Heilig-Kreuz-Brücke für Abriss „filetiert“

Bauarbeiten in der Feldkircher Kapfschlucht verlaufen bislang planmäßig – alte Brücke soll nun doch nicht gesprengt werden.
Mehr als vier Monate ist es jetzt her, seit die Bagger aufgefahren sind. Es wurde viel geschremmt und gesprengt, wodurch sich die Kapfschlucht bereits deutlich verändert hat. Die untere Ardetzenbergstraße gibt’s nicht mehr, und auch die Kapfstraße wurde bereits abgetragen. „Wir befinden uns sehr gut im Zeitplan, sind sogar eine Woche voraus“, berichtet Wolfgang Errath, Geschäftsführer vom Wasserverband Ill-Walgau. Als nächstes wird der Fels Stück für Stück weggesprengt, um das Profil der Ill aufzuweiten und das Hochwasser-Nadelöhr zu entschärfen. „Wir arbeiten uns dabei so weit in die Tiefe vor, wie es die Hochwasser-Periode zulässt“, erklärt Errath.
24 Millionen Euro kostet das Hochwasserschutzprojekt. Bund und Land übernehmen jeweils rund 40 Prozent, den Rest tragen die Mitglieder des Wasserverbands Ill-Walgau.
15 Tausend Kubikmeter Fels müssen in der Kapfschlucht abgetragen werden. Der Projektbetreiber kündigte rund 80 Sprengungen an.
Am Ende wird das Flussbett der Ill auf einer Länge von knapp 200 Metern um bis zu acht Meter breiter sein. Auch ein Hochwasserereignis, das statisch gesehen nur einmal in 100 Jahren vorkommt, wird dem mittelalterlichen Stadtkern dann nichts mehr anhaben können. Was für verheerende Folgen große Niederschlagsmengen nach sich ziehen können, zeigte sich im Juni 1910. Damals standen zwei Drittel der Feldkircher Innenstadt bis zu vier Meter unter Wasser. Im Jahr 2017 berechneten Experten, dass ein derartiges Hochwasser heutzutage Schäden im Ausmaß von 73 Millionen Euro anrichten würde.

Vom Flussbett aus
Wie berichtet müssen im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts auch zwei Brücken erneuert werden. Ursprünglich war geplant, die Heilig-Kreuz-Brücke (siehe großes Foto) zu sprengen. Das wird nun doch nicht passieren. „Die Brücke wird vom Flussbett aus mit Greifzangen abgetragen“, so Errath. Starten werden diese Arbeiten in der Niedrigwasserperiode im Herbst. Im Anschluss startet dann der Neubau der Rundbogenbrücke, gemäß Vorgaben des Bundesdenkmalamts wird sie sich optisch kaum vom vorherigen Bauwerk unterscheiden.

Die Baumeisterarbeiten für die 90 Meter lange Galerie, in der künftig die Busse fahren, werden im kommenden November in Angriff genommen. Derzeit laufe das Vergabeverfahren, so der Geschäftsführer des Wasserverbands Ill-Walgau. In einem zweiten Bauabschnitt ab Mitte 2025 soll dann auch die Montfortbrücke neu errichtet werden. Trotz der Aufweitung der Kapfschlucht und weniger Rückstau läge die Brücke bei einem hundertjährlichen Hochwasserereignis nur knapp oberhalb des Illwassers. Erforderlich sei aber ein Abstand von einem Meter, heißt es. Der Verkehr wird während der Bauphase über eine Behelfsbrücke geführt. Die Fertigstellung ist Ende 2026 geplant.

Die notwendigen Felssprengungen und täglichen Schremmarbeiten zehren an den Nerven der benachbarten Bewohner, weswegen im Rathaus schon einige Beschwerden eingingen. Laut Errath habe sich die Situation mittlerweile etwas beruhigt. „Die Menschen dürften sich an die Bauarbeiten gewöhnt haben.“ Er räumt allerdings ein, dass die Belastung nach wie vor hoch sei.