Wie fünf Geschwister ihre Mitarbeiter halten

Im Hotel Adler und Hotel Rössle in Au arbeiten viele Einheimische.
Dass alle fünf Kinder von Maria und Anton Simma aus Au deren Hotels Adler und Rössle übernommen – und mittlerweile ausgebaut – haben, ist an sich schon besonders. Besonders an den beiden Traditionshäusern ist aber auch, dass dort sehr viele Einheimische arbeiten und die Fluktuation im Vergleich zu anderen Gastronomiebetrieben sehr gering ist. Vielleicht hängt das eine mit dem anderen zusammen, und die familiäre Bindung der fünf Chefinnen und Chefs trägt dazu bei, dass sich die Mitarbeiter wohl fühlen. Eine Mitarbeiterin, die die NEUE am Sonntag befragt hat, sagt jedenfalls: Das Team im Adler sei wie eine zweite Familie.
60 Prozent Einheimische
Im Hotel Rössle sind 16 Personen beschäftigt, im Hotel Adler 30. 60 Prozent der 46 Mitarbeiter sind Einheimische. Die anderen stammen großteils aus Ungarn, und sie arbeiten im Service, in der Küche und in den Zimmern. „Viele von den ausländischen Arbeitskräften sind schon mehrere Jahre bei uns. Sie passen super zu uns und sind für uns ganz wichtige und wertvolle Teammitglieder “, sagt Michaela Simma, die jüngste der Geschwister. Sie führt mit Schwester Barbara Bär-Simma, der ältesten der fünf, das Hotel Rössle.

Alles, was die beiden in puncto Personal sagen, trifft auch auf das Hotel Adler zu, in dem die anderen drei Geschwister Anton, Annemarie und Peter Simma arbeiten. Denn irgendwie gehört ja doch alles zusammen. Die beiden Häuser liegen übrigens nur 300 Meter voneinander entfernt.
Bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden setzen die Auer Hoteliers längst nicht mehr auf Klassisches wie eine Anzeige im Gemeindeblatt, auch wenn sie in einzelnen Fällen dadurch erfolgreich sind. Sie haben alle langjährige Erfahrung und ein großes Netzwerk in der Gastronomie und Hotellerie und finden so immer wieder neue Mitarbeiter. Wenn die Bär-Simmas Personal im Ausland suchen, greifen sie manchmal auf ausländisches Stammpersonal zurück und bitten sie darum, in ihrer Muttersprache entsprechende Text in sozialen Medien zu teilen.
Die Suche ist jedoch nur die eine Sache, die andere – wohl noch wichtigere – ist, das Personal zu halten. „Wir schauen, dass die Work-Life-Balance passt“, sagt Michaela dazu. Und: In beiden Hotels wird minutengenau abgerechnet. „In diesem Punkt ist in der Branche viel Falsches passiert. Wir versuchen, es richtig zu machen“, sagt Barbara. Sie geben den Mitarbeitenden zudem Verantwortung und teilen Kompetenzen. „Wenn sich diejenigen, die es können und mögen, mehr einbringen, finden wir das super“, sagt Michaela.
„Richtig tolle Sachen machen“
Zurück zur Work-Life-Balance: Die Mitarbeiter werden gefragt, wann sie am liebsten arbeiten, und wenn jemand zum Beispiel am Vormittag Dienst tun will, weil am Nachmittag die Kinder zu Hause sind, erhält diese Person die Frühschicht. Die Angestellten können zwischen einer Fünf- oder Sechstagewoche wählen.
Möchte jemand am Wochenende frei haben, so wird das ermöglicht. Es gibt jedoch auch Aushilfen, die nur am Wochenende arbeiten wollen. Auch viele vom Stammpersonal bevorzugen es, unter der Woche frei zu haben oder Spätdienst mit freiem Vormittag zu übernehmen, da man dann – Zitat Michaela – „richtig tolle Sachen unternehmen kann“. Stichwort Ski fahren am Vormittag unter der Woche, wenn sonst fast niemand auf den Pisten ist. Oder gemütlich einkaufen im Messepark an einem Dienstag. „Ich sage immer: Die Arbeitszeiten im Tourismus sind nicht schlecht, sondern flexibel“, erklärt Michaela.

Beide Hotels bieten zwar für Gäste von außerhalb etwas an – das Rössle Frühstück, das Adler Frühstück, Day-Spa und á la Carte am Abend – doch sind die Arbeitszeiten am Abend absehbar. Als der Adler bis vor zwei Jahren noch eine Gastwirtschaft war und es manchmal länger gedauert hat, bis der oder die Letzte sein Glas geleert hatte, übernahmen die Geschwister den Schlussdienst.
Von den Eltern gelernt
Generell halten es die Chefinnen und Chefs so: „Wir sind vollwertige Mitarbeiter, die die Arbeit von allen tun“, sagt Michaela. Ihr Führungsstil sei nicht hierarchisch, und ihr Teamgedanke sei sehr stark ausgeprägt. „Wir wollen, dass es harmonisch zugeht. Jeder ist gleich viel wert. Und: Wenn es uns gut geht, geht es auch den anderen gut.“
Diese Einstellung haben die fünf Hotelliers schon von ihren Eltern mitbekommen: „Sie sind immer voll und überall mit dabei gewesen, und so machen wir es auch“, erklärt Barbara.