Über 35 Prozent weniger Kfz-Zulassungen

Lockdown und lange Lieferzeiten verursachen schlechte Zahlen.
Was sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie bei den hiesigen Kfz-Händlern abzeichnete, steht nun schwarz auf weiß in der Statistik. Die Zahl der Neuzulassungen für Autos ist im ersten Halbjahr dieses Jahres um über 35 Prozent zurückgegangen. Das geht aus den kürzlich veröffentlichten Zahlen der Wirtschaftskammer hervor.
Rudi Lins, Obmann der Fachgruppe Fahrzeughandel, ging schon im Mai nicht davon aus, dass sich der Markt dieses Jahr wieder erholen wird. Denn es gibt einige Punkte, die der Branche längerfristig nachhängen. „Im Grunde gibt es drei Gründe, warum die Entwicklung derart negativ ist“, erläutert Lins. Erstens der Corona-Lockdown im April. In dieser Zeit konnten keine Fahrzeuge zugelassen werden, weil die Behörden schlichtweg geschlossen hatten. Auch die Showrooms waren zu dieser Zeit nicht geöffnet, es wurden keine Autos verkauft. Und jene Autos, welche inklusive Lieferzeit jetzt hätten eintreffen sollen, fehlen ebenfalls.

Investitionsbremse
„Zweitens kommt dazu, dass ansässige Unternehmen in Sachen Fahrzeugkauf sehr zurückhaltende waren – nicht wissend was die Zukunft bringt“, berichtet der Fachgruppenobmann. Die Investitionsbremse wurde in vielen Firmen gedrückt. „Für die Unternehmen stellt es kein Problem dar, den vorhandene Fuhrpark zwei oder drei Monate länger so bestehen zu lassen, wenn somit auf großen Positionen eingesparte werden kann“, weiß Lins. Erfreulich sei, dass die Nachfrage vonseiten der Unternehmen derzeit wieder größer werde.
“Wir verbuchennoch immer deutliche Rückgänge.”
Rudi Lins, Autohaus Lins Nüziders
Die dritte Ursache für die vergleichsweise bescheidenen Zahlen liege bei den derzeit extrem langen Lieferzeiten. Die Lager der Händlern sind laut Lins relativ leer. Und wer momentan ein individuell konfiguriertes Neufahrzeug bestellen will, muss sich auf Wartezeiten zwischen fünf und sieben Monaten einstellen. Naturgemäß wirkt sich das auf die Zulassungsstatistik aus – und die Zahlen werden aufgrunddessen auch in den nächsten Monaten nicht besser werden.
Dennoch bleibt Lins optimistisch. „Wir verbuchen noch immer deutliche Rückgänge, aber nicht mehr in dem Ausmaß im April oder Mai“. Das sonst übliche Niveau werde aber heuer sicherlich nicht erreicht. Mit den Verkaufszahlen ist er trotzdem zufrieden. Die seien nicht gut, aber besser als befürchtet. Jedenfalls sei den Kunden das Geld für den Autokauf nicht ausgegangen.
Porsche auffällig
Auffällig in der Statistik ist, dass Porsche als einzige Marke ein deutliches Plus verbuchen konnte. Das seien jedoch lediglich Verschiebungen. Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres war Porsche aufgrund der Umstellung auf die neuen Abgasmesszyklen WLTP (Prüfverfahren, welches den Verbrauch eines Fahrzeugs bestimmt, Anm.) nicht lieferfähig. „Es sind einfach keine Autos in den Markt gekommen. Heuer konnten sie wieder liefern, das erklärt warum die Statistik an diesem Punkt so positiv ausfällt“, erläutert Lins.
Trend zu E und Hybrid
Im ersten Halbjahr hat sich gezeigt, dass E-Autos und Hybrid-Fahreuge weiter an Marktanteilen gewinnen. Mit den neuen Förderungen wird sich dieser Trend noch einmal verstärkten, ist Lins überzeugt. „Ansonsten wird der Benziner stärker, der Dieselverkauf stagniert. Das ist ein Trend, der sich schon in den vergangenen zwei Jahre abgezeichnet hat.

Besonders nachgefragt sind nach Aussage von Lins Gebrauchtwagen. Auch „junge Aktionswägen“, werden gerne von Kunden gekauft. Sprich: Kurzzulassungen oder Vorführwägen. Dabei gibt es nämlich einen Preisvorteil, da die Autos eben schon zugelassen sind. „Derartige Fahrzeuge haben sich in den vergangenen Wochen sehr gut verkauft, die Lager bei den Händlern sind fast leer. Deshalb würden auch die Preise in diesem Segment wieder anziehen.
“Hersteller wollen ihre Auftragsbücher füllen.”
Rudi Lins, Fachgruppenobmann Kfz-Händler
Wer sich einen Neuwagen anschaffen will, erwischt nach Lins Einschätzung momentan einen buchstäblich günstigen Zeitpunkt. „Die Hersteller wollen ihre Auftragsbücher füllen damit die Werke ausgelastet sind. Alle haben derzeit attraktive Aktionen“, sagt der Experte.
Unsicherheit und Frust
Nichtsdestotrotz sei die Stimmung bei den Händlern im Land nach wie vor angespannt. Die Furcht vor einer weiteren große Covid-19-Welle ist reell, die Verunsicherung enorm.
Was die Händler aber besonders treffe, sei die Tatsache, dass die Förderprogramme vonseiten des Staates an ihrer Branche völlig vorbei gingen. „Verbrenner, auch wenn sie schadstoffarm sind, stellen diesbezüglich generell Ausnahmen dar. Da fühlen wir uns benachteiligt und im Stich gelassen“, betont Lins. Eine Förderung von E-Mobilität ist seiner Meinung nach zwar wichtig, „aber wenn etwas am Markt bewegt werden soll, kommt man eben an den Verbrennern nicht vorbei. Das sorgt momentan für Frust und Verärgerung.“