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Wie eine Suppe im Landhaus Frauen in Nepal hilft

14.02.2024 • 19:23 Uhr
V.r.: Bischof Benno Elbs, Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP), Rebecca Toprak (Öffentlichkeitsarbeit der KFB Vorarlberg) und Waltraud Girardelli (Obfrau der KFB Vorarlberg). <br><span class="copyright">HARTINGER</span>
V.r.: Bischof Benno Elbs, Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP), Rebecca Toprak (Öffentlichkeitsarbeit der KFB Vorarlberg) und Waltraud Girardelli (Obfrau der KFB Vorarlberg).
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Im Landhaus veranstaltete die Katholische Frauenbewegung auch heuer wieder das traditionelle Benefiz-Suppenessen. Die Spenden kommen Projekten in Nepal zugute.

Es ist zu einer Tradition am Aschermittwoch geworden: Zur Mittagszeit füllt sich das Foyer im Landhaus mit Politikern, Würdenträgern der katholischen Kirche und spendenbereiten Vorarlbergern. Unterhalb der Treppe ist eine lange Reihe von Tischen aufgebaut, wo sich die Menschenmenge anstellt. Am vorderen Ende ist eine Spendenbox aufgestellt, weiter hinten findet man Suppentöpfe. Eine Gerstensuppe und eine Griessuppe mit Wurzelgemüse stehen zur Auswahl, dazu gibt es Schwarzbrot.

Reges Treiben bei der Suppenausgabe. <span class="copyright">Hartinger</span>
Reges Treiben bei der Suppenausgabe. Hartinger

Einmal mehr lud die Katholische Frauenbewegung (KFB) mit der „Aktion Familienfasttag“ zum Benefiz-Suppenessen. Der Erlös kommt unter anderem zwei Projekten in Nepal zugute.

Prominente Gäste

Um 12 Uhr ist das Landhaus gut gefüllt, die Plätze an den Stehtischen, die im Foyer verteilt sind, werden rar. Blickt man sich um, kann man zahlreiche Mitglieder der Landesregierung entdecken: Barbara Schöbi-Fink, Christian Gantner und Martina Rüscher etwa sind einige der anwesenden ÖVP-Politiker, der grüne Koalitionspartner ist unter anderem mit Daniel Zadra und Katharina Wiesflecker nicht minder prominent vertreten. Auch Landtagspräsident Harald Sonderegger (ÖVP), Nationalratsabgeordneter Reinhold Einwallner (SPÖ) und Abt Vinzenz Wohlwend, der dem Kloster Mehrerau in Bregenz vorsteht, haben sich im Landhausfoyer eingefunden.

Landtagsdirektorin Borghild Goldgruber-Reiner mit Landtagspräsident Harald Sonderegger. <span class="copyright">Hartinger</span>
Landtagsdirektorin Borghild Goldgruber-Reiner mit Landtagspräsident Harald Sonderegger. Hartinger
Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) ließ sich ihre Suppe schmecken. <span class="copyright">Hartinger</span>
Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) ließ sich ihre Suppe schmecken. Hartinger
Daniel Zadra (links) von den Grünen.
Daniel Zadra (links) von den Grünen.

Immer mehr Menschen werden beim Sicherheitscheck abgefertigt, bevor sie das Landhaus betreten. Die Spendenkasse klingelt, es wird fleißig Suppe gegessen. Kurz vor halb eins trifft auch Bischof Benno Elbs ein. Er leitete zuvor den traditionellen Aschenritus in der Seekapelle Bregenz, der Termin habe ein paar Minuten länger gedauert. Nun kann die Benefizveranstaltung eröffnet werden.

Das Foyer des Landhauses war prall gefüllt. <span class="copyright">Hartinger</span>
Das Foyer des Landhauses war prall gefüllt. Hartinger

Leitmotiv Klimagerechtigkeit

Den Anfang macht die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in Vorarlberg, Waltraud Girardelli. Sie hat den Vorsitz von der im Vorjahr in „Ehrenamtpension“ abgetretenen Ingrid Härle übernommen und verkündet das Leitmotiv der heurigen Benefizveranstaltung: „Klimagerechtigkeit“. Als Modellprojekte hat die KFB zwei Organisationen im asiatischen Staat Nepal, im Himalayagebirge zwischen Indien und China gelegen, ausgesucht. Damit möchte man darauf aufmerksam machen, dass „die Regionen der Welt, die die Klimakrise am wenigsten verschulden, ihre Auswirkungen am stärksten spüren“, wie Girardelli in ihrer Rede sagt.

Waltraud Girardelli ist Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in Vorarlberg. <span class="copyright">Hartinger</span>
Waltraud Girardelli ist Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in Vorarlberg. Hartinger

Im Anschluss erläutert Rebecca Toprak, warum das besonders die Frauen in Nepal trifft. „Wird das Klima trockener, werden die Wege der Frauen für das Wasserholen länger. Dadurch steigt das Risiko für geschlechterspezifische Gewalt“, so die für die Öffentlichkeitsarbeit der KFB Vorarlberg zuständige Toprak. Auch bei Ausfall der Ernte sind die Frauen zuerst betroffen. Toprak führt aus: „Das vorherrschende patriarchale System verlangt von einer guten Frau und Mutter, dass sie beim Essen zugunsten der Männer und Kinder verzichtet. Daher sind es die Frauen, die zuerst unter den Mangelerscheinungen infolge einer unausgewogenen Ernährung leiden.“

Rebecca Toprak ist bei der Katholischen Frauenbewegung Vorarlberg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. <span class="copyright">Hartinger</span>
Rebecca Toprak ist bei der Katholischen Frauenbewegung Vorarlberg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Hartinger

In einem Kurzvideo, das die anwesenden Gäste zu sehen bekommen, wird das Gesagte bildlich unterstrichen. „Extreme Wetterbedingungen bedrohen die Existenzgrundlage der Menschen, während Schädlinge die spärlichen Ernten vernichten“, so der O-Ton im Video.

Zwei Pilotprojekte

Anschließend stellt Toprak zwei der Projekte vor, denen das Spendengeld zugutekommt. Das ist zum einen das „Social Work Institute“. Dort können sich Frauen in Kooperativen austauschen, sparen und werden in Trainings für eine klimatisch widerstandsfähigere Landwirtschaft ausgebildet. Mitglieder der Kooperativen können durch die gemeinsamen Ersparnisse Kredite in Anspruch nehmen. „Durch die Bewusstseinsarbeit in den Kooperativen werden die Frauen bestärkt, sich für ihre Rechte einzusetzen, und treten gemeinsam gegen Gewalt, Kinderarbeit und Menschenhandel auf“, erklärt Toprak.

Suppenessen für den guten Zweck. <span class="copyright">Hartinger</span>
Suppenessen für den guten Zweck. Hartinger

Das zweite Projekt „Raksha Nepal“ will das Land von Zwangsprostitution befreien und bietet betroffenen Frauen berufliche Umorientierung, Möglichkeiten zur Weiterbildung, psychosoziale Unterstützung und rechtlichen Beistand. Die Katholische Frauenbewegung unterstützt mit den Spendengeldern der „Aktion Familienfasttag“ aber nicht nur diese beiden Pilotprojekte, sondern insgesamt rund 70 Partnerprojekte auf der ganzen Welt.

Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink bedankte sich bei der KFB. <span class="copyright">Hartinger</span>
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink bedankte sich bei der KFB. Hartinger

In Abwesenheit von Landeshauptmann Markus Wallner richtet Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink Dankesworte an die KFB: „Ich danke euch stellvertretend für Tausende Frauen in ganz Österreich der Katholischen Frauenbewegung, die heute überall einfache Mahlzeiten anbieten und überall informieren und aufmerksam machen, wo Ungerechtigkeiten sind und wo wir zumindest mit Geld helfen können.“ Nachdem der Bischof ein Segensgebet gesprochen hat, ist die Veranstaltung offiziell eröffnet.

Bischof Benno Elbs sprach ein Segensgebet. <span class="copyright">Hartinger</span>
Bischof Benno Elbs sprach ein Segensgebet. Hartinger

Vom Siechenhaus ins Landhaus

Wie Schöbi-Fink richtig festgestellt hat, ist die Katholische Frauenbewegung österreichweit tätig. Seit 1947 gibt es die Organisation, seit 1958 wird die Aktion Familienfasttag durchgeführt. Die ehemalige Vorsitzende Ingrid Härle, schon seit 1987 bei der KFB tätig, erzählt der NEUE, wie es dazu kommt, dass die Benefizveranstaltung seit etlichen Jahren im Landhaus stattfindet: „Ursprünglich war das Suppenessen im Siechenhaus in der Gallusstraße. Andere Diözesen haben schon damals die Aktion zum Aschermittwoch im Landhaus veranstaltet. Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreich hat dann mit der Frau vom ehemaligen Landeshauptmann Sausgruber geredet, ob wir das in Vorarlberg nicht auch machen könnten.“
Nun ist die Veranstaltung, von einer zweijährigen Corona­pause unterbrochen, seit etlichen ­Jahren nicht mehr aus dem Landhaus wegzudenken. Rebecca Toprak ist froh darüber, dass das Suppenessen im Landhaus über die Bühne gehen kann: „So hat die Veranstaltung einen wertvollen Rahmen bekommen.“

Nicht immer fand das Benefiz-Suppenessen im Landhaus statt. <span class="copyright">Hartinger</span>
Nicht immer fand das Benefiz-Suppenessen im Landhaus statt. Hartinger

Während man sich über den Austragungsort keine Sorgen machen muss, hat die KFB ein anderes Problem: den Nachwuchs. Sieben Leute sind in der KFB Vorarlberg tätig, dazu helfen bei der „Aktion Familienfasttag“ zahlreiche Ehrenamtliche. Doch es braucht junge Mitglieder, die die Aktion fortführen. „Wir wollen die nächste Generation ins Boot holen“, so Toprak. Denn auch in den kommenden Jahren sollen am Aschermittwoch wieder Suppen gegessen und Spenden gesammelt werden.