Fast alle Kinder sind zurück

Die Freude ist groß: fast alle Kinder sind in die Sportvereinstrainings zurückgekommen.
Sie wurde vehement gefordert: die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, das Training in den Sportvereinen wieder aufnehmen zu dürfen. Denn das psychische und physische Wohl der jungen Leute hängt in hohem Maß von ausreichender Bewegung und dem Treffen von Altersgenossen hab. Groß war daher die Freude, als bekannt wurde, dass mit 15. März in Vorarlberg die meisten Vereine ihr Training für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre unter Einhaltung von Auflagen wie dem Erbringen eines negativen Tests auch indoor wieder aufnehmen durften. Auch für die Vereine war die Zeit des Sportverbots keine leichte. Mitgliedsbeiträge wurden ausgesetzt, die Sorge, dass Mitglieder oder Funktionäre aufhören könnten, war groß. Mit Online-Trainingsangeboten wurde versucht, ein Mindestmaß an körperlicher Fitness zu erhalten, trotzdem fand ein gewisser Leistungsverlust statt.
Nach zwei Wochen nun zeigt sich bei einer ersten Umfrage, dass ein hoher Prozentsatz der Kinder zurückgekehrt ist. Das Testenmüssen hält nur wenige vom Kommen ab. Ihre körperliche Verfassung ist nicht so schlecht, wie befürchtet. Wer verzweifelt, sind die Kontaktsportler. Sie dürfen ihren Sport weiterhin nicht ausüben, wie auch die Erwachsenen.

„Sport-Scheck“ soll helfen
Von der Bundesegierung wurde eine Förderung für die Rückholung von Mitgliedern angekündigt, die aufgrund der Corona-Maßnahmen verloren wurden. Bis zu 100.000 Mitgliedsbeiträge sollen mithilfe des „Sport-Schecks“ übernommen werden. Dafür sollen neun Millionen Euro bereitgestellt werden. Außerdem verwies Sportminister Kogler auf das mit den Dach- und Fachverbänden entwickelte „#comebackstronger“-Konzept, in dessen Rahmen weitere Maßnahmen gesetzt werden. Die SPORTUNION findet es gut, dass die Regierung die Förderung der Vereine über den NPO-Fonds (Förderungen für Non-Profit-Organisationen) hinaus ausweitet. Sebastian Gmeiner, Geschäftsführer der SPORTUNION Vorarlberg, glaubt aber, dass es den Vereinen vorangig darum geht, mit ihren Schützlingen wieder aktiv sein zu können. Gmeiner ist dankbar, dass in Vorarlberg auch Indoor-Sport betrieben werden darf. „Wir sind uns bewusst, dass wir eine große Verantwortung tragen“, sagt er. „Acht Bundesländer beobachten, wie das klappt.“ Es habe etwas Zeit gebraucht, bis die Vereine alles organisiert hätten, aber die Präventionskonzepte würden funktionieren. Es sei allen bewusst, wie wichtig die Möglichkeit, in die Vereine zu kommen, für die Jungen sei. Teilweise sei der Sport sogar sekundär. Die Kinder bräuchten Spaß und Kontakt zu Gleichaltrigen. Es sei gut, dass sich die Politik vorgenommen habe, den Sport auch bei steigenden Zahlen nicht wieder „zuzumachen“.

„Training nicht mehr einstellen”
Johannes Rinke von der Turnerschaft Wolfurt berichtet, dass der Verein coronabedingt keine Abgänge zu verbuchen hat. „Wir haben während der Zeit, in der es nicht möglich war, in die Halle zu kommen, zusammengehalten“, erzählt er. Man habe Online-Trainings durchgeführt, sogar der Turnerball wurde online abgehalten. Die Kaderturner, die dank Spitzensport-Regelung trainieren durften, zeigten ein Programm in der Halle, das online übertragen wurde, ergänzt durch Videovorführungen verganger Bälle. Ein Catering für zuhause wurde organisiert. Es wurde also versucht, in Kontakt zu bleiben und die Moral aufrecht zu erhalten. Das hat funktioniert. Dennoch sind alle froh, dass die Kinder und Jugendlichen jetzt wieder in die Sportstätte dürfen. Die Gruppen neu einzuteilen und alles vorzubereiten, sei ein großer Aufwand gewesen. Das Testen werde aber anstandslos durchgeführt. Die Halle in Wolfurt sei groß und es könne bei entsprechendem Stationsaufbau mit Abstand gearbeitet werden, erklärt Rinke. „Wir hätten das auch im Herbst so aufrechterhalten und sicherstellen können, dass sich kein Cluster gebildet hätte“, ist er sich sicher.
Krafttraining.
Die Kinder seien nun aber vollständig zurück und außerordentlich motiviert. Was ihren Leistungsstand betrifft, so ist Rinke erfreut: „Ich habe es mir schlimmer vorgestellt.“ Natürlich müssten nun Kraft wieder aufgebaut oder an der Dehnung gearbeitet werden, aber es halte sich im Rahmen. Ein Problem sieht er allerdings, was die ganz jungen Turner anbelangt: „Turnen muss sehr früh begonnen werden. „Wenn am Anfang an ein halbes Jahr verloren wird, tut man sich schwer, das wieder aufzuholen,“ erklärt er. Er ist froh, dass jetzt alles läuft. „Es wäre sogar egal, wenn noch mehr Sicherheits-Maßnahmen eingeführt würden“, sagt Rinke. „Nur einstellen darf man das Training bitte nicht mehr.“

Zunächst Freude zurückgewinnen
Nach fünf Monaten Pause starteten auch die Junioren des RHC Dornbirn letzte Woche wieder in den Trainingsbetrieb. Mit Spannung und gemischten Gefühlen wurden die Vorbereitungen für die Fortsetzung der Rollhockeytrainings von Trainern und Elternvertretern getroffen. Zur großen Überraschung aller erschienen in fast allen Kategorien, die Kinder vollzählig. „Die Trainer haben ihr erstes Programm der Gaudi untergeordnet, um die Freude wieder zurück zu gewinnen“, berichtet Marcel Schrattner. Man sei überglücklich, dass mit dem Nachwuchs wieder trainiert werden dürfe, doch die wettkampfbezogenen Spiele fehlten. Es werde schwierig, die Spieler bis Herbst bei Laune zu halten.

Nachwuchs zu generieren ist schwer
Beim Handballclub Hohenems wurden die ersten Trainings für die Jugendteams zunächst gestaffelt abgehalten, um niemanden zu überfordern und damit sich die Organisation einspielen konnte. Vier Jugend-Spitzensport-Teams durften bereits im Februar das Training aufnehmen. In ersten Spielen konnten Erfahrungen im Umgang mit den Gesundheitsmaßnahmen oder dem Trainingsablauf gesammelt werden. „Fast alle Kinder sind ins Training zurückgekehrt“, freut sich Michael Rösler (Vorstand). Abgänge gebe es immer, daran sei nicht die Pandemie Schuld. „Was uns Sorge bereitet, ist der Umstand, dass wir durch die Pandemie und deren Maßnahmen, die wir verstehen und mittragen, keinen Nachwuchs generieren können“, beklagt er. Durch Schulprojekte, öffentliche Spiele und dergleichen sei es sonst möglich, die Abgänge zu kompensieren. Ein Jahr ohne durchgängiges Training und Spielbetrieb hinterlasse natürlich Spuren, aber alle seien motiviert. Wermutstropfen: Dass die Erwachsenen-Teams nicht trainieren dürfen.

Training wäre möglich
Wer weiterhin enorm unter der Situation leidet, sind Vereine, die Kontaktsportarten anbieten. „Wir können versuchen, Angebote wie zum Beispiel Athletik-Trainings zu schaffen, aber sportartspezifisch dürfen wir nichts tun“, erläutert der Präsident des Judo Landesverbandes, Lukas Fleisch. „Das frustriert gewaltig.“ Man versuche, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten, aber wenn es keine Perspektive gebe, sei es schwierig. „Kinder haben Bewegungsdrang, da kann man niemandem einen Vorwurf machen, wenn sie zu anderen Sportarten abwandern“, sagt Fleisch. Er erwartet Abgänge von bis zu 30 Prozent. „Der Leistungssport zeigt, dass Training aber möglich wäre“, glaubt er.