Kultur

Sabine Meyers setzt nach 40 Jahren zum klangvollen Abschied auf Raten

06.05.2025 • 09:43 Uhr
Armida Quartett
Peter-Philipp Straemmler (l.), Johanna Staemmler, Teresa Schwamm-Biskamp, Martin Funda und Sabine Meyer. Schubertiade

Zum Auftakt ihrer Abschiedskonzerte bei der Schubertiade musizierte Sabine Meyer mit dem Armida Quartett Werke von Schubert und Reger.

In diesem Jahr wird nicht nur die Schubertiade 50 Jahre, auch die Klarinettistin Sabine Meyer feiert ihre 40-jährige Zugehörigkeit zu diesem Festival des Lieds und der Kammermusik. Da sie Ende des Jahres ihre Konzerttätigkeit aufgeben will, verabschiedet sie sich mit einer Reihe von Konzerten, in denen sie gemeinsam mit jungen und arrivierten Streichquartetten die großen Klarinettenquintette von Mozart, Weber, Brahms und Reger musiziert und am 5. Oktober ein letztes Mal Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“ mit seinen wunderbar getragenen Melodien und Jodelfiguren interpretiert.

Den Anfang dieses Schubertiadeabschieds machte sie jetzt zusammen mit dem deutschen Armida Quartett und dem ungemein dichten spätromantischen Quintett von Reger.

Große Dynamik

Das vielfach ausgezeichnete Ensemble, das sich nach einer Oper von Haydn benannt hat und damit seine Verbundenheit zur musikalischen Rhetorik der Wiener Klassik bezeugt, hatte für den ersten Teil nicht weniger als Schuberts Grenzen sprengendes letztes Quartett G-Dur D 887 gewählt und begeisterte mit seiner ungeheuren Präsenz in den heftigen Kontrasten des Kopfsatzes, fahlen Tremolofiguren, dem sehnsüchtigen Seitenthema und der großen Dynamik. Die Balance im Armida Quartett ist sehr ausgewogen, mit Primarius Martin Funda und Peter-Philipp Staemmler am Cello in den Außenstimmen und Johanna Staemmler und Teresa Schwamm-Biskamp in den Mittelstimmen.

Nadelstiche

Mitreißend war der langsame Satz mit seinen engen Beziehungen zwischen den Instrumenten, dem Cello als Hauptstimme und einer Intensität, die an die Heine-Lieder im „Schwanengesang“ erinnerte (den Bariton Andrè Schuen tags darauf an der Seite von Daniel Heide interpretierte). Wie Nadelstiche klangen die Tonwiederholungen im Scherzo-Satz, um so inniger der sanfte Walzer im Trio-Teil. Auch dem Finalsatz widmete sich das Armida Quartett, dessen Markenzeichen die roten Schuhe der Damen sind, mit nie nachlassendem Brennen.

Innere Glut

Das Klarinetten-Quintett von Max Reger stammt aus dem Jahr 1915, die Uraufführung hat der im Alter von nur 43 Jahren verstorbene Oberpfälzer nicht mehr erlebt. Wie seine großangelegten Orgelwerke oder auch die dicht gewebten Chorsätze ist seine Musik von einer spätromantischen Fülle, mit manchmal archaischen Wendungen. Sie mäandert durch die Tonarten, ist durchzogen von Melancholie, aber auch innerer Glut. All das zeigt sich in der Interpretation durch Sabine Meyer und das Armida Quartett, die höchst lebendig miteinander kommunizieren.

Geisterhaft und bebend

Wie immer staunt man über den langen Atem der Klarinettistin, die Farben und den Ambitus ihres Instruments, das sich so harmonisch mit dem Streicherklang verbindet. Geisterhaft und bebend wirkt der Scherzosatz an zweiter Stelle, tragisch schicksalhaft tönt der langsame Satz, in dem sich Quartett und Klarinettistin in einem riesigen Atembogen finden.

Armida Quartett
Schubertiade

Ein Geschenk 

Wie Mozart und Brahms fasst auch Reger das Finale in einen Variationensatz, der aber unendlich komplexer ist und schließlich in einem verklärten Innehalten endet. Auftauchend aus diesem überreichen Klang verabschiedeten sich die Musizierenden mit einem Abendlied von Schumann, das ursprünglich für Klavier vier- bzw. dreihändig geschrieben wurde und in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni auch in dieser Quintettbesetzung ein Geschenk war.

Katharina von Glasenapp