Weitere Angebote für Suchtkranke

Nach wie vor sind Suchterkrankungen ein Problem in Vorarlberg.
Der Raum sieht aus wie eine gute Arztpraxis. Modern, schlicht, schön ausgestattet, ein großer Wartebereich, von dem verschiedene Räume abgehen. Doch der Ort, an dem am gestrigen Weltdrogentag eine Pressekonferenz der Stiftung Maria Ebene stattfand, ist keine Ordination, sondern eine Abgabestelle für Drogensubstitute.
Die Abgabestelle des Clean Bregenz, wie das übergeordnete Beratungsangebot heißt, feiert 2023 seinen fünften Geburtstag. Sie ist Teil des Unterstützungsangebots der Stiftung Maria Ebene für suchterkrankte Menschen und deren Angehörige. Der Standort in der Marbodgasse richtet sich an Erkrankte, die sich in einem Drogenersatzprogramm befinden. „Die Einrichtung wird seit der Eröffnung sehr gut angenommen“, sagt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Rund 120 Personen werden dort betreut.
„Das Substitutionsprogramm hilft Betroffenen, wieder am öffentlichen Leben teilzunehmen. Einrichtungen wie die Abgabestelle sind dafür essenziell, um eine noch bessere Versorgung und Betreuung zu gewährleisten“, erklärt Wolfgang Grabher, Leiter von Clean Bregenz. Im Gegensatz zu Apotheken, wo ebenfalls Substitutionsmedikamente abgegeben werden, können Betroffene im Clean etwa auch Sozialarbeiter, Ärzte oder Krankheits- und Gesundenpfleger konsultieren.
Im Jahr 2022 befanden sich etwa 760 Personen im Substitutionsprogramm, drei Viertel davon männlich. Das Klischee vom sozial schlecht gestellten Suchtkranken kann man über Bord werfen: Mit knapp 41 war der überwiegende Teil der Menschen in Opioid-Substitutionstherapie erwerbstätig. Ohne Obdach waren nur vier Prozent der Teilnehmer.

Bessere Versorgung
Das von der UNO formulierte Motto des heurigen Weltdrogentags lautet „People first: Stop stigma and discrimination, strengthen prevention“, was ideal zur Arbeit der Stiftung Maria Ebene und all ihren Tochterorganisationen passt, wie Primar Dr. Philipp Kloimstein verrät: „Der Leitspruch deckt sich sehr gut mit unseren Zielen, nämlich die Stigmatisierung und Diskriminierung von Suchterkrankten zu beenden, die Prävention zu verstärken und weitere Angebote für Suchtkranke zu schaffen.“
Dem komme sogar noch mehr Bedeutung zu, wenn man sich die aktuellen Zahlen zum österreichischen Suchtmittelkonsum ansehe, so Kloimstein, denn diese seien teilweise besorgniserregend. Beim Konsum von Opioiden, darunter fällt etwa auch Heroin, liegt Österreich mit sechs bis sieben Betroffenen pro 1000 Einwohnern beispielsweise weit vor Deutschland mit lediglich zwei Betroffenen pro 1000 Einwohnern. Neben Wien häuft sich die Problematik vor allem in Kärnten, Tirol und auch dem Ländle. In Vorarlberg liegen die Todesfälle mit direktem Drogenbezug zwischen fünf und 15 Fällen im Jahr.

Wichtiger Beitrag
„Es muss unser Ziel sein, jeden einzelnen drogenbezogenen Todesfall möglichst zu vermeiden“, so Landesrätin Rüscher. „Seit Jahren leistet unter anderem die Stiftung Maria Ebene hier einen wichtigen Beitrag im Land, beispielsweise mit der ambulanten Suchtberatung und -therapie der Beratungsstellen Clean in Feldkirch, Bregenz und Bludenz.“
„Das Substitutionsprogramm hilft, wieder am öffentlichen Leben teilzunehmen.“
Wolfgang Grabher, Leiter Clean
Die Einrichtung in Bludenz bekommt im Herbst sogar ein weiteres Angebot, das sich an Cannabiskonsumenten richtet, welche sich eine Änderung wünschen. In Feldkirch wird sich deshalb unter der Leitung von Katharina Amann, eigentlich Leiterin der Bludenzer Beratungsstelle, eine Kleingruppe von fünf bis acht Personen mehrmals treffen und austauschen. Vor Beginn und nach Ende der Gruppentreffen gibt es jeweils noch Einzeltermine. „Wir wissen aus der Praxis, dass die selbe Situation bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich gelöst wird und befürworten den Austausch im Gruppensetting“, so Amann.
Stiftung Maria Ebene
Maria Ebene 17, 6820 Frastanz
Tel.: 05522 72 746-0
Die Stiftung Maria Ebene ist Vorarlbergs Kompetenzzentrum für Suchtkrankheiten mit einem Krankenhaus und Einrichtungen zur Vorbeugung, Beratung und Therapie.