“Wir waren das Woodstock der Jugend”

Robert S. Salant, Kopf der Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH, über aktuelle Entwicklungen.
In Bregenz beginnt die Tourismus-Hauptsaison. Was steht für Sie und Ihr Team an?
Robert S. Salant: Das erste sichtbare Zeichen dafür, dass es jetzt richtig losgeht, sind die aufgehängten Festspiel-Fahnen. Dann geht es für uns daran, die Werbemittel in die Unternehmen zu bringen, die Maschinerie rollt an, und auch unser Veranstaltungsprogramm spitzt sich bis zur Festspielpremiere zu. Und sobald diese vorbei ist, tauchen wir kurz ab und machen Urlaub, so lustig es klingt. Die Wiederaufnahme ist das Hafenfest am Wochenende nach der letzten Festspielaufführung, dann geht es wieder los für uns.
Sind die Auswirkungen der Pandemie im Bregenzer Tourismus noch spürbar?
Es bewegt sich langsam wieder im Normalbereich. Bis jetzt war es immer ein Wettlauf, das Rekordjahr 2019 zu erreichen, ein tolles und erfolgreiches Wirtschaftsjahr. Danach kam natürlich ein Einbruch, und nun gibt es eine Aufholjagd.
Grätscht Ihnen da nicht die Inflation dazwischen?
Diese Frage beschäftigt uns schon seit Monaten, denn die Frage ist, wie wirkt sich das nun wirklich aus? Viele Wirtschaftstreibende mussten ihre Preise erhöhen. Jene, die in einem Premiumsegment unterwegs sind, merken es vielleicht nicht so sehr, weil ihre Kunden nach wie vor Geld für Qualität ausgeben. Ich glaube, dass jene, die eher auf preissensitive Kunden ausgerichtet sind, es eher merken. Auch interessant ist, dass der junge Gast, wie mir ein Wirt unlängst erklärte, das Ausgehen dank Corona gar nicht so „gelernt“ hat. Der sitzt eher daheim mit Freunden zusammen und geht weniger aus.
Weil Sie die Jugend ansprechen: Es gibt immer wieder Stimmen, die behaupten, Bregenz habe den Jüngeren wenig zu bieten.
Das finde ich lustig. Vor allem, wenn ich daran zurückdenke, was während des ersten Lockdowns auf der Pipeline los war. Wir waren quasi das Woodstock der Vorarlberger Jugendszene. Aber ja, das Grundangebot der Gastronomie ist nicht unbedingt auf die Jugend ausgelegt.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie zur autofreien Innenstadt?
Ganz unterschiedliche. Grundsätzlich wird es sehr positiv wahrgenommen, gerade im Sommer freuen sich die Leute, sich frei auf den Straßen bewegen zu können. Diskussionen, sicherlich teilweise auch berechtigte, gibt es mit Wirtschaftstreibenden, da müssen die Lösungen noch optimiert werden. Meiner Meinung nach ist die Zukunft einer Innenstadt aber definitiv autofrei.
Bregenz ist einer der Verkehrsdrehpunkte im Dreiländereck, auch, was den öffentlichen Verkehr betrifft. Was würden Sie sich für die Infrastruktur wünschen, Stichworte Bahnhof und Bregenz Mitte?
Wir müssen natürlich mit dem arbeiten, was da ist. Wir tragen den Titel „Hässlichster Bahnhof Österreichs“ mit Würde, aber letztendlich will jeder einen neuen Bahnhof. Es ist aber legitim, dass man da in Sachen Raumplanung größer denken und ein ordentliches, umfassendes Konzept entwickeln möchte. Wünschenswert wäre ein verbindliches Datum.
Gibt es etwas, das Ihnen in Bregenz fehlt oder das Sie ändern würden?
Eine nahtlose Verbindung zwischen Stadt und See, ohne über Zebrastreifen und Bahnschranken zu müssen. Dann könnte man auch über mehr gastronomische Konzepte am See nachdenken, wie etwa Foodtrucks. Das ist aber gesetzlich sehr eingeschränkt. Natur- und Landschaftsschutz ist heilig bei uns. Das ist auch gut so, aber praxisnahe Umsetzungsmöglichkeiten wären wünschenswert. Ein Anliegen sind auch mehr Bildungseinrichtungen. Leistbares Wohnen wäre ebenfalls sehr wichtig, gerade im Hinblick darauf, Arbeitskräfte herzulocken. Da laufen bereits einige Projekte. Grundsätzlich sind wir aber sehr zufrieden mit dem, was wir haben.

Was sind Ihre Highlights im Jahresprogramm von Bregenz Tourismus?
Bregenz Life gefällt mir besonders gut, weil wir wirklich tolle Künstler holen. Es ist uns gelungen, am Kornmarktplatz ein einzigartiges Format zu etablieren. Das funktioniert auch atmosphärisch sehr gut, wenn man sich die Bauminseln ansieht, die eine Art grünes Dach bilden. Es gibt aber auch tolle kleinere Veranstaltungen, wie die Pop-Up-Konzerte. Kürzlich gab es eines im Steinbruch, auch am Gebhardsberg und im Strandbad waren wir schon. Hier geht es darum, tolle Musik in außergewöhnlicher Umgebung zu zelebrieren, auf eine familiärere Art und Weise. In unternehmerischer Hinsicht finde ich es immer schön, wenn wir bei unserem Unternehmerfrühstück tolle Speaker haben, die die Wirtschaftstreibenden inspirieren und mitreißen.
Ihr Lieblingsplatz in Bregenz?
Früher der Fischersteg. Das war ein ideales Schmusebänkle, als ich noch jünger war (lacht). In letzter Zeit habe ich den Gebhardsberg für mich entdeckt. Man hat den Blick auf den See, schaut aber gleichzeitig auf die Schweizer Berge und in Richtung Rheintal. Ein unglaublich toller Rundumblick. Auch der Pfänder ist großartig. Die Sonnenuntergänge über dem Bodensee sind ein gewaltiges Naturschauspiel.