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Mit Schafen einen Bubentraum erfüllt

08.04.2023 • 20:00 Uhr
Hobby-Schafbauer Harald Heinzle <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Hobby-Schafbauer Harald Heinzle Klaus Hartinger

Harald Heinzle aus Egg hat sich einen Bubentraum erfüllt und hält an die 40 Schafe. Im Sommer sind sie auf der Alpe, im Winter bekommen sie selbst geheutes Gras zu fressen.

Es ist Frühling, es ist Ostern, und deshalb tummeln sich auf der Weide des Schafbauern Harald Heinzle in Egg die ersten Lämmer. Drei erblickten Ende März das Licht der Welt. Beim Besuch der NEUE am Sonntag sind es aber nicht nur die Kleinsten, die übermütig über die Wiese rasen. Mehrmals beginnen einige Schafe, wie von der Tarantel gestochen über das Feld zu galoppieren. Manch eines buckelt sogar. „Das ist der Vollmond“, erklärt ihr Besitzer diesen Übermut.

Linus und Felix Pohl aus Egg mit zwei Lämmern. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Linus und Felix Pohl aus Egg mit zwei Lämmern. Klaus Hartinger

Ursprünglich war es etwas ganz anderes, was der heutige Pensionist gemacht hat: Harald Heinzle arbeitete als Elektrotechniker. Er war jedoch schon seit Kindestagen an Schafen interessiert und erfüllte sich mit 55 Jahren seinen Bubentraum, indem er zwei Muttertiere und drei Lämmer anschaffte. Heute – zehn Jahre später – hält er als Hobby rund 40 Tiere. „Obwohl meine Herde so stark gewachsen ist, steht für mich nicht die intensive Produktion im Vordergrund, sondern die Freude am Umgang mit den Tieren in der Natur“, sagt Harald Heinzle.

Der 65-Jährige hat sich einer besonderen Rasse verschrieben: dem Montafoner Steinschaf. Die sehr genügsamen und widerstandsfähigen Tiere sind vom Aussterben bedroht und kamen in den 1980er-Jahren nur noch vereinzelt im hintersten Montafon vor. Ab 1989 züchtete der Dornbirner Markus Stadelmann die Tiere und gründete ein Zuchtbuch. Seither sind sie wieder im ganzen Land zu finden. Vor zehn Jahren lag ihr Bestand in Vorarlberg bei rund 400 Tieren, heute sind es circa 700.

Harald Heinzle und einer der Böcke. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Harald Heinzle und einer der Böcke. Klaus Hartinger

Viel Auslauf

Der Betrieb des Pensionisten ist Bio-zertifiziert. Das bedeutet, dass die Tiere viel Auslauf haben; im Jahr 2022 waren sie zum Beispiel von 15. März bis 11. Dezember im Freien. Gefüttert wird Gras und Heu. Kraftfutter bekommen sie nur, wenn sie krank sind oder von ihrem Besitzer angelockt werden. Wobei Letzteres selten der Fall ist. Das Leittier der weiblichen Herde – die schwarze Sally – kommt sogar, wenn Harald Heinzle nur ihren Namen ruft.

Den Sommer verbringen die weiblichen Tiere in Gurtis auf 1000 Metern Seehöhe, die männlichen auf der Alpe Garnera im Montafon. „Die Weibchen haben den Sommer über gutes Gras gefressen, sie kommen in einem guten Zustand zu mir.“ Die Böcke hingegen seien eher mager, wenn sie zurückkehren. Grund dafür seien keinesfalls die Hirten – „Sie sind sehr gut“, so Harald Heinzle – verantwortlich dafür sei vielmehr die Kampfeslust der Männchen. „Sie streiten oft miteinander.“
Die Schafe des ehemaligen Elektrotechnikers werden im Herbst und im Frühling von Profi Bernd Marte aus Dornbirn geschoren. Aus der Wolle lässt er Decken herstellen, auch sie sind Bio-zertifiziert. Das bisschen Wolle, das übrigbleibt, wird als Gartenwolle verwendet. Dem Hobbyzüchter ist es sehr wichtig, dass er nichts von der Wolle wegschmeißt und dass alles vom Tier verwertet wird. Das führt zum Thema Schlachten. „So wenige es geht“ lasse er schlachten. „Ich verkaufe sie lieber lebendig.“ Wenn er aber zu viele männliche Tiere hat, bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit ihm den Gang über die Straße anzutreten. Der Metzger ist nämlich direkt gegenüber des Stalles.

Nach der Scherung der Schafe sieht es so aus. <span class="copyright">Privat</span>
Nach der Scherung der Schafe sieht es so aus. Privat

Welch sensible Wesen Schafe sind, zeigt eine Geschichte rund um das Schlachten: „Sobald ich an dem Tag, an dem eines zum Metzger muss, die Türe öffne, rennen sie von mir weg.“

Ein Ort der Ruhe

Ansonsten hat Harald Heinzle das Gefühl, dass sich seine Schafe, die alle einen Namen tragen, freuen, wenn er kommt. Zudem schätzt er an ihnen: „Egal, ob die Schafe auf dem Feld oder im Stall sind, für mich ist es ein Ort der Ruhe. Sie sind auch immer gleich: Das, was sie mögen, machen sie immer und das, was sie nicht wollen, tun sie nie.“

Reich wird er mit der Schafzucht nicht. Zwar ist die Schafwolle wieder etwas mehr wert als noch vor wenigen Jahren. Die Ausgaben decken dennoch nicht die Einnahmen. Seine Faszination für Schafe schmälert das jedoch nicht.

Dieses Lamm wurde Ende März geboren. Durchschnittlich säugt ein Jungtier 3 Monate. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Dieses Lamm wurde Ende März geboren. Durchschnittlich säugt ein Jungtier 3 Monate. Klaus Hartinger

Osterlamm

Früher wurde zum jüdischen Pessachfest ein Lamm geschlachtet und gegessen. Dieses Fest hat Jesus mit seinen Freunden noch kurz vor seinem Tod gefeiert. Im Christentum ist das Lamm ein Symbol für Jesus Christus geworden. Laut biblischer Überlieferung hat Apostel Paulus gesagt: Christus ist unser Pessachlamm, das geopfert wurde und so die Menschen von ihren Sünden erlöst hat. Heute erinnern sich Christen zu Ostern daran. Sie feiern traditionell mit gebratenem Lamm – oder der Alternative aus Rührteig.


Mehr Infos auf www.steinschaf.net