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Der Stier, ein uraltes Sternbild

12.02.2024 • 10:00 Uhr
Die Konstellation Taurus leuchtet am Nachtimmel. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Die Konstellation Taurus leuchtet am Nachtimmel. Shutterstock

Die Sumerer kannten ihn, Zeus nahm seine Gestalt an, er gehört zum Tierkreis und ist einer der 48 Sternbilder des Altertums. Um den Stier ranken sich viele alte Geschichten.

Der Stier ist eines der schönen Wintersternbilder und sehr leicht aufzufinden. Gegen 20 Uhr steht das Sternbild 60 Grad hoch am Südhimmel. Ein auffälliges Dreieck, das wie der Buchstabe V ausschaut, markiert den Stierkopf. Aldebaran, der hellste Stern dieser Formation fällt wegen seiner orangen Farbe auf, er ist das Auge des Stiers. Die langen Hörner des Stiers weisen nach Osten. Er ist eine unvollständige Gestalt, denn der hintere Teil des Tierkörpers verschwindet in den Tiefen des Sternenhimmels.

Mythologien

Die Sternengruppe, die wir heute als Stier bezeichnen, wurde ziemlich sicher schon vor 5000 Jahren beobachtet. Damals befand sich der Frühlingspunkt in dieser Region. Das heißt zur Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr stand die Sonne vor diesem Sternbild. Bei den Sumerern musste König Gilgamesch gegen den Stier des Himmels ankämpfen. Die bekannteste Geschichte handelt im antiken Griechenland, als sich der mächtige Zeus in Europa, die Tochter des Königs Agenor, verliebte. Zeus verwandelte sich in einen weißen Stier, gewann als solcher das Vertrauen der Europa und entführte sie nach Kreta, wo er sich mit ihr verband.

Im Tierkreis

Im zweiten Jahrhundert verfasste Claudius Ptolemäus seinen Sternenkatalog Almagest, in dem er 48 Sternbilder, darunter den Stier aufzählte. Am Himmel verlaufen gedachte Linien von besonderer Relevanz. Entlang der Ekliptik bewegen sich die Sonne und die Planeten. Auch der Mond entfernt sich nie weit von ihr. Auf ihr reihen sich die Sternbilder und -zeichen des Tierkreises. Zwischen den Plejaden und den Hyaden, zwei Sternhaufen im Sternbild Stier, verläuft diese gedachte Linie. Ein besonders schönes Gesamtbild entsteht, wenn Planeten die markanten Sternhaufen passieren. Recht pathetisch wird diese Region daher das „Goldene Tor“ der Ekliptik genannt.

Objekte fürs Fernglas

Das auffällige V ist ein offener Sternhaufen mit zirka 350 Sternen in einer Entfernung von 150 Lichtjahren. Etliche davon sind durch ein Fernglas zu erkennen. Aldebaran gehört nicht zur Sternhaufen der Hyaden, er liegt in derselben Sichtlinie und ist ein Vordergrundstern in nur 67 Lichtjahren Distanz.

Alle Hyaden-Sterne bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Sternhaufen ist ein wichtiges Bindeglied um mit verschiedenen Messmethoden eine Entfernungsskala im Weltall zu schaffen. Etwas oberhalb der Hyaden fällt bereits mit freiem Auge eine weitere Sternhäufung auf.

Die Plejaden sind 440 Lichtjahre entfernt und werden wegen ihrer Form oft mit dem kleinen Wagen verwechselt. Die Plejaden sind mit zirka 70 Millionen Jahren sehr jung. Knapp oberhalb des unteren Stierhorns ist bei dunklem Himmel im Fernglas ein Nebelchen auszumachen. Er ist der erste Eintrag im Nebelkatalog von Charles Messier und wird wegen seiner Form auch Krebsnebel genannt.

M1 ist der Überrest einer Sternexplosion aus dem Jahre 1054. Ein neuer Stern war damals einen Monat lang sogar am Tage sichtbar. Die Supernova, wie man die Sternexplosion heute nennt, hatte Gasmassen mit großer Geschwindigkeit in alle Richtungen ausgestoßen. Im Zentrum ist ein Stern verblieben, der aus dicht gepackten Neutronen besteht. Ein Teelöffel dieser exotischen Sternmaterie wiegt 100 Millionen Tonnen. 30mal in der Sekunde dreht sich der Stern um die eigene Achse und schickt dabei Pulse zur Erde.

von Robert Seeberger