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„Bewusstsein in der Bevölkerung fehlt noch“

27.02.2023 • 18:44 Uhr
In Heizpellets laufen auch nach der Produktion noch teilweise chemische Prozesse ab – im Normalfall ist das aber nicht gefährlich.                 <span class="copyright">AP/Thomas Kienzle</span>
In Heizpellets laufen auch nach der Produktion noch teilweise chemische Prozesse ab – im Normalfall ist das aber nicht gefährlich. AP/Thomas Kienzle

Kohlenmonoxidvergiftung aufgrund gelagerter Pellets hat in Lech zum Tod von zwei Menschen geführt.

Zwei Männer, 52 und 23 Jahre alt, sind wie berichtet am vergangenen Freitag ums Leben gekommen, als sie sich in den Pelletskeller des Landhauses Plattenhof in Lech begaben. Ursache war eine hohe Kohlenmonoxid-Konzentration im Lager – ein schrecklicher Unfall, der in dieser Form einer breiten Öffentlichkeit eigentlich nur in Zusammenhang mit Gas bekannt ist. Selbst Profis wurden davon anscheinend überrascht.

„Es war auch für mich neu, dass das solche Auswirkungen haben kann und es hat sicher auch einige andere überrascht“, sagt Mario Amann, Geschäftsführer der Unfallverhütungsstelle Sicheres Vorarlberg. Das Thema Kohlenmonoxid habe man allerdings am Tisch und dazu werde es demnächst auch eine Fachrunde geben.

Mario Amann, Geschäftsführer Sicheres Vorarlberg.          <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Mario Amann, Geschäftsführer Sicheres Vorarlberg. Klaus Hartinger

Bei der Herstellung von Pellets werden Holzreste getrocknet, zerkleinert und mit hohem Druck in eine zylindrische Form gepresst. Dabei beginnen chemische Reaktionen, sogenannte Oxidationsprozesse, bei denen verschiedene Gase freigesetzt werden. Darunter ist auch das farb- und geruchlose und äußerst gefährliche Kohlenmonoxid. Das Fatale daran ist, dass die Pellets diese Gase auch noch Monate nach der Produktion abgeben können, wenn sie dann etwa in einem Heizungskeller gelagert sind.

„Bei großen Mengen von Heizpellets kann es durch diese Zersetzungsprozesse, bei denen Fettsäure durch Oxidation abgebaut wird, zur Abgabe von Kohlenmonoxid und gleichzeitig zu einem Sauerstoffmangel im Lager kommen“, erklärt dazu Thomas Brugger vom Landesfeuerwehrverband, Experte für Gefahrstoffe, Strahlenschutz und Umwelttechnik. Die Gefahr sei am Anfang, wenn die Pellets frisch sind, größer und nehme mit der Zeit ab, sagt er. Aber auch weitere Faktoren seien für das Risiko ausschlaggebend, unter anderem die Art des verwendeten Holzes, die Menge der Pellets, die Lagerung und anderes mehr, so der Fachmann.

Sicherheitshinweise

Während die Feuerwehren mit der Problematik umzugehen wüssten und darauf vorbereitet seien, fehle das Bewusstsein dafür in der breiten Bevölkerung noch ein wenig, sagt auch Brugger. „Diese Gefahr ist bei der Bevölkerung noch nicht so richtig angekommen.“ Prinzipiell würden sich bei größeren Pelletslagern Sicherheitshinweise an der Zugangstür befinden, erläutert der Feuerwehrmann. Bei Neuanlagen sei mittlerweile auch eine Lüftung vorgesehen.

Vor dem Betreten eines großen Lagers sollte laut dem Experten für eine ausreichende Belüftung gesorgt werden. „Optimal wäre eine dauerhafte Belüftung nach außen ins Freie oder eine automatische Belüftungsanlage“, sagt Brugger. Ratsam sei es auch, Messungen durchzuführen. Auch ein fix installierter Kohlenmonoxid-Melder könnte die Gefahr deutlich verringern.

Fachmann Thomas Brugger.  <span class="copyright">Landesfeuerwehrverband</span>
Fachmann Thomas Brugger. Landesfeuerwehrverband

Vorfälle mit Kohlenmonoxid-Vergiftungen, die glücklicherweise nicht jedes Mal tödlich verlaufen, gebe es immer wieder, erzählt Brugger. Ein Fall mit einer bewusstlosen Person vor rund 15 Jahren in Dornbirn hätte die Thematik bei den Feuerwehren ins Rollen gebracht. Seitdem sei sie in der Ausbildung stark verankert.

Ursachen für derartige Unfälle seien häufig die unsachgemäße Handhabe von unter anderem Heizkanonen oder auch Holzkohlegrills in Innenräumen, erklärt der Fachmann. Zu den eher bekannten Vorfällen dieser Art gehören etwa Probleme in Zusammenhang mit Gas – etwa ein technisches Gebrechen an einer Gastherme oder eine „nicht passende Abluftsituation“, die dann zu einer hohen Kohlenmonoxidkonzentration führen können, sagt Brugger.

Information

Bei Sicheres Vorarl­berg stand das Thema Kohlenmonoxid schon vor dem Lecher Unglücksfall auf dem Plan. „Die Häuser werden mittlerweile immer dichter gebaut und es gibt immer mehr Holzöfen“, erklärt Amann einige der Gründe dafür. Es gehe dabei allerdings nicht darum, Angst zu machen, sondern zu informieren und die Bevölkerung zu sensibilisieren, sagt der Sicherheitsexperte. So könnte es in Zukunft vielleicht ratsam sein, neben einem Brandmelder auch einen Kohlenmonoxidmelder zu installieren, meint Amann.