Was mit verletzten Fundtieren passiert

wildtierhilfe
Für fremde Tiere müssen keine Tierarztkosten übernommen werden. Jetzt werden wieder Rehkitze angemäht.
Es ist keine schöne Vorstellung, ein fremdes, verletztes Tier – eine Katze oder einen Igel etwa – am Straßenrand zu finden. Es gibt jedoch Menschen und Vorkehrungen, die solche Situationen einfacher machen. Verletzte Fundtiere – seien es gezähmte oder wildlebende – können zu Tierärztinnen und Tierärzten gebracht werden. Die Kosten für die Erstbehandlung werden bis zu einem bestimmten Betrag von der Bezirkshauptmannschaft bezahlt, den Rest übernimmt der Tiermediziner oder die Tiermedizinerin, wie Susanne Planner von der Tierklinik Planner Winsauer in Dornbirn berichtet. „Es gibt aber auch Menschen, die fremde Tiere bringen und selbst einen Beitrag leisten“, fügt die Tierärztin hinzu.

Was passiert jedoch nach der Erstbehandlung eines verletzten Haustieres? Der Finder kann es ja schlecht mit nach Hause nehmen. Landesveterinär Norbert Greber erklärt dazu, dass die Behörde eine Verantwortung für herrenlose Tiere habe und es einen Leistungsvertrag mit dem Tierschutzheim in Dornbirn gebe: „Es fungiert als amtlicher Verwahrer für aufgefundene, herrenlose Tiere und versucht, sie wieder an den Besitzer zu vermitteln. Gelingt dies innerhalb von zwei Monaten nicht, kann das Haustier an einen anderen Interessenten abgegeben werden.“
Missbrauch
Dass das Tier nach der Erstbehandlung ins Tierheim gebracht wird, wirkt auch allfälligem Missbrauch der kostenlosen Behandlung entgegen: Jemand, der das Tier nur gefunden hat, wird kein Problem damit haben, es nach der Erstversorgung nicht mitzunehmen – ein Besitzer vermutlich schon.
Bei verletzten Wildtieren, die am Straßenrand gefunden werden, handelt es sich laut Katharina Feurstein von der Wildtierhilfe Vorarlberg vor allem um Igel, Marder und viele Vögel. An der Autobahn werden öfters Greifvögel gefunden, weil: „Die Kadaver, die dort liegen, sind für manche Greifvögel eine Nahrungsquelle, doch sie werden, wenn sie sich diese holen wollen, selbst verletzt. Wir leben in einer Welt, in der die Biotope und Habitate der Tiere mit Verkehrsnetzen zerschnitten werden. Das ist ein großer Einschnitt in das Wildtierleben.“

Die Obfrau der Wildtierhilfe verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass es die „Roadkill-App“ gibt. Hier können überfahrene Tiere gemeldet werden und anhand der Daten lassen sich Orte, die für Tiere besonders gefährlich sind, feststellen und nach Möglichkeit entschärfen.
Wer ein verletztes Wildtier am Straßenrand findet, kann zuerst die Wildtierhilfe anrufen, damit sie Bescheid weiß. Dann sollte das Tier in die nächstgelegene Tierarztordination gebracht werden, wo es gratis erstbehandelt wird. Danach werden die Tiere meist der Wildtierhilfe übergeben, die sie weiter pflegt und versorgt.
Vermeintlich im Gras geschützt
Ein zurzeit leider sehr aktuelles Thema bei verletzten Wildtieren sind Rehkitze, die angemäht werden. Die Rehmutter bekommt das Junge – in der Fachsprache heißt das „Absetzen“ – in Wiesen mit hohem Gras, damit es nicht gesehen wird. Sie säugt es zwei-, dreimal am Tag und lässt es ansonsten alleine, damit ihr Geruch nicht auf das Jungtier, das noch fast keine Witterung hat, übergeht. Nach circa 14 Tagen laufen die Kleinen stückchenweise mit der Mutter in Richtung Wald.
Wenn das Kitz alleine im Feld ist und sich eine Mähmaschine nähert, bleibt es liegen und duckt sich – das ist seine Art, sich zu schützen, doch in diesem Fall ist das fatal.
„Das Wichtigste, um Unfälle mit Rehkitzen zu vermeiden, ist die Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Jäger. “
Katharina Feurstein, Wildtierhilfe
Rehkitze liegen vor allem in Wiesen, wo nicht viele Kühe stehen und kaum Wanderer in der Nähe sind. Laut Katharina Feurstein ist das Wichtigste, um solche Unfälle zu vermeiden, die Zusammenarbeit von Jäger und Landwirt. Hilfreich sind zudem Vergrämungsgeräte und Wärmedrohnen. Letztere sind die neueste Technik und ziemlich zuverlässig. Bei Bedarf kann eine Wärmedrohne von der Wildtierhilfe ausgeliehen werden. Zudem gibt die Tierschutzorganisation weitere Infos und hält an der Landwirtschaftsschule Kurse, mit welcher Technik gemäht werden sollte.
Die Tierrettung ist unter der Nummer 0664 3330330 zu erreichen und die Wildtierrettung unter 0664 3711639.