf Lustenauerisch „Äuoli“, verlässt das Nest, weil es ihm da zu langweilig ist. Zusammen mit dem Buärli, der Erbse, und dem Houozibollo, der Backerbse, geht es auf Wanderschaft. Sie treffen ein Mädchen, das den Dialekt unaussprechlich und verwirrend findet, selbst aber einen komischen Namen hat. Als sich noch zwei Buben mit Schlauchboot und ebenfalls ungewöhnlichen Namen dazugesellen, ist die Verwirrung komplett. Bis jemand vorschlägt, doch einfach zusammen was zu spielen. Plötzlich ist nicht mehr wichtig, wer woher kommt und welchen Namen hat. Wichtig ist der geteilte Augenblick. „Ich habe Freunde und Freundinnen aus Syrien, Ex-Jugoslawien und mit türkischen Wurzeln. Wenn wir uns treffen, ist unsere Freundschaft das Herzensanliegen, das uns verbindet“, erzählt Hofer.
Hinten im Buch sind alle Lieder samt Texten zu finden, sodass sie auch nachgespielt und nachgesungen werden können.
Mit Kindern auf der Bühne
Um ihre Kinderlieder und das Buch zu bewerben, hieß es dann plötzlich: „Ingrid, wir brauchen ein Theaterstück.“ Hofer war nicht sofort begeistert, ließ sich aber überreden. In einer Turbogeschwindigkeit entstanden Text, Kulisse, Schminke und Kostüme. Hofer ist als Erzählerin mit sechs Kindern auf der Bühne. Drei Kinder sind die eigenen, das hat die Organisation etwas erleichtert. Zusammen mit der Musik war es trotzdem eine Herausforderung, und es waren viele Menschen vor allem auch hinter der Bühne beteiligt. Es wird getanzt, gesungen, gesprochen. Vor allem aber haben nicht nur die Kinder im Publikum, sondern auch die auf der Bühne viel Spaß.
Gefragt, warum ihre Kreationen bei Kindern ab drei Jahren so gut ankommen, muss Hofer nicht lang überlegen: „Weil sie authentisch sind und die Kinder die Dinge, die ich beschreibe, tatsächlich auch so ähnlich von zu Hause kennen: Dass sie Verdauungsprobleme von viel zu viel Schokolade bekommen zum Beispiel. Ich erzähle nichts Neues, aber ich erzähle es so, dass die Menschen einen Zugang dazu bekommen. Außerdem weckt Musik natürlich Emotionen, das ist bei Kindern nicht anders als bei Erwachsenen.“
Wer am Sonntag ein Kind zur Aufführung begleitet, muss sich übrigens nicht vor dem Dialekt fürchten: Der beschränkt sich für die allgemeine Verständlichkeit auf die Namen „Äuoli, Buärli“ und „Houozibollo“.

„In Lustenau sagt man Äuoli – Freundschaft kennt keine Grenzen“, kleines Musiktheater von Ingrid Hofer für Kinder ab 3 Jahren, Kulturbühne Ambach in Götzis, Sonntag, 13. April, um 14.30 Uhr.