„Nun ist Schluss mit Krisenmodus“

Stimmungslage der IV ist vorsichtig optimistisch.
Besser als angenommen ist die Vorarlberger Industriebranche durch den Corona-Sommer gekommen. Und das obwohl so manche Sparte – wie etwa die Automobilzulieferer – ordentlich zu kämpfen hatten und haben. Bei einem Pressetermin am Donnerstag sprachen IV-Präsident Martin Ohneberg und Markus Comploj, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer, von Herausforderungen aber auch von vorsichtigem Optimismus. „Es ist nicht vorbei. Im Herbst werden wir branchenabhängig mit weiteren Einbußen und auch Insolvenzen rechnen müssen. Aber es braucht nun eine Perspektive“, meinte Ohneberg.
Schluss mit Krisenmodus
Man sei froh über die Maßnahmen des Bundes wie Kurzarbeitsmodelle oder die Investitionsprämien. Aber jetzt sei die Landesregierung wieder am Zug. „Die Politik kann jetzt beweisen, wie sie das Regierungsabkommen, das sie abgeschlossen haben, auch umsetzen können“, meinte Ohneberg. Auf Landes- und Gemeindeebene sei die Krise gut gemanagt worden. Aber nun sei Schluss mit Kriesenmodus und Wahlkampf. Es gelte, sich wieder anderen Themen zu widmen. Schließlich habe Corona die anstehenden Probleme im Land nicht verschwinden lassen. So manche Thematik verschwand im Hintergrund, andere Schwachpunkte zeigten sich während der Krise wiederum verstärkt. Beispielsweise in den Kinderbetreuung und Digitalisierung.
Auch gelte es ungelöste Aufgaben im Bereich Verkehr oder Raumplanung in Angriff zu nehmen. Konkret sprach der IV-Präsident von geplanten Großprojekten wie der S 18 oder dem Bahnausbau in die Schweiz sowie nach Deutschland. „Ich bin verwundert darüber, wie oft man noch darüber reden will“, kommentierte er die Sachlage.
Marke Vorarlberg vorantreiben
Entscheidend sei auch, was aus der „Marke Vorarlberg“ wird. Diese müsse nun endlich die nächste Stufe erreichen. Sprich: Land, Gemeinden, Betriebe, Institutionen und Organisationen müssten auf einen gemeinsamen Nenner kommen, damit das Ziel „chancenreichster Lebensraum für Kinder 2035“ auch tatsächlich erreicht werden kann. „Klein Klein funktioniert da nicht, wir brauchen große Lösungen“, formulierte es Ohneberg. Dazu gehört für Comloj auch eine Verbesserung des Ausbildungssystems im Land. „Die Industrie hat dies gerade in Corona-Zeiten durch neue Lehrlingsinitiativen, die Unterstützung der Schulen bei der Digitalisierung, die Anschaffungen von Unterrichtsmitteln und weitere Aktivitäten unter Beweis gestellt“, meinte er. In der Industriebranche seien derzeit noch 40 Lehrstellen offen. Es gibt heuer gleich viele wie im vergangenen Jahr.
“Glokalisierung”
Die hiesige Industrie erbringt knapp 40 Prozent der Bruttowertschöpfung im Land. Und Vorarlberg ist ein Exportland. Mehr als die Hälfte der produzierten Waren werden ins Ausland verkauft. Der Export ist während der Corona-Krise eingebrochen. Nach Aussage von Ohneberg wird es aber auch künftig nicht ohne die Globalisierung funktionieren. Die Industrie brauche diese großen und globalen Märkte weil der nationale Markt zu klein ist. „Wer mehr Regionalisierung fordert, dem muss bewusst sein, dass der Konsument am Ende einen viel höheren Preis zahlen muss“, sagte Ohneberg. Damit wäre man nicht mehr wettbewerbsfähig.
Vorarlberger Industrie
• Die Industrie erbringt 38,5 Prozent der Bruttowertschöpfung in Vorarlberg (Gesamtwert der im Produktionsprozess erwirtschafteten Waren inklusive Bau und Energie).
• Die Bruttowertschöpfung ist über dem Österreichschnitt von rund 29 Prozent.
• Mehr als jede dritte Person in Vorarlberg ist in der Industrie beschäftigt.
• 28,7 Prozent der Lehrlinge in Vorarlberg werden in der Industrie ausgebildet.
• Mehr als die Hälfte aller in Vorarlberg produzierten Waren werden ins Ausland verkauft (über 61 Prozent). Die Exporte Vorarlbergs kommen überwiegend aus der Industrie (circa 70 Prozent).
• Heute entfällt der größte Anteil der gesamten Industrieproduktion in Vorarlberg auf die vielfältige Maschinen- und Metallindustrie.