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Um mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen

13.06.2023 • 18:01 Uhr
Mit der Implacementstiftung sollen mehr Menschen für den Pflegebereich gewonnen werden.     <span class="copyright">apa/ Hans Klaus Techt</span>
Mit der Implacementstiftung sollen mehr Menschen für den Pflegebereich gewonnen werden. apa/ Hans Klaus Techt

Bei der Präsentation des Jahresberichts 2022 der Connexia Implacementstiftung ging es einmal mehr um den Mangel an Pflegekräften.

Wie können wir den Bedarf an Pflegekräften im Land abdecken?“ – eine Frage, die sich nicht nur Landeshauptmann Markus Wallner im gestrigen Pressefoyer nach der Regierungssitzung stellte. Ende Mai standen 77 Arbeitslosen aus dem Pflegebereich 169 offene Stellen gegenüber. Im gesamten Pflegebereich würden durchschnittlich 0,5 Bewerber/innen auf eine Stelle kommen. Bei diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger/innen habe man 81 offene Stellen und zehn arbeitslos Vorgemerkte, erklärte der Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice (AMS) Vorarlberg, Bernhard Bereuter.

Ein Weg und laut Wallner eine „Erfolgsgeschichte“ zur Rekrutierung von Personal in dieser Branche sei das von Land, Connexia – Gesellschaft für Gesundheit und Pflege gem. GmbH und AMS entwickelte Fördermodell der Implacementstiftung (siehe auch Factbox). Mit diesem erfolgt neben einer Beratung von Menschen, die an Berufen in Pflege und Betreuung interessiert sind, auch eine finanzielle Unterstützung während der Ausbildung.

Um mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen

Seit Gründung der Connexia Implacementstiftung im Jahr 2011 wurden 1130 Personen in ihrer Ausbildung zu einer Pflege- oder Betreuungsfachkraft unterstützt, informierte Wallner. 2022 wurden laut aktuellem Jahresbericht 213 Menschen neu aufgenommen, erklärte Reingard Feßler, Leiterin der Connexia Implacementstiftung. 830 Menschen kamen zu einer Erstberatung. 141 Personen haben im Vorjahr ihre Ausbildung abgeschlossen und mit Jahresende befanden sich 459 Menschen in einer Ausbildung mit Unterstützung. Zur Existenzsicherung erhalten diese Auszubildenden mindestens 1500 Euro im Monat.

„Wir gehen davon aus, dass der Pflegebedarf in den nächsten Jahren noch steigen wird“, sagte Bereuter. Daher gelte es auch, die Ausbildungsmöglichkeiten zu forcieren. Wie wichtig eine Ausbildung sei, lasse sich auch daran erkennen, dass die Arbeitslosenquote bei Menschen ohne Ausbildungsabschluss Ende April bei über 15 Prozent lag, die allgemeine bei 5,6 Prozent, so der AMS-Chef. Gerade bei diesen Menschen sieht er ein großes Potenzial für eine Ausbildung in Pflege- und Betreuungsberufen mit Unterstützung der Stiftung.

„Bei diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pflegern haben wir 81 offene Stellen und zehn arbeitslos Vorgemerkte.“

Bernhard Bereuter, Geschäftsführer AMS Vorarlberg

Um das Beratungsangebot weiter auszubauen, wurde das Welcome Center Pflege & Soziales ins Leben gerufen, informierte Feßler. „Wir setzen den Schwerpunkt dabei auf gute individuelle Beratung.“ Ziel sei es, Anlaufstelle für alle Menschen zu sein, die Interesse an Betreuung und Pfege haben, sagte sie. Mittlerweile gebe es auch Anfragen von Eltern. Ein Arbeitsbereich des Centers ist laut Feßler auch die Begleitung und Unterstützung von ausländischen Pflegefachkräften während des Anerkennungsverfahrens.

Präsentierten den Bericht: Bernhard Bereuter, Katharina Wiesflecker, Markus Wallner und Reingard Feßler (v.l.).<span class="copyright">Land Vorarlberg/Alexandra Serra</span>
Präsentierten den Bericht: Bernhard Bereuter, Katharina Wiesflecker, Markus Wallner und Reingard Feßler (v.l.).Land Vorarlberg/Alexandra Serra

Die zuständige Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker sieht das Erfolgsrezept der Connexia Implacementstiftung darin, „dass es sich um ein Gesamtkonzept handelt“. Es seien auch einzelne Maßnahmen immer weiter bearbeitet worden, um niemanden zu verlieren, auch im „Sinn des Dranbleibens“ – ob es sich dabei um interessierte Neueinsteiger/innen handle oder Menschen aus Pflegeberufen, die während der Coronapandemie ausgestiegen sind. Wichtig ist für die Landesrätin auch die existenzielle Absicherung, nicht zuletzt weil etwa im Vorjahr rund 60 Prozent der Interessierten, die zur Erstberatung gekommen sind, über 26 Jahre alt waren.

“Großes Potenzial im Land”

Wiesflecker wies dann auch noch auf den im Bundesvergleich hohen Anteil von Menschen in Vorarlberg hin, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben. Der betrage bei den 25- bis 64-Jährigen 17,3 Prozent, bei Menschen in derselben Altersgruppe mit migrantischem Hintergrund liege er bei knapp einem Drittel, sagte sie. Diese Gruppe gelte es, in den Fokus zu nehmen, um sie höher zu qualifizieren, betonte die Landesrätin. Hier sieht Wiesflecker ein großes Potenzial an Menschen im Land, die „noch abgeholt werden können“ – neben Migration und Anwerben von ausgebildeten Pflegefachkräften aus dem Ausland.