SPÖ-Kritik an Bahnhof Feldkirch: Jetzt reagieren Stadt, ÖVP und ÖBB

SPÖ Feldkirch ortet zahlreiche Mängel am modernisierten Bahnhof in Feldkirch und macht Stadtregierung dafür verantwortlich – diese kann allerdings nur den Kopf schütteln.
Der Bahnhof Feldkirch gilt als größte Verkehrsdrehscheibe in Vorarlberg. Rund 13.000 Menschen steigen dort täglich in einen Zug bzw. Bus ein oder aus. In den vergangenen Jahren wurden am Standort mehr als 60 Millionen Euro investiert, wodurch sich das ehemals heruntergekommene Areal zu einem modernen Stadtquartier entwickelt hat. Die Bahnhofshalle selbst wurde samt Nebengebäude um sechs Millionen Euro modernisiert. Offenbar gibt es noch einige Kinderkrankheiten.
“Schlechteste Willkommenskultur”
Schwere Kritik kommt nun von der SPÖ Feldkirch, die dem Bahnhof den Preis „für die schlechteste Willkommenskultur“ gibt. Die Schuld gibt die Fraktion allerdings nicht der ÖBB, sondern der schwarz-blauen Koalition. „Wenn die ÖVP-FPÖ-Stadträte ein Gefühl für die Menschen hätten, würde der Bahnhof anders aussehen. So spiegelt er die Kälte dieser Stadtregierung wider“, meint der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende von Feldkirch, Elias Wehinger.



Tourismusabgabe
In seiner Aussendung bemängelt Wehinger zudem, dass die Stadtregierung zwar die Tourismusabgabe erhöhen wolle, am Bahnhof Feldkirch aber „keine Tourismusinformation, nicht einmal einen Stadtplan, keine Hotelprospekte – und auch kein Taxi“ zu finden seien. Er fordert die Stadtregierung auf, die Einnahmen aus der Tourismusabgabe „für die Menschen“ einzusetzen.

“Selbstverständliche Services fehlen”
Wehinger listet schließlich noch eine ganze Reihe an Services auf, die am Bahnhof Feldkirch fehlen. So gebe es keinen Kiosk und das Café sei derzeit geschlossen. Weiters beanstandet er, dass der Bankomat schon seit Längerem außer Betrieb sei und ausreichend Wartebänke vor dem Bahnhof und ein Trinkwasserbrunnen fehlten.
ÖVP reagiert mit Kopfschütteln
Mit Kopfschütteln reagierte die Feldkircher Volkspartei auf Wehingers Kritik. „Die von ihm angeführten Punkte betreffen allesamt die ÖBB und nicht die Stadt Feldkirch“, kontert der für Tourismus zuständige Stadtrat Benedikt König. Auch Bürgermeister Wolfgang Matt führte ins Treffen, dass es nicht im Verantwortungsbereich der Stadt liege, wenn ein Café oder ein Kiosk geschlossen sei. Auch die Befüllung der Bankomaten werde nicht durch städtische Mitarbeiter besorgt. Zudem befinde sich Wehinger mit seiner Behauptung, dass die Tourismusabgabe erhöht werden sollte, „im klaren Irrtum“.

ÖBB sieht sich auch nicht als Adressat
ie ÖBB räumen auf Anfrage zwar ein, dass einige Details noch fertigzustellen sind, möchten die pauschale Kritik der SPÖ allerdings so nicht stehen lassen. Man setze alles daran, den Aufenthalt am Bahnhof Feldkirch für die Kunden so angenehm wie möglich zu machen, insbesondere der neue Warteraum trage maßgeblich dazu bei. Der Bankomat werde in Betrieb genommen, sobald alle Voraussetzungen geschaffen seien, heißt es weiter. Was den Kiosk betrifft, streben die ÖBB nach eigenen Angaben „die bestmögliche Verwertung im Sinne der Kunden“ an.

Stadt Feldkirch
Die Presseabteilung der Stadt Feldkirch hält zu den Kritikpunkten der SPÖ generell fest, dass noch nicht alle Teile des Bahnhofsquartiers fertiggestellt seien. Die Eröffnung finde erst am 20. April 2023 statt. Die Vermietung des Kiosks obliegt laut Stadt den ÖBB, auch auf die Öffnungszeiten des Cafés habe man keinen Einfluss, heißt es. Den Vorwurf, dass Informationen für Touristen fehlen, weist man im Rathaus ebenfalls zurück. In Sachen Taxis – offenbar ein echtes Problem in der BahnhofCity – befindet sich die Stadt laut eigenen Angaben im Austausch mit der Wirtschaftskammer und den Unternehmen. Die NEUE wird berichten.
Zu den einzelnen Kritikpunkten der SPÖ hält die Kommunikationsabteilung der Stadt folgendes fest:
Kein Stadtplan: Im Büro des Verkehrsverbunds, das sich direkt neben dem Bahnhofsgebäude befindet, sind Liniennetzpläne erhältlich, in denen Stadtpläne inkludiert sind. Zudem sind in den Stelen an den Bussteigen direkt vor dem Bahnhofsgebäude ebenfalls Liniennetzpläne inkl. Stadtplan dargestellt und hinterleuchtet. Das zusätzliche Anbringen eines Stadtplans im Bahnhofsgebäude wird derzeit geprüft.
Kein Bankomat: Dieser wird wieder in Betrieb genommen.
Kein Kiosk: Aktuell bietet die Firma Sutterlüty Medien und auch alles andere an, was ein Bahnhofskiosk verkauft, und das an sieben Tagen in der Woche von 6-21 Uhr (Sonntag ab 8 Uhr). Außerdem befindet sich ein öffentlicher Bücherschrank der Stadt auf dem Bussteig B. Das Bahnhofsgebäude ist im Eigentum der ÖBB, deshalb obliegt die Vermietung der ehemaligen Trafik in der Wartehalle den ÖBB.
Café im Winter geschlossen: Das Cafè wird wieder geöffnet. Wir möchten allerdings betonen, dass die Stadt keinen Einfluss auf die Öffnungszeiten der einzelnen Betriebe hat.
Kein Taxi: Die Stadt ist im Austausch mit der Wirtschaftskammer und den Taxiunternehmen. Eine Information erfolgt nach dem nächsten Gespräch der beteiligten Partner:innen voraussichtlich Mitte März.
Kein Restaurant: Es gibt neben der Fast Food-Meile auch zwei Restaurants: Das Restaurant „Kantine“ https://www.kantine-fk.at/ und das Restaurant „IX“ https://www.ix-moments.at/

Nur kostenpflichtige WCs: Das WC befindet sich im Gebäude der ÖBB. Bei den ÖBB sind kostenpflichtige WCs österreichweit Standard.
Keine gemütlichen Sessel: Es gibt eine beheizte Wartelounge mit USB, WLan, Sitzbänken usw. Im öffentlichen Raum haben die neuen Bänke alle eine Holzauflage. Diese werden zum Teil noch montiert.

Kein Fahrradverleih: Es gibt an keinem Bahnhof in Vorarlberg einen Fahrradverleih. Einen solchen zu eröffnen, wäre Sachen eines privaten Unternehmens. Die Tatsache, dass es auch in der Feldkircher Innenstadt keinen Fahrradverleih gibt, lässt vermuten, dass dieses Geschäftsmodell in einer Stadt wie Feldkirch wenig gewinnbringend sein dürfte.
Kein Trinkwasserbrunnen: Der Trinkwasserbrunnen war im Winter außer Betrieb (Gefahr des Gefrierens der Leitung), er wird aber wieder in Betrieb genommen, wenn die Temperaturen wieder steigen.
Kaum Wartebänke vor dem Bahnhof: Es werden noch weitere Bänke montiert. Dieser Teil ist noch nicht fertiggestellt.

Schließfächer für Gepäck im Untergeschoß: Das Untergeschoß ist über den Personentunnel direkt und barrierefrei von allen Bahnsteigen erreichbar. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, die Schließfächer dort anzubringen. Eine entsprechende Beschilderung der ÖBB stellt sicher, dass die Schließfächer gefunden werden. Auch auf vielen anderen Bahnhöfen ist es üblich, die Schließfächer etwas abseits der Hauptverkehrswege anzubringen.
Fehlende Infos für Touristen: Mit der digitalen Stele auf Bussteig A werden durch die Stadt in rund 10% der Betriebszeit städtische Themen von Kultur bis Tourismus geboten. Aktuell wird geprüft wo und wie weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden können, inkl. Wegweiser in die Innenstadt.
Kein Ort der Begegnung: Der Bahnhof ist in erste Linie eine Mobilitätsdrehscheibe, die täglich von ca. 13.000 Pendler:innen frequentiert wird. Auf dem Bahnhofsvorplatz halten jeden Tag über 400 Busse. Im Endausbau werden es rund 600 Busse pro Tag sein. Dennoch wurden auch Begegnungsräume geschaffen, beispielsweise der +Platz rund um den Trinkwasserbrunnen mit Gastgarten des Cafés sowie die beheizte Wartelounge der ÖBB.