Diese Hunde dürfen beißen

Junghundeübung bei der neuen Polizeidiensthundeinspektion in Feldkirch.
Junghundeübung bei der neuen Polizeidiensthundeinspektion in Feldkirch: Der goldbraune Schäferhund Hendrix soll den Schutzdienst üben. Konkret geht es ums Beißen. Das Tier legt sich neben seinen Hundeführer und verharrt ruhig dort. Der Helfer bei der Übung – er wird derjenige sein, der gebissen wird und deshalb Beinmanschetten trägt – kommt zu den beiden, streichelt den Hund und lässt ihn an seinem Beinschutz riechen. Alles wirkt friedlich und ruhig. Auf ein Zeichen des Helfers hin ändert sich die Atmospähre schlagartig. Wie von der Tarantel gestochen springt der Hund auf und beißt kräftig in das Bein. Er lässt nicht los, bevor er das Zeichen zum Aufhören bekommt. Nun wirkt Hendrix wieder wie ein ruhiger, lieber Hund.

Christian Muther, der Landesausbildungsleiter für Junghunde, erklärt: „Der Hund darf bei dieser Übung nur an eine Stelle des Beines beißen und nicht ober- oder unterhalb des ersten Bisses. Dadurch würden mehrere Verletzungen statt nur einer entstehen.“ Es gibt aber auch Übungen, bei denen der Hund an mehren Stellen zubeißen muss. Dann trägt der Helfer einen Beißanzug.
„Das sind die einzigen Wachhunde, die beißen dürfen“, sagt Muther. Dieser sogenannte scharfe Einsatz eines Diensthundes ist unter dem Waffengebrauchsgesetz unter Paragraph 10 geregelt.
Zuerst bellen, erst dann beißen
Wenn das Tier einen Straftäter aufspürt, baut es sich zuerst bedrohlich vor ihm auf und bellt. Viele Menschen werden dadurch eingeschüchtert und bewegen sich nicht. „Ruhig stellen“, heißt das im Polizeijargon. Gelingt dies aber nicht und der Straftäter will wegrennen oder verhält sich aggressiv gegenüber dem Tier oder dem Polizisten, beißt der Hund zu. Ein ausgebildeter Polizeihund weiß genau, was in dieser Situation zu tun ist und reagiert sofort auf die Befehle seines Hundeführers. Dies ist nur ein Aufgabenbereich von Diensthunden, es gibt noch viele andere wie zum Beispiel das Erschnüffeln von Suchtmitteln oder Sprengstoff. In diesen beiden Fällen ist es sehr wichtig, dass der Hund nicht in das gefundene Objekt beißt. Das alles und viel mehr müssen die Junghunde in ihrer Ausbildung lernen. „Das ist schon viel Arbeit“, sagt Philippe Auer, Polizeidiensthundeführer und stellvertretender Leiter der Polizeidiensthundeinspektion in Feldkirch.

Die Ausbildung der Junghunde dauert etwa zwei Jahre. Sie findet zum einen in den Bundesausbildungsstätten – eine ist in Oberösterreich, die andere in Wien – statt. Zum anderen üben die Junghundeführer in Vorarlberg mit ihren Tieren. So wie heute in Feldkirch. Am Ende der Ausbildung werden die Tiere einer Dienstprüfung unterzogen. Besteht der Hund sie, wird er in den aktiven Dienst übernommen. Alle Hunde müssen eine Grundausbildung durchlaufen. Danach gibt es je nach Bedarf und Eignung sogenannte Sonderverwendungen als Suchtmittelspürhund, Brandmittelspürhund, Sprengstoffspürhund, Leichen- und Blutspürhund oder Personenspürhund.
Außergewöhnliche Namen
„Igor vom langen Elend“, „Orry von Nacheron“, oder „Paco von der Duvetorre“: Die Namen von Polizeihunden klingen außergewöhnlich. Die Erklärung dafür ist aber simpel: „Der Nachsatz ist der Name der Zuchtstation“, sagt Ausbildungsleiter Muther. Apropos Zucht: Alle Diensthunde in Vorarlberg stammen aus renommierten Zuchtstätten aus ganz Europa.
Bei der Junghundeübung steht jetzt die „Maulkorbarbeit“ an. Der Hund trägt einen offenen Maulkorb und springt sein Gegenüber direkt an. Durch diese Wucht könnte der Gegner umfallen. Der Junghund meistert die Übung problemlos. Zu sehen, welche Kraft das Tier hat und wie es auf das kleinste Kommando reagiert, ist beeindruckend.