Warum im Spielboden ein sanftes Hünenwesen glotzt

Michael Salvadori arbeitet im Spielboden an einem mehr als 20 Quadratmeter großen Wandbild.
Filigrane Tuschezeichnungen sind das Metier des aus Lustenau stammenden Malers und Autodidakten Michael Salvadori (Jahrgang 1986). Jetzt wagt er sich im Dornbirner Spielboden an neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks heran. Konkret, der Wandmalerei mit Latexfarben.

Vom Schreibtisch zur Stehleiter
Angefragt, ob er die Wand im Vorraum des Kinos über die Sommerpause gestalten möchte, entsteht dort jetzt ein Werk von drei Mal sieben Meter Ausmaß, gehalten in vier Farbstufen.
Trotz der hervorstehenden Brüste ist die Hünenfigur bewusst ohne bestimmtes Geschlecht entworfen. Während die knopfhaften Augen den Emporsteigenden bereits vom Anfang der Stiege entgegen glotzen, bleibt auch nach längerer Betrachtung die Frage offen, ob die an einer zarten Blume riechende Gestalt gefangen oder viel mehr in sich gekehrt ist.

„Ich arbeite üblicherweise am Schreibtisch. Ein Werk in Stehleiter-Größe zu entwerfen, hat mich aber schon immer gereizt. Dass es so schnell gehen kann, hat mich überrascht“, schwärmt Salvadori. Eine gelungene Mischung aus Vorbereitung, Hilfsbereitschaft und Spontanität macht das möglich. Erst wurde das Motiv in einer maßgetreuen Studie vorbereitet. Durch Raphael Kuster professionell an die Wand projiziert. „Da ich es nicht mit Raster übertragen musste, hat er mir sicher 15 Stunden Arbeit erspart.“ Danach wurde das Werk zu einem Gemeinschaftsprojekt. Immer wieder schauten Freunde vorbei, halfen mit und machten die Arbeit zu einem Erlebnis zwischen Arbeitseinsatz und Freizeit.
107 Meter Visitenkarte
Ein Umstand, der ihm nach zahlreichen Ausstellung gerade recht kommt. Denn alleine in diesem Jahr wurden seine Werke in St. Pölten (Neue Galerie), Lustenau (dô), Dornbirn (Hämmerle Areal) ausgestellt. Zurzeit sind sie im Rahmen des Walserherbst im Musikraum Blons zu sehen.

Zentraler Baustein in dieser Entwicklung ist sein 2023 erschienenes Buch Michael’s 360. Das Werk ist die Frucht fünf Jahre langer Detailarbeit, in der er mit Tusche eine 107 Meter lange Alb-Traumlandschaft auf Papier bannte. Mehr als 400 Mal soll es sich schon verkauft haben. „Es ist eine Art Visitenkarte, die bei vielen Menschen zu Hause oder im Atelier aufliegt.“

Freie Kunst und Auftragswerke
Neben der freien Kunst arbeitet Salvadori auch als Illustrator. Unter anderem entwarf er schon Sujets für das Wiener Lokal Gru, Nofler Spargel oder den Dornbirner Instrumentenhandel Adi’s Guitar.

„Einen Designzweck umzusetzen, finde ich spannend. Meine Kunden wissen auch, dass ich nicht mit Photoshop arbeite. Daher kann ich mich trotz der Funktionalität recht frei ausdrücken.“

Trotz sichtlicher Faszination für die Bewegung Surrealismus, verzichtet der Autodidakt auf eine bewusste Verortung in der Kunstgeschichte. So hält er es auch mit der Betrachtung von Kunst: „Ich schaue, was gefällt mir, was nicht?“ Konkret in Vorarlberg schätzt er besonders die Arbeiten seiner Berufskollegen Alexander Stark und Michaela Kessler: „Sie ist unglaublich gut.“