Das Symphonieorchester Vorarlberg steht am Rand des Machbaren

Mit einem dramatischen Minus im Budget und sinkenden Abozahlen steht das SOV vor gravierenden wirtschaftlichen Hürden. Die neue Saison bringt dennoch ein ambitioniertes Programm.
Ein Minus von 127.000 Euro, kein Spielraum zur Erhöhung der niedrigen Gagen und rund 200 weniger Abonnenten als im Vorjahr – diese dramatische Bilanz für die vergangene Spielzeit zieht das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) bei der Präsentation des Programms für die Saison 2025/2026.
Auf Dauer nicht zu stemmen
Für die 18 Produktionen umfassende Spielzeit 2024/2025 wurden rund 1500 Abonnements verkauft, 200 weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig schätzt sich Präsident Manfred Schnetzer glücklich, dass die Nachfrage für Einzelkarten um 27 Prozent gestiegen und eine durchschnittliche Auslastung von 80 Prozent erreicht wurde. Das Budget ist auf grob 1,6 Millionen Euro beziffert.
„Es ist schwieriger geworden und damit auch die Finanzierung des Orchesters. Seit Corona weißen wir daraufhin. 2024 hatten wir ein deutliches Minus. Wir müssen damit rechnen, dass es auch für dieses Jahr ein deutliches Minus geben wird. Für einen Verein wie uns ist das auf Dauer nicht stemmbar. Einzig bei den Gagen könnten wir zurückgehen, aber das ist keine Diskussion. Bei diesen sind wir weit unter dem Durchschnitt, dafür können wir uns nicht rühmen. Angesichts des Budgets geht aber nicht mehr“, gesteht Schnetzer. Es gäbe bereits intensive Gespräche mit dem Land Vorarlberg. Dass heuer von dieser Seite keine extra Zuwendung möglich ist, sei aufgrund des Spardrucks der öffentlichen Hand verständlich.
Versuche, Unternehmen für Fördergelder zu gewinnen, sollen sich „extrem schwierig“ gestaltet haben. In manchen sei Kulturförderung per Richtlinie verboten.
Klassik-Nahversorger
Dennoch hält das SOV an seinem Anspruch als „Klassik-Nahversorger“ fest, wie Geschäftsführer Gerald Mair betont. Neu in diesem ist das Format „SOV Outreach“, mit dem das Orchester an diversen Orten des Landes kurze Gastspiele halten wird.
Die Abonnement-Reihe im Montforthaus Feldkirch und im Festspielhaus Bregenz blieben das Zentrum des Schaffens. Doch wolle man mit moderierten Konzerten mit klassischer Kammermusik und bekannten Stücken an öffentlichen Orten einen größeren Personenkreis erreichen. Details stehen noch nicht fest, doch sollen diese Konzerte im Mai und Juni 2026 stattfinden.

Die Konzertsaison 2025/26 wird am 27./28. September mit der italienischen Violonistin und Konzertmeisterin Lorenza Borrani beginnen. Nach weiteren Konzerten am 25./26. Oktober mit Dirigent Francesco Angelico und Kontrabass Marc André und dem „texte & töne festival“ (8. November) wird am 29. und 30. November Osborne in Bregenz und Feldkirch am Klavier sitzen. Ebenfalls in Aktion wird Chefdirigent Leo McFall sein, für den Osborne „einer der allergrößten Künstler unserer Tage“ ist. Der Schotte wird Mozarts letztes Klavierkonzert spielen, ergänzt wird das Programm mit der „Suite on English Folk Tunes“ von Benjamin Britten.

Kooperationen
Als Uraufführung und Zusammenarbeit zwischen dem Symphonieorchester und dem Jazzorchester Vorarlberg (JOV) wird am 31. Jänner und 1. Februar „SOV meets JOV – Insomniac Dreams“ auf die Bühne kommen. Benny Omerzell und Martin Eberle schreiben derzeit daran. Weitere Kooperationen werden etwa auch mit den Bregenzer Festspielen – dort spielt das SOV die Festmesse, die Orchestermatinee sowie die Aufführungen des Opernstudios – dem Landestheater oder der Schubertiade gepflegt.

Zum vorletzten Abo-Konzert reist am 7./8. März Oboist Andrey Godik (Dirigent: McFall) an, zum Abschluss wird Cellist Maximilian Hornung auftreten. Am Pult wird der Ukrainer Valentin Uryupin stehen. Die Spielzeit 2025/26 sei noch in weiten Teilen von Mairs Vorgänger Sebastion Hazod konzipiert worden, hieß es. Mair, seit dem 1. November 2024 im Amt, arbeite in Abstimmung mit Leo McFall bereits an den folgenden Spielzeiten. Als symbolisches Staffelholz zwischen Mair und Hazod – beide sind bzw. waren aktive Kontrabassisten – wurde im „Abo 2“ ein Kontrabasskonzert programmiert.
Sebastian Vetter, apa