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Ringen um Lösung für millionenschweres “Innovationsquartier Bregenz”

14.11.2023 • 23:00 Uhr
Neues Innovationsquartier in Bregenz, Prisma Unternehmensgruppe
Neues Innovationsquartier in Bregenz, Prisma Unternehmensgruppe

Projektbetreiber Prisma ist wegen der monatelangen Verzögerungen nicht „amused“ und spricht bereits von einem Schaden.

Vor acht Monaten präsentierte der Projekt- und Quartiersentwickler Prisma den Sieger des Architekturwettbewerbs für das „Innovationsquartier Bregenz“, das im Bereich der Vorarlberg-Zentrale von Siemens entstehen soll. Doch seither steckt das rund 60 Millionen Euro schwere Inves­titionsprojekt mit einer Fläche von gut 10.000 Quadratmetern unverändert fest, ein baldiger Baubeginn ist nicht absehbar. Die Gründe dafür sind nicht einfach festzumachen.

„Diese monatelange Verzögerung bedeutet für uns einen finanziellen Schaden. Der vorgesehene Zeitplan wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu halten sein“

Bernhard Ölz,
Prisma-Vorstandsvorsitzender


Fakt ist, dass Prisma das Siegerprojekt des Dornbirner Architekturbüros Baumschlager Hutter Partners auf Anregung der Wettbewerbsjury ein wenig reduzieren ließ und das überarbeitete Projekt im Mai 2023 dem Gestaltungsbeirat der Stadt Bregenz und dem Landesgestaltungsbeirat vorlegte. In diesen Gremien war man jedoch von der vorgesehenen hohen Bebauungsdichte an diesem Standort nicht überzeugt. Der Gestaltungsbeirat der Stadt war in der Sache in zwei Lager gespalten, der Landesgestaltungsbeirat empfahl die Durchführung einer städtebaulichen Studie durch ein vom Projektbetreiber unabhängiges Architekturbüro in der Schweiz.

Entstandener Schaden

Beim Projektbetreiber Prisma sind die Nerven seither etwas angespannt. „Diese monatelange Verzögerung bedeutet für uns einen finanziellen Schaden. Der vorgesehene Zeitplan wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu halten sein“, so Prisma-Vorstandsvorsitzender Bernhard Ölz im wpa-Gespräch, der auch auf drohende Pönale-Zahlungen an Siemens bei nicht zeitgerechter Fertigstellung verwies.


Ölz betont noch einmal, dass man alle Parameter der Wettbewerbsausschreibung wie die Baunutzungszahl beziehungsweise die Bebauungsdichte im Vorfeld des Wettbewerbs intensiv mit der Abteilung Stadtentwicklung der Stadt Bregenz und mit der Jury abgestimmt habe. Mehr könne man als Projektbetreiber nicht tun. Jetzt warte man auf das Ergebnis der Studie des Schweizer Architekturbüros. „Ich gehe davon aus, dass sich aufgrund dieser Studie eine Lösung ergibt, die uns ein Weiterarbeiten auf Basis des Siegerprojektes ermöglicht, wobei Adaptionen immer denkbar sind.“ Einen weiteren Architekturwettbewerb werde es nicht geben.

Hohe Baunutzungszahl laut der Stadt

Bei der Stadt Bregenz bestätigt Andrea Krupski von Mansberg, die Leiterin der Abteilung Stadtentwicklung, dass die Parameter der Ausschreibung zwischen Prisma und der Stadt im Detail abgestimmt worden seien. Sie verweist dabei auf den Wortlaut des auch mit der Jury im Vorfeld akkordierten Auslobungstextes: „Die sehr hohe aufgerufene Dichte mit einer Baunutzungszahl von 250 ist (von den teilnehmenden Architekturbüros, Anmerkung der Redaktion) auf ihre Stadtverträglichkeit hin zu überprüfen. Höhe, ­Geschossigkeit sowie der Footprint sind der unmittelbaren Nachbarschaft anzupassen.“ Diese Formulierung zeige, dass der Abteilung Stadtentwicklung das Ausmaß und die Höhe der geplanten Bebauung sehr wohl bewusst gewesen sei. Sie selbst hat als Jury-Mitglied für das Siegerprojekt gestimmt. So wie auch das Jury-Mitglied Titus Bernhard, der als Architekt dem städtischen Gestaltungsbeirat angehört. „Aber wenn Expertinnen und Experten zu so einem Thema diskutieren, dann gibt es mitunter unterschiedliche Ansichten“, so Krupski von Mansberg.

Gestaltungsbeiräte zu mächtig?

Die Vorgänge in Bregenz werfen einmal mehr die Frage auf, ob den zumeist mit Architektinnen und Architekten besetzten Gestaltungsbeiräten zu viel Macht zugestanden wird und dadurch Bauprojekte monatelang verzögert werden, selbst wenn sie wie in diesem Fall auf einem Architekturwettbewerb mit neun Architekturbüros beruhen. Denn immerhin haben diese Gremien rechtlich gesehen nur beratenden Charakter. Das betont auch der zuständige Landesrat Marco Tittler auf wpa-Anfrage. „Die Gestaltungsbeiräte sprechen Empfehlungen aus, die für die Behörde nicht verbindlich sind.“ Dennoch gebe es gute Gründe für solche Gestaltungsbeiräte, so der Raumplanungs-Landesrat. Im Fall des „Innovationsquartiers Bregenz“ habe der Landesgestaltungsbeirat eine städtebauliche Studie empfohlen, „die man eigentlich am Beginn und vor dem Wettbewerb hätte machen sollen“, so die leise Kritik von Tittler. Diese in Arbeit befindliche Studie sei die Grundlage für alle weiteren Planungen. Er gab zu bedenken, dass das Siegerprojekt weder im Gestaltungsbeirat der Stadt noch in jenem des Landes eine mehrheitliche Zustimmung gefunden habe.

Dass jetzt die Stadt eine solche Studie in Auftrag geben und bezahlen muss, bezeichnet Tittler als nachvollziehbar. „Ein Quartiersentwicklungsprozess muss immer über die öffentliche Hand laufen.“ Allerdings werde die Studie vom Land Vorarlberg im Fall einer Beantragung durch die Stadt finanziell gefördert. Als Wirtschaftslandesrat liege ihm die Umsetzung eines solchen Großinvestitionsprojektes gerade in Zeiten wie diesen besonders am Herzen.

Günther Bitschnau/wpa