Belcea Quartet begeistert in Schwarzenberg

Mit Mendelssohn, Beethoven und Mozart zeigte das international besetzte Ensemble eine Interpretation von großer Intensität, Virtuosität und kluger Balance.
Erstaunlicherweise ist bei der Schubertiade immer wieder auch Neues zu entdecken – kaum Zeitgenössisches zwar, doch Unbekannteres aus dem Schaffen großer Komponisten: So begann das international besetzte Belcea Quartet (vor drei Jahren ist die koreanisch-australische Geigerin Suyeon Kang als zweite Geige an die Seite der rumänischen Primaria Corinna Belcea getreten) sein Programm mit zwei einzelnen Sätzen von Felix Mendelssohn: Eine zart tastende Fuge aus dem Jahr 1827 verrät die bei Zelter geschulte Liebe zu Bach und Händel, ein Capriccio aus dem Jahr 1843 beginnt blühend und dicht und lässt die zweite Geige dann ein Fugenthema anstimmen, das von den anderen Quartettkollegen, Krzysztof Chorzelski an der Bratsche und Antoine Lederlin am Cello und natürlich Corinna Belcea aufgenommen wird.

Kraftvoll und positiv
Dieser hingebungsvoll musizierte Einstieg bereitet die komplexe Kontrapunktik des letzten Beethoven-Quartetts op. 135 auf besondere Weise vor. Mit diesem Werk, das mit dem Finalsatz „Der schwer gefasste Entschluss. Muss es sein? – Es muss sein!“ vielerlei Deutungen philosophischer wie humoristischer Art erlaubt, ist das Belcea Quartet natürlich bestens vertraut. Die Interpretation des ersten Satzes klingt scherzend belebt im Miteinander der vier Stimmen, zugleich tiefernst und fahl. Dem gestochen scharfen, wilden Brodeln und Bohren des Vivace-Satzes an zweiter Stelle folgt mit dem Lento assai ein wunderbar verinnerlichtes Gebet voller Zerbrechlichkeit und Entrücktheit. Die Spannungsklänge in der Einleitung zum Finale holen einen wieder zurück auf den Boden, die musikalische Rhetorik der erwähnten Fragen gestaltet das Belcea Quartet denkbar knapp, kraftvoll und positiv gestimmt.
Individuell und harmonisch
Nach der Pause zeigt das Ensemble, dessen Mitglieder einerseits so individuell und anderseits so harmonisch interagieren, wie der Beginn von Mozarts „Dissonanzen-Quartett“ KV 465 den Weg für Beethoven bereitet hat. Die dicht gefügte langsame Einleitung, mit der Mozart seine Zeitgenossen befremdete, führt mit Seufzerfiguren vom Cello aufsteigend hinein in ein befreites jubelndes Leben, das die vier Musikerinnen und Musiker leidenschaftlich erfahrbar machen. Wieder wird der langsame Satz zu einem atmenden Dialog der Außenstimmen und der zarten Mittelstimmen, das dichte Gefüge löst sich im musikantischen Menuett mit dem brodelnden Mittelteil. Im wieselflink hohen Tempo des Finalsatzes zeigt das Belcea Quartet so ganz nebenbei, was für ein virtuoses und dabei klug strukturierendes Ensemble es ist: brillant und mitreißend!
Katharina von Glasenapp