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Dieser Mann überlebte dank zwei Ersthelferinnen

04.06.2023 • 23:00 Uhr
Klaus und Dorothea Kipf. Er würde ohne die beiden unbekannten Frauen nicht mehr leben. Die Familie sucht sie nun. <span class="copyright">Privat</span>
Klaus und Dorothea Kipf. Er würde ohne die beiden unbekannten Frauen nicht mehr leben. Die Familie sucht sie nun. Privat

Zwei unbekannte Frauen leisteten am Bregenzer Seeufer einem Mann, der einen Herzstillstand hatte, Erste Hilfe.

„Ich habe meinen Mann noch, dank zwei Frauen, die ihm nach einem Herzstillstand Erste Hilfe geleistet haben. Wir suchen sie nun. Vielleicht möchten sie auch anonym bleiben, aber sie sollen wissen: Klaus hat überlebt.“

Dorothea Kipf, Ehefrau von Klaus Kipf
Der Baden-Württemberger Klaus Kipf. Mittlerweile geht es ihm den Umständen entsprechend gut. <span class="copyright">privat</span>
Der Baden-Württemberger Klaus Kipf. Mittlerweile geht es ihm den Umständen entsprechend gut. privat

Was war passiert: Am Samstag vor zwei Wochen, 20. Mai, spazierte das Ehepaar aus Baden-Württemberg gegen 14.45 Uhr von der Bregenzer Seebühne in Richtung Hafen. In der Nähe des Wirtshauses am See setzten sich die beiden auf eine Bank. Plötzlich kippte der 74-jährige Klaus Kipf auf seine Frau. Sie rief sofort um Hilfe, ein Mann setzte einen Notruf ab, und zwei Frauen begannen mit der Herzdruckmassage. Da dadurch der Kopf von Klaus Kipf immer wieder auf das Pflaster schlug, legte eine junge Frau ihre Daunenjacke darunter. Ein Polizist, der in der Nähe war, bot an, ebenfalls zu reanimieren. „Es gibt noch sehr viele hilfsbereite, empathische Menschen“, weiß Dorothea Kipf nun.

Die beiden Frauen reanimierten den Deutschen, bis die Rettungskräfte eintrafen. Durch die Herzdruckmassage brachen sie ihm alle Rippen, was aber kein Fehler war. Dafür braucht es Kraft. „Die beiden Frauen waren am Ende, als die Sanitäter eintrafen“, erzählt die Ehefrau.

Schock und keine Zeit

Einer Frau konnte sie noch einen Dank zurufen, dann fuhr sie mit ihrem Mann im Rettungswagen ins LKH Feldkirch. Ihre Schwiegertochter, Denise Kipf, erzählt: „Meine Schwiegermutter stand unter Schock, und es ging alles sehr schnell. Deshalb konnte sie nicht nach den Namen fragen und die Adressen aufschreiben.“

Die Schwiegertochter meldete sich bei der NEUE am Sonntag, um die beiden Frauen ausfindig zu machen. „Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde. Die Ärzte haben gesagt, dass Klaus ohne ihr rasches Eingreifen nicht mehr leben würde“, berichtet sie. „Der Papa würde ihnen gerne die Hand schütteln und Danke, Danke sagen.“ Mittlerweile steht auch fest, dass der 74-Jährige keine bleibenden Schäden davontragen wird, was unter anderen den zwei Lebensretterinnen zu verdanken ist. Ehefrau Dorothea Kipf streicht aber auch heraus, dass alle Akteure der Rettungskette hervorragende Arbeit geleistet haben: „Auch der Notarzt und das Team der Ambulanz haben ihn am Leben erhalten. Wir sind allen ganz arg dankbar.“

Klaus und Dorothea Kipf kommen schon seit 40 Jahren immer wieder einmal nach Bregenz. Hier ein Bild vom vergangenen Jahr beim Festspielhaus. <span class="copyright">Privat</span>
Klaus und Dorothea Kipf kommen schon seit 40 Jahren immer wieder einmal nach Bregenz. Hier ein Bild vom vergangenen Jahr beim Festspielhaus. Privat

Von den beiden Frauen ist nur bekannt, dass eine um die 50 plus sein dürfte und helle Kleidung getragen hat. Familie Kipf glaubt, dass eine der beiden Krankenschwester ist und auch die andere nicht zum ersten Mal Erste Hilfe geleistet hat.

Das Ehepaar Kipf, das zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter und vier Enkel hat, besucht Bregenz bereits seit 40 Jahren als Gäste. An dem Samstag hätten Frau und Herr Kipf kurze Zeit später mit dem Boot hinausfahren wollen. „Wenn der Herzstillstand dort geschehen wäre, hätte Klaus keine Chance gehabt. Anscheinend war es noch nicht die Zeit, dass er sterben musste“, sagt seine Frau. Dem Baden-Württemberger aus Weissach im Tal geht es jetzt den Umständen entsprechend gut, und auch seinen Humor hat er nicht verloren, wie Dorothea Kipf berichtet.

Aufmerksam sein

Klaus Kipf war für sein Alter sehr fit, unternahm viel und hat als Selbstständiger gerne noch gearbeitet. Erst im Nachhinein sieht die Familie einen Hinweis, dass sich etwas angebahnt hat: „Die zwei Tage vor dem Herzstillstand war er müde und schlapp. Aber wer denkt ohne andere Vorzeichen, dass so etwas Schlimmes passieren kann?“, sagt seine Schwiegertochter. Sie möchte deshalb dafür sensibilisieren, solche Zeichen ernst zu nehmen.

„Besser, man geht einmal zu oft zum Arzt, als dass so etwas geschieht.“ Außerdem ist es ihr ein Herzensanliegen, auf die Bedeutung der Ersten Hilfe aufmerksam zu machen: „Dieser Vorfall hat uns gezeigt, wie wichtig schnelles Handeln ist. Wer weiß, was im Notfall zu tun ist, kann Leben retten.“

Wenn die zwei Frauen sich melden möchten, können sie das unter
elisabeth.willi@neue.at tun.