Von Hamsterkäufen wird abgeraten

Viele fürchten sich davor, dass Putin den Gashahn abdreht. Dies führt zu regelrechtem Brennholz-Boom und teils Hamsterkäufen.
Der mögliche Gaslieferstopp Russlands und die explodierenden Energiepreise sorgen bei vielen Haushalten für Angst vor dem kommenden Winter. Die Nachfrage nach Schweden- oder Kachelöfen sowie Brennholz ist größer denn je.
Österreichweit führt dies bereits teilweise zu Hamsterkäufen. Das sei allerdings nicht notwendig, versichert Edgar Häfele, zuständig für Holzvermarktung der Landwirtschaftskammer. Es gebe genug Holz für alle. Die Verunsicherung ist dennoch groß: „Derzeit gibt es einen regelrechten Run auf Brennholz in ganz Mitteleuropa, auch in Vorarlberg“, so Häfele.

Hamsterkäufe im Osten
Wie auch der ORF berichtete, werden unter anderem in Kärnten viele private Anbieter mit Kundenanfragen überschwemmt, können gar nicht mehr liefern oder wenn, dann nur mir monatelanger Wartezeit. Normalerweise bestellen die meisten Haushalte erst gegen Herbst neues Brennholz, aufgrund der Sorge um einen möglichen Gasstopp ordern nun aber viele schon früher, erklärt Häfele. Verstärkt spürbar sei die Nachfrage seit Beginn des Ukraine-Krieges, doch auch zuvor habe man in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels ein erhöhtes Kaufinteresse verzeichnet.
Dieses führt auch zu einer Preissteigerung um die 20 Prozent, schätzt der Holzvermarktungsbeauftragte. Aktuell befinde man sich allerdings in einer Preisfindungsphase. Keiner könne sagen, ob der Preis in den nächsten Monaten weiter rauf oder runter gehe oder stabil bleiben werde.
Grund zur Panik gebe es jedenfalls nicht, denn derzeit sei genügend Brennholz in Vorarlberg vorhanden. Zudem würde man immer Produzenten finden, die noch Brennholz übrig hätten, heißt es. Nichtsdestotrotz appelliert Häfele: „Die Menschen sollen nur so viel Holz kaufen, wie sie benötigen. Es wird auch nächstes Jahr noch Holz geben. Holz wächst immer.“ Die unnötig hohe Nachfrage könne allerdings dann zum Problem werden, wenn sich die Brennholzkäufe verdoppeln würden, räumt der Experte ein. Nicht vergessen dürfe man, dass das Brennholz zuvor acht bis neun Monate Trocknungszeit benötige.

Stammkunden haben Vorrang
Bei Martin Kaufmann vom Christbaumhof Dornbirn, ist zwar noch Brennholz verfügbar, jedoch nur mehr begrenzt. Stammkunden hätten bei ihm daher Vorrang. An Neukunden verkaufe man nur mehr im Gemeindegebiet Dornbirn. Vom „Hamstern“ kann seiner Meinung noch nicht die Rede sein. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, muss er aber bereits teilweise nur halbtrockenes Ofenholz verkaufen. Sofern dieses erst im Winter verheizt und sachgemäß gelagert wird, gebe es damit aber kein Problem. „Es besteht auch die Möglichkeit, sich ganze Stämme liefern zu lassen und selbst zu Brennholz zu verarbeiten“, informiert Kaufmann. Dieses Brennholz soll leichter zu bekommen sein und auch kostengünstiger. Am besten informiere man sich bei den Gemeinden, die selbst reichlich Wald hätten.
Tägliche Anfragen
Dass das Kaufinteresse derzeit enorm ist, spürt auch Peter Steurer, von der Firma Steurer Kachelofen aus Langen bei Bregenz. Seit 42 Jahren verkauft und baut er unter anderem Schweden- und Kachelöfen. Fast täglich bekomme er zwei bis drei zusätzliche Anfragen. Da er allerdings noch heuer die Pension antreten will, arbeitet er nur mehr die bestehenden Aufträge bis Ende Jahr ab und nimmt keine neuen mehr an. Dass aufgrund der hohen Nachfrage gewisse Modelle und Marken schwer lieferbar sind, kann Steurer nur bestätigen: „Etwa zwei Drittel der Schwedenöfen von den Marken, die wir verkaufen, sind heuer nicht mehr zu bekommen.“ Auch Materialien für Kachelöfen oder Rauchrohre hätten monatelange Lieferzeiten. Die ganze Branche sei davon betroffen.
Was uns im Herbst wohl erwartet? Steurer ist sich sicher: „Es wird einen noch größeren Ansturm geben.“ Nicht nur deswegen, weil viele Angst vor einem möglichen Gaslieferstopp hätten, sondern auch, weil Themen wie ein Blackout im Raum stünden. Trotzdem rät auch er allen davon ab, Hamsterkäufe zu tätigen und in Panik zu verfallen. Auch Kaufmann betont: „Vorarlberg hat genügend Wälder. Man könnte noch viel mehr Brennholz herausholen wenn es wirklich dringend wird.“