Mit Hip-Hop in den Moshpit der Hochkultur

Das „tanz ist“ Festival im Spielboden eröffnete am Freitagabend mit einer Moshpit-Performance von drei jungen Tänzerinnen der Soulbox Dornbirn.
„Zwischen Verletzlichkeit und Widerstand“, das ist das heurige Motto des „tanz ist“ Festivals. Hannah Hagen, Jemima Klein und Ramona Peter, Tänzerinnen der Soulbox Dornbirn, präsentierten ihre kreativen Ideen unter der künstlerischen Leitung von Good Lee. Wie die weißen menschlichen Puppen, die Teil der Installation „Mosh Pit – zwischen Verletzlichkeit und Widerstand“ sind, lagen die Tänzerinnen, ebenfalls in Weiß gekleidet, am Boden. Sie erhoben sich aus der Installation und begannen ihren choreografisch bestens durchgestylten Tanz mit langsamen Bewegungen. Zum Beat von Trance-Drum and Bass tanzten sie daraufhin flüssigen Robot-Dance, der gut mit Hip-Hop-Tanzelementen durchmischt war.

Regung und Respekt
Es war eine Freude, den drei perfekt aufeinander abgestimmten Tänzerinnen zuzuschauen, die sich leichtfüßig und spielerisch bewegten. Auf den drei Videoscreens hinter ihnen liefen gleichzeitig Szenen von Open-Air-Konzerten verschiedener Metalbands, bei denen sich das Publikum dem Moshpit-Tanz hingab. Ein scheinbar aggressiver Tanz, bei dem sich die Körper schnell aufeinander zubewegen und wieder abstoßen. Bei genauerem Hinschauen wird aber sichtbar, dass sehr viel Rücksicht aufeinander genommen wird, damit sich niemand verletzt. Diesen Moshpit-Tanz nahmen die Tänzerinnen auch kurz in ihre Choreografie auf und bewegten sich in Slow Motion aufeinander zu und wieder weg. Das Wechselspiel aus langsamen und schnellen Tanzstilen machte den Reiz des Zuschauens aus. Der Spaß am Tanzen war den jungen Tänzerinnen sichtlich anzusehen und übertrug sich auf das anwesende Publikum.

Von der Subkultur zum Mainstream in die Hochkultur
Moshpit zum Thema eines etablierten Tanzfestivals zu machen, zeugt sehr wohl von Mut. Aus der Subkultur der Trash-Metal-Szene hervorgegangen, ist die Tanzform Moshing jetzt in der Mainstream-Kultur angekommen. Der Widerstand, oft gegen das Establishment, der in diesem Tanz zum Ausdruck kommt, wird in Hochkultur übersetzt. Das birgt auf jeden Fall viel Platz für Reflexion und Interpretation. Die griechische Choreografin Xenia Koghilaki zeigte, gemeinsam mit drei weiteren Tänzerinnen, am Samstag bei ihrer Bühnenperformance „Kopanima“, wie Moshing tänzerisch und hochenergetisch während einer Stunde umgesetzt werden kann. (Der hier schreibende Redakteur war leider nicht zugegen).
Mensch und Maschinen
Aiko Kazuko Kurosaki, Co-Kuratorin und mit Kurator Günter Marinelli für das “tanz ist” Programm verantwortlich, zeigt diese Woche eine umfangreiche und vielschichtige Herangehensweise an das Thema Verletzlichkeit und Widerstand. Das Tanzduo Cie. 7273 aus Frankreich und der Schweiz performt am Mittwoch, 18. Juni, eine burleske Zirkustanzshow; Matteo Haitzmann verbindet am Samstag, 21. Juni Tanz und Konzert, indem er mithilfe eines Springseils Schlagzeug und Synthesizer zu einer Klangwolke zusammenführt. Im Anschluss daran tanzt Marta Navaridas mit einem Volvo V60 und zeigt so künstlerisch die Verschmelzung zwischen Mensch und Maschine. Begleitet wird das Festival durch Kinofilme, die das Thema weiter vertiefen.
Daniel Furxer