Lokal

So fällt die Bilanz von Vorarlbergs Berghütten aus

23.10.2023 • 18:15 Uhr
Die schön gelegene Lindauer-Hütte bietet 140 Sitzplätze.<span class="copyright">martin benko</span>
Die schön gelegene Lindauer-Hütte bietet 140 Sitzplätze.martin benko

Die meisten Schutzhütten haben spätestens Mitte Oktober geschlossen, ein paar wenige, tiefer gelegene sind aber noch geöffnet.

Die hohen Bergspitzen sind mittlerweile mit Schnee überzuckert, die Wiesen im Gebirge gelblich-grün, und Nutztiere weiden schon seit längerem nicht mehr darauf. Bei den Schutzhütten sind Türen und Fensterläden geschlossen; in vielen wurde Ende September/Mitte Oktober zum letzten Mal gewirtet. Nur ein paar wenige, tiefer gelegene Hütten haben noch geöffnet: die Lustenauer-Hütte bis 26. Oktober etwa oder die Hochälpele-Hütte bis Sonntag, 29. Oktober.

Der Landesobmann des Vorarlberger Alpenvereines, Andreas Schmid, und der neue Geschäftsführer Michael Mathis. <span class="copyright">Alpenverein Vorarlberg</span>
Der Landesobmann des Vorarlberger Alpenvereines, Andreas Schmid, und der neue Geschäftsführer Michael Mathis. Alpenverein Vorarlberg

Acht der 51 Schutzhütten im Land sind im Eigentum des Alpenvereines Vorarlberg. Dessen neuer Geschäftsführer, Michael Mathis, zieht folgende Bilanz für Sommer und Herbst: „Wir sind sehr zufrieden mit der Auslastung – trotz des Wettereinbruches im Juli und Anfang August, der uns viele Absagen brachte. Der Herbst hat uns wettertechnisch dann sehr gut in die Karten gespielt. Es war ein richtig toller Herbst.“ Mathis hat zwar noch keine genauen Zahlen, weiß aber schon: „Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir eine Steigerung.“

Die Heinrich-Hueter-Hütte gehört dem Alpenverein Vorarlberg. <span class="copyright">Alpenverein Vorarlberg</span>
Die Heinrich-Hueter-Hütte gehört dem Alpenverein Vorarlberg. Alpenverein Vorarlberg

Besonders sei heuer wieder das sogenannte Inselerlebnis gewesen, so der Alpenverein-Geschäftsführer. Dabei handelt es sich um eine Aktion in der Vor- und Nachsaison für Schulklassen in den Hütten des Alpenvereines. Die Klassen übernachten ein oder zwei Nächte und sollen so das einfache Hüttenleben, naturnahe Landschaften sowie die Bedeutung des Lebensraumes Alpen kennenlernen. „Das Angebot wird gut angenommen, das freut uns sehr.“

Emil Widmann bewirtet seit fünf Jahren die Wiesbadener-Hütte auf 2430 Metern im Gemeindegebiet von Partenen. Von Mitte Juni bis zum 3. Oktober war die Schutzhütte heuer geöffnet. „Umsatzmäßig hatten wir die stärkste Saison seit fünf Jahren“, berichtet der Hüttenwirt.

Am 3. Oktober sperrte die Wiesbadener-Hütte zu, am 16. Februar öffnet sie wieder für Wintersportler. <span class="copyright">Wiesbadener-Hütte</span>
Am 3. Oktober sperrte die Wiesbadener-Hütte zu, am 16. Februar öffnet sie wieder für Wintersportler. Wiesbadener-Hütte

Auch er sagt, dass das Schlechtwetter in der Sommermitte durch den guten Verlauf im Juni und Anfang September kompensiert wurde.

Auffallend war für Widmann, dass das Tagesgeschäft zu Beginn der Saison schwächer als sonst üblich verlief – mit „Tagesgeschäft“ sind Wanderer gemeint, die von der Bieler Höhe aus kommen. „Im August und September hat sich das dann normalisiert.“ Als Grund für den vorübergehenden Einbruch vermutet Widmann die Teuerung. „Für Ausflügler sind die gestiegenen Preise am Anfang vielleicht ein Schock und das Geld sitzt zuerst nicht mehr so locker. Danach könnte ein Gewöhnungseffekt eingetreten sein.“ Für ihn als Unternehmer sei die Teuerung auch nicht einfach, ein Spruch beschreibe das Dilemma gut: „Man muss einen seriösen Weg zwischen Wucher und Ruin finden.“

Keine schweren Unfälle

Ansons­ten habe es im heurigen Sommer in der Hütte, in der 180 Schlafplätze vorhanden sind und wo in der Hochsaison bis zu 13 Angestellte arbeiten, keine besonderen Vorkommnisse gegeben. „Es passierten keine schweren Bergunfälle oder sonstigen Verletzungen. Das ist für mich auch sehr wichtig.“

Die Wiesbadener-Hütte öffnet ihre Türen für Wintersportler am 16. Februar 2024. Pächter Widmann ist jetzt noch mit der Nachbearbeitung des Sommers und Herbstes beschäftigt und bald darauf mit der Vorbereitung. In der Phase dazwischen gönnt er sich eine Ruhepause, denn: „Wir waren fast dreieinhalb Monate rund um die Uhr erreichbar, da braucht man auch einmal eine ruhigere Zeit.“

Silvia und Manfred Sprung bewirtschafteten die Lindauer-Hütte.<br><span class="copyright">patricia sprung</span>
Silvia und Manfred Sprung bewirtschafteten die Lindauer-Hütte.
patricia sprung

Die Lindauer-Hütte im Gemeindegebiet von Tschagguns steht auf 1744 Metern und wurde heuer zum letzten Mal von Manfred Sprung und seiner Familie bewirtet. „Der Sommer war gut, der Herbst sehr gut“, lautet sein Resümee. Die paar Wochen im Juli und August, als das Wetter schlecht waren, würden fehlen, um die Saison zu einer sehr guten zu machen.

Problem bei den Menüs

Dem Gastronomen fiel heuer auf, dass die Gäste zunehmend aggressiver und fordernder werden. „Es gibt immer mehr Intoleranzen beim Essen, und wir sollten abliefern wie ein Fünfsternehotel im Tal.“ Die Speisenauswahl in der Hütte sei sowieso schon sehr vielfältig und die meisten Gerichte auf der Karte gebe es durchgehend von 9 bis 19 Uhr, so Sprung. Dabei habe es keine Probleme gegeben, Herausforderungen und Ärger hätten er und sein Team jedoch bei den abendlichen Drei-Gänge-Menüs gehabt, von denen jeweils ein veganes und eines mit Fleisch beziehungsweise mit tierischen Produkten angeboten wurde: „Die Menüs mussten vorbestellt werden, doch oft wollten die Gäste am Abend dann tauschen und sich selbst ein Menü zusammenstellen, zum Beispiel die Suppe vom normalen und die Hauptspeise vom veganen Menü. Sie haben am Tisch mit dem Personal diskutiert und die Mitarbeiter regelrecht zerlegt.“

Die Lindauer-Hütte steht auf 1744 Metern.<span class="copyright"> Martin Benko</span>
Die Lindauer-Hütte steht auf 1744 Metern. Martin Benko

Diese Vorkommnisse seien ein gewichtiger Grund, weshalb er und seine Familie nach vier Jahren mit der Bewirtung der Hütte, die 140 Sitzplätze bietet, aufgehört habe. Die Lindauer-Hütte öffnet am 23. Dezember wieder mit den neuen Pächtern Nadja und Stefan Köberle.

Gutes Ergebnis auch bei den Bergbahnen

Auch die Bergbahnen in Vorarlberg blicken auf einen guten Sommer und Herbst zurück: Wie berichtet fuhren sie im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von rund fünf Prozent ein. Andreas Gapp, Fachgruppenobmann der Vorarl­berger Bergbahnen, freut sich über das „gute bis sehr gute Ergebnis“ und erklärt: „Die Bergbahnen setzen seit vielen Jahren gezielt auf den Ausbau des Ganzjahrestourismus.“

Andreas Gapp, Fachgruppenobmann der Bergbahnen, freut sich über eine gute Sommersaison. <span class="copyright">stiplovsek</span>
Andreas Gapp, Fachgruppenobmann der Bergbahnen, freut sich über eine gute Sommersaison. stiplovsek

Viele Bergbahnen haben ihren Sommerbetrieb mittlerweile eingestellt, manche sind jedoch noch geöffnet:

  • die Sesselbahn Uga in Damüls bei Wanderwetter von 26. bis 29. Oktober
  • die Sesselbahn Uga in Damüls bei Wanderwetter von 26. bis 29. Oktober
  • die Dorf- und Panoramabahn in Brand täglich bis 1. November
  • Nebelhornbahn, Fellhornbahn, Söllereckbahn, Kanzelwandbahn und Walmedingerhornbahn im Kleinwalsertal täglich bis 5. November
  • die Seilbahn Bezau täglich bis 5. November und an den Wochenenden vom 11./12. und 18./19. November

Warum Zwei-Euro-Münzen wichtig für Winterräume sind

In sechs Hütten des Alpenvereines werden Winterräume oder ein Notraum angeboten. Letzterer ist in der Sarotla-Hütte und bietet in Not geratenen Wintersportlern eine Übernachtungsmöglichkeit. Winterräume müssen von Tourengehern oder Schneeschuhwanderern im Vornherein gebucht werden. Geschieht das nicht, kann es sein, dass der Raum bereits belegt ist. Winterräume bieten Wasser, Holz und Strom. „Man kann dort kochen und hat ein Licht“, erklärt Alpenverein-Geschäftsführer Michael Mathis. In einigen Hütten ist die Gebühr direkt vor Ort in eine Kassa zu werfen, in der Totalp-Hütte und auf der Tilisuna-Hütte stehen dafür Automaten. „Für zwei Euro gibt es vier Stunden Strom. Wir werden in Zukunft alle Winterräume mit diesen Automaten bestücken, weil Gäs­te immer wieder vergessen, die Lichter auszuschalten.“ Wichtig ist also, Zwei-Euro-Münzen dabei zu haben, ansonsten sitzen die Wintersportler im Dunkeln.

Winterräume werden nicht nur von Schutzhütten des Alpenvereins angeboten, sondern auch von anderen Hütten im Land.

Der Winterraum der Totalp-Hütte steht separat vom Haupthaus. <span class="copyright">Alpenverein Vorarlberg</span>
Der Winterraum der Totalp-Hütte steht separat vom Haupthaus. Alpenverein Vorarlberg