Einst verspottet, nun ausgezeichnet

Jagdgenossenschaft Möggers mit Staatspreis Wald ausgezeichnet.
In den Wäldern in Möggers, die ungefähr 572 Hektar Fläche ausmachen, läuft manches ein bisschen anders als in anderen Wäldern: Die Besitzer erledigen die Arbeit großteils selbst, das Wild wird im Winter kaum gefüttert, und es gibt keine Jagdpächter. Vor über 30 Jahren begann die Jagdgenossenschaft Möggers mit ihrer Art der Waldbewirtschaftung. Damals erntete sie dafür noch viel Kritik und wurde sogar angefeindet. Nun erhielt sie den Staatspreis „Wald“ von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig verliehen. „Der Schutz unserer Wälder lebt von engagierten Menschen, die mutig neue Wege gehen und so diesen Naturschatz für nächste Generationen erhalten“, sagte der Minister bei der Verleihung.

Waldverjüngung
Die Jagdgenossenschaft Möggers und der Waldverein Vorarlberg luden gestern zu einer Pressekonferenz, um die Waldbewirtschaftung vorzustellen. Schauplatz war ein Waldstück in Möggers. Hier konnten die Redner gleich zeigen, worauf bei der Waldbewirtschaftung großen Wert gelegt wird: die Waldverjüngung. So waren in dem Waldstück zwischen den großen Tannen überall kleinere Exemplare zu sehen.

Die Jagdgenossenschaft zählt 120 Mitglieder. Sie sind auch die Grundbesitzer der Wälder. Circa 30 von ihnen sind aktive Jäger. Wer seinen Wald nicht selbst bewirtschaftet, übergibt diese Tätigkeit in die Hände von Bekannten oder Verwandten oder schließt sich mit anderen Besitzern zusammen. Dasselbe gilt für die Jagd. Ein Vorteil, dass die Jagd nicht an einen Fremden gegeben wird, ist: „Wenn jemand eine Jagd für sechs Jahre pachtet, interessiert er sich nur in dieser Zeit für den Wald. Bei unserem Modell ist es dem Jäger hingegen auch wichtig, was in Zukunft mit dem Wald sein wird“, erklärte Jagdaufseher Wolfgang Schneider.
Findet selbst Futter
Das Wild wird – wie eingangs erwähnt – im Winter kaum gefüttert. Es finde von selbst Futter, etwa Brombeersträucher, die im Winter ausschlagen. Zudem biete die Naturverjüngung des Waldes so viele Vorteile, dass die Tiere über die kalte Jahreszeit kommen. „Geschwächte und kranke Tiere fallen aus. Die gesamte Wildpopulation bleibt widerstandsfähig und gesund“, informierte der Waldverein Vorarlberg.

Die meisten Wälder in Möggers sind Plenterwälder. Hier wachsen Mischbäume unterschiedlichen Alters nebeneinander. Bäume werden nur einzeln entnommen, was zwar mehr Arbeit bedeutet, aber schonender für den Wald ist. Der Rehwildbestand wird auf den Lebensraum angepasst. Durch die Waldverjüngung lebt es in einem äsungsreichen, wildökologisch wertvollen Biotop, sagte Helmut Gmeiner, stellvertretender Obmann der Jagdgenossenschaft Möggers.
Verpflichtende Hegeschau

Bei der Pressekonferenz sprach auch der stellvertretende Obmann des Waldvereines Vorarlberg, Georg Nenning. Er lobte das Wald-Wild-Management in Möggers und gratulierte zum Staatspreis. „Die Jagdgenossenschaft Möggers ist ein Vorreiter in der Umgestaltung der Jagdgesinnung, dass der Wald mehr wert ist als das Wild.“ Dieses Denken zeigt sich auch im Widerstand der Jagdgenossenschaft Möggers gegen die jährliche, verpflichtende Hegeschau. Dabei werden die Geweihe der erlegten männlichen Tiere gezeigt und bewertet. „Eine Zurschaustellung sagt wenig über den wildökologischen Zustand im Revier aus“, kritisierten die Jagdgenossenschaft und der Waldverein, der 2014 eine Petition im Landtag zur Abschaffung der verpflichtenden Hegeschau einbrachte. Trophäen seien nicht das Maß der Jagd, sagte Obmann-Stellvertreter Gmeiner. „Wir möchten den Tieren einen guten Lebensraum schaffen. Das ist auch eine Trophäe.“