Kultur

Eine Kunstmesse mit viel Luft nach oben

21.11.2025 • 17:46 Uhr
Eine Kunstmesse mit viel Luft nach oben
Die INC bietet eine Vielzahl leichtverdaulicher Kunstwerke. Hartinger

INC art fair Bodensee 2025 nennt sich das bedeutendste Kunstevent der Region. Vor Ort zeigt sich ein anderes Bild.

Die heuer zum zweiten Mal stattfindende Kunstmesse INC art fair Bodensee 2025 sei „das bedeutendste Kunstevent im Bodenseeraum“, jedenfalls behaupten das die Organisatoren in einer Aussendung. Bei einem Lokalaugenschein in der Messe Dornbirn offenbart sich hingegen ein Bild, dass diesem Eigenlob diametral entgegensteht.

Eine Kunstmesse mit viel Luft nach oben
Die auf Metal gedruckten Fotoarbeiten von Katja Gehrung zählen zu den stärksten Positionen der Messe. hartinger

Vorarlberger kaum vertreten

Die INC begreift sich als hybride Messe. Konkret geht es darum, dass neben Galerien primär Künstler ausstellen. Waren vergangenes Jahr noch knapp 100 teilnehmende Künstler, Galerien, Verbände und Projekte beteiligt, zählt das Event heuer 60 Künstler und 15 Galerien. Das berichtet die deutsche Kunsthistorikerin Uta Römer. Sie ist eine der drei Jurymitglieder, die mit Auswahl der Aussteller vertraut sind. Interessierte konnten sich bis Februar um einen Platz bewerben. Bei der Vergabe sah man sich um eine Durchmischung lokaler und internationaler Positionen bemüht. Das spiegelt sich auch in den Standkosten wider, etwa in Form günstigerer Preise für Künstlerkollektive.

Eine Kunstmesse mit viel Luft nach oben
Kunsthistorikerin Uta Römer. hartinger

Obwohl Raiko Schwabe, Gründer der INC, behauptet, dass die Messe im vergangenen Jahr „von KünstlerInnen der gesamten Bodenseeregion“ großen Zuspruch erfuhr, fällt die Teilnahme lokaler Künstler äußerst bescheiden aus. Vorarlberg ist einzig mit dem Kunstverein OffenArt (Benny Gleeson, Stefan Schlenker, Gabriele Bösch, Wendelin Bösch und Evelyne M. Fricker) und Waltraud Kircher vertreten.

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Wendelin Bösch ist mit seinen Masken einer der wenigen heimischen Künstler auf der INC. hartinger

Abgedroschene Motive

Die Bandbreite reicht von Fotografie, Skulptur bis hin zu abstrakter und figurativer Malerei. Ob anspruchsvolle Arbeiten gezeigt werden, ist schwer zu sagen. Unter der schieren Menge abgedroschener Motive, etwa ein als Priester verkleideter Schimpanse, Donald Trump oder Mutter Teresa, fällt der sensible Blick zwangsläufig ins Leere.

Eine Kunstmesse mit viel Luft nach oben
hartinger

Der amerikanische Kunsthistoriker Clement Greenberg (1909-1994) wertete Kitsch als Ersatzkultur, die ihr Vorbild imitiert und von den Konsumenten nur eines verlang: ihr Geld. Seine Theorie wirkt wie gemacht für die INC, etwa wenn Römer die figurativen Drip Paintings des Dänen Ole Hedeager mit dem abstrakten Expressionismus eines Jackson Pollock vergleicht.

Lobend ist anzumerken, dass die Dauertickets mit 13 Euro äußerst günstig verkauft werden und der Eintritt für alle bis zum 16. Lebensjahr kostenlos ist. Doch im Gegensatz zu vergangenem Jahr fällt das Rahmenprogramm heuer komplett aus. „Stattdessen bieten wir Führungen an, bei denen man das Gespräch mit den Künstlern führen kann“, schildert die Kunsthistorikerin.

Die INC art fair Bodensee 2025 wurde gestern eröffnet und kann bis Sonntag, dem 23. November, auf dem Gelände der Dornbirner Messe besichtigt werden. Einlass ist jeweils ab 11 Uhr, heute schließt sie um 19 Uhr, am Sonntag um 18 Uhr.