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Der Jüngste ist wirklich Pfarrer geworden

29.12.2023 • 23:00 Uhr
Jakob Geier an einem seiner „Arbeitsplätze“, der Stadtpfarrkirche Heilig Kreuz in Bludenz.         <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Jakob Geier an einem seiner „Arbeitsplätze“, der Stadtpfarrkirche Heilig Kreuz in Bludenz. Klaus Hartinger

Jakob Geier ist derzeit Kaplan im Seelsorgeraum Bludenz. Der junge Salzburger erzählt, warum er einen Beruf ausgewählt hat, den sich kaum jemand in seiner Generation vorstellen kann.

Jakob Geier ist 28 Jahre alt und katholischer Priester. Derzeit ist der Salzburger als Kaplan im Seelsorgeraum Bludenz tätig. Nebenbei arbeitet er an seiner Dissertation. Was aber bringt einen jungen Menschen heutzutage dazu, diesen Beruf zu ergreifen? Bei Geier klingt die Antwort ganz selbstverständlich: „Ich hatte schon als Kind diesen Wunsch.“

Geboren ist Geier im September 1995 im oberösterreichischen Bad Ischl („da war das nächste Krankenhaus“). Aufgewachsen ist er als jüngstes von vier Kindern auf einer Landwirtschaft mit Milchkühen in St. Gilgen am Wolfgangsee im Salzburger Salzkammergut. Was in früheren Zeiten in bäuerlichen Familien oft der Fall war, ist auch in der Gegenwart in der Familie des jungen Salzburgers zur Realität geworden: „Der Älteste übernimmt den Hof und der Jüngste wird Pfarrer“, sagt Geier mit einem Grinsen.

Seit Herbst 2022 ist der junge Salzburger in Vorarlberg tätig. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Seit Herbst 2022 ist der junge Salzburger in Vorarlberg tätig. Klaus Hartinger

Ministrant und Jungschar

Schon als Vier-, Fünfjähriger habe er gesagt, dass er Priester werden wolle, berichtet der Salzburger von Erzählungen seiner Familie. Er selbst kann sich daran nicht mehr erinnern, sehr wohl aber an die Gottesdienstbesuche, die ihm schon als Kind sehr gut gefallen hätten. Geier wurde Ministrant, war in der Jungschar und Jugendgruppe. Nach der Volksschule kam er auf das Erzbischöfliche Privatgymnasium Borromäum in Salzburg und absolvierte nach der Matura seinen Zivildienst im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg.

In diesen Jahren habe es schon auch Zweifel gegeben, erzählt Geier. Eine Überlegung war, ob er vielleicht auch Lehrer werden könnte. „Aber grundsätzlich ist der Wunsch, Priester zu werden geblieben“. Durch seine Erfahrungen als Ministrant, in Jung­schar und Jugendgruppe habe er gewusst, dass er das gut findet und „dass ich das beruflich machen möchte“.

Versuch im Kloster

Geier begann nach dem Zivildienst mit einem Theologiestudium in Salzburg und wechselte dann an die Universität Innsbruck, wo er 2019 auch ins Priesterseminar eintrat. 2021 schloss er sein Studium ab und „probte“ in der Folge ein halbes Jahr lang das Ordensleben in einem Salzburger Benediktinerkloster. „Ich habe da aber gemerkt, dass das nicht so meins ist“, so Geier. „Ich war damit auch bestätigt, dass ich wirklich Priester werden wollte, so ein Dorfpfarrer“, erzählt er mit einem weiteren Grinsen.

Zurück in Innsbruck hat der junge Salzburger dann mit einem Doktoratsstudium angefangen, das er für sein Pastoraljahr – das erste Dienstjahr in einer Diözese – unterbrochen hat. Mit diesem hat er ab Herbst 2022 in der Seelsorgeregion Vorderland begonnen. Der Dienstantritt in der Diözese Feldkirch – das Priesterseminar in Innsbruck ist für Tirol und Vorarlberg zuständig – war seine Entscheidung: „Aufgrund von unter anderem Freundschaften und Bekanntschaften habe ich mir gedacht, dass das der richtige Ort ist.“ Seit 1. September ist Geier nun Kaplan im Seelsorgeraum Bludenz.

Im Mai wurden Jakob Geier (rechts) und Gabriel Steiner (links) von Bischof Benno Elbs zu Priestern geweiht. <span class="copyright">Diözese Feldkirch</span>
Im Mai wurden Jakob Geier (rechts) und Gabriel Steiner (links) von Bischof Benno Elbs zu Priestern geweiht. Diözese Feldkirch

In seiner Familie, in seinem Umfeld war die Reaktion auf seine Berufswahl positiv. „Die haben ja schon lange gewusst, dass ich das machen möchte, daher war der Überraschungseffekt nicht da.“ Als er dann wirklich ins Priesterseminar eingetreten ist, hätten sich seine Eltern gefreut, erinnert er sich. Am 29. Mai dieses Jahres, am Pfingstmontag, wurde Jakob Geier im Feldkircher Dom von Bischof Benno Elbs zum Priester geweiht – gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Gabriel Steiner aus Nüziders. Am Sonntag darauf feierte er in seinem Heimatort seine Primiz, seine erste selbstgeleitete Messe.

„Ich weiß, dass sich der Großteil meiner Generation diesen Beruf nicht vorstellen kann“, ist sich der 28-Jährige bewusst. Seine Erfahrung ist aber, dass man ihm auch unter Jungen eher mit einer Haltung des Respekts begegne. „Da würde man sich vermutlich mehr Kritik oder Ablehnung erwarten.“ Dem sei aber nicht so. Und noch ein Thema, ab dem man bei einem katholischen Priester kaum vorbeikommt: der Zölibat. „Mir war klar, dass das der Preis dafür ist“, sagt Geier. Natürlich gebe es auch Gedanken, ob eine Beziehung, eine Familie nicht hilfreich seien, aber „ich bin auch sehr in meiner Familie verwurzelt. Ich habe ja eine Familie.“

Der junge Priester bei seiner Primiz in seiner Heimatgemeinde. <span class="copyright">W. Jocher moments</span>
Der junge Priester bei seiner Primiz in seiner Heimatgemeinde. W. Jocher moments

Ja und Nein

Auf die Frage, ob seine Berufswahl im Nachhinein gesehen richtig war und es so ist, wie er es sich vorgestellt hat, lautet die Antwort „Ja und Nein“. „Ja, mir gefällt das, was ich tue und es ist das Richtige.“ „Nein, weil so, wie ich es mir als Kind vorgestellt habe, ist es nicht.“ Die kirchliche Situation habe sich verändert, sodass man auch kaum Vergleiche ziehen könne, sagt Geier. „Ich konnte mir zum Beispiel als Jugendlicher nicht vorstellen, in einem Seelsorgeraum zu arbeiten.“

Die Entwicklungen will er nicht mit „besser“ oder „schlechter“ bewerten. Die Mitarbeiter, aber auch die Menschen, die sich der Kirche zugehörig fühlen, hätten oft eine andere Vorstellung von Kirche im Kopf, beschreibt der junge Kaplan die Situation. „In alten Strukturen anders zu arbeiten ist die Herausforderung.“

Menschen treffen

Wenn der 28-Jährige nicht gerade am Arbeiten ist –, was selten der Fall ist – trifft er sich am liebsten mit Menschen, erzählt er, „im Freundeskreis, im Café“. Er geht aber auch gerne wandern, in die Natur und das „zu jeder Jahreszeit“. Eine „Karriereplanung“ hat er nicht: „Ich weiß, dass ich nicht Kaplan bleiben kann. Ich gehe davon aus, dass ich selber Pfarrer werde“, skizziert er seinen zukünftigen Weg. „Das ist eine Riesenverantwortung, und wenn ich das gut mache, freue ich mich“, meint der sympathische Salzburger abschließend.