Kultur

Wenn die Moldau nicht richtig fließt

29.04.2025 • 21:23 Uhr
Meisterkonzert Bregenz Prague Royal Philharmonic Orchestra
Das Prague Royal Philharmonic Orchestra mit Solist László Fenyö und Dirigent Heiko Mathias Förster (r.).Mittelberger

Trotz inniger Passagen blieb Smetanas berühmte Flussmusik unter der Leitung von Heiko Mathias Förster seltsam blass.

Ganz im Zeichen der böhmischen und mährischen Musik stand das jüngste Meis­terkonzert im ausverkauften Bregenzer Festspielhaus, als das Königliche Philharmonische Orchester Prag, das der deutsche Dirigent Heiko Mathias Förster 2017 mit Prager Musikerinnen und Musikern gegründet hat, mit Werken von Dvořák, Janáček und Smetana auftrat. Hauptwerk im ersten Teil war das Cellokonzert von Dvořák mit dem ungarischen Solisten László Fenyö, der das beliebte Werk auf seinem klangsatten Goffriller-Cello zum Blühen brachte.

Erstaunlich plakativ

Das Orchester, mit dem Förster an die 1618 aufgelöste Hofkapelle von Kaiser Rudolf II. anknüpfen wollte, hat zwar hervorragende Musizierende in seinen Reihen, doch bleibt Försters Dirigat so schematisch und unbestimmt, dass sich der Klang der Orchestergruppen nicht rundet und die Balance zwischen Bläsern und Streichern nicht ausgewogen ist. Der Musizierfreude des Orchesters tut das zwar keinen Abbruch, aber vieles bleibt erstaunlich plakativ, einige Übergänge klapperten und dass selbst ein so herrliches Stück wie Smetanas „Die Moldau“ – das gleichsam in der DNA tschechischer Musikerinnen und Musiker verankert ist – nicht wirklich „in Fluss“ kommt, ist schade.

Verstorbene Jugendliebe

Auch László Fenyö, der nach seinen Studien in seiner Heimat, bei David Geringas in Lübeck, zahlreichen Wettbewerbspreisen und Orchestertätigkeit in Frankfurt nun als Professor in Karlsruhe wirkt, kommuniziert fast mehr mit dem sehr präsent agierenden Konzertmeister als mit dem Dirigenten.
Klangvoll und kernig ist sein Soloeinstieg, das lyrisch-poetische Seitenthema darf sich entfalten, souverän und klangschön bis in hohe Lagen gestaltet Fenyö den Solopart. Im Zentrum steht der herrliche langsame Satz, ein Abschiedslied des Komponisten an seine verstorbene Schwägerin und Jugendliebe, das in inniger Zwiesprache mit den Holzbläsern, mit beseeltem Ton, weichen Hornklängen und zarten Flötentrillern erklingt.
Im Finale betont Heiko Mathias Förster den marschartigen Charakter, lässt das Orchester im Dialog mit dem Solisten zackig aufspielen, bevor sich das lyrische Thema des langsamen Satzes nochmals zu Wort meldet und der Solist zu einer kurzen und intensiven Stretta anhebt. Zum Dank versenkte sich Lászlo Fenyö in eine feingesponnene Sarabande aus einer der Solosuiten von Bach.

Meisterkonzert Bregenz Prague Royal Philharmonic Orchestra
Mittelberger

Vom mährischen Komponisten Leos Janáček hatte der Dirigent eine pulsierende, unheimliche und zerrissen wirkende „Balada Blanická“ aus der tschechischen Geschichtenwelt ausgewählt, mit Klangfarben, die an Martinu erinnern. Smetanas „Moldau“ wurde zwar mit Herzblut musiziert, blieb bei Förster allerdings blass. Und auch das abschließende „Scherzo capriccioso“ von Dvořák wirkte eher plakativ lärmend als musikantisch charmant. Schade, dass Förster da so an der Oberfläche blieb.

Katharina von Glasenapp