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Funkenhexe: Zwischen Tradition und Kontroverse

17.02.2024 • 23:00 Uhr
An manchen Funken gibt es noch eine Hexe, von anderen wurde sie schon verbannt. <span class="copyright">Klaus HArtinger</span>
An manchen Funken gibt es noch eine Hexe, von anderen wurde sie schon verbannt. Klaus HArtinger

Funkenhexe abschaffen oder beibehalten? Das sagen die Vorarlberger

Marianne Hammerer

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Klaus Hartinger

Der Funken-Schneemann

Die 90-Jährige ist der Ansicht, dass anstelle einer Hexe auch etwas anderes auf den Funken platziert werden könne. „Wenn man die Hexe nicht mehr zeitgemäß findet, dann soll man eben einen Schneemann hinaufstellen.“ Immerhin vertreibe man mit dieser Tradition ja den Winter.

„Wenn man bedenkt, dass es Parallelen zu den Hexenverbrennungen hat, dann ist das natürlich nicht schön“, sagt die Schwarzacherin.
Sie selbst geht gerne auf ihren heimischen Funken, primär aber, um dort eine Wurst zu essen.

Reinhold Fussenegger

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Klaus HArtinger

Es gehört zum Brauch

In den Augen des 63-Jährigen gehört die Funkenhexe zum Brauch dazu. „Ich bin für die Hexe, so wie es schon immer gewesen ist“, äußert er sich. „Als ob wir keine größeren Sorgen haben.“

Er ist Funkenzünftler bei der Feuerwehr in Vordere Achmühle und wüsste vor lauter Hin und Her selbst nicht einmal, ob sie dieses Jahr eine Funkenhexe haben werden oder nicht.

„Bei uns hat es auch Diskussionen darüber gegeben. Letztes Jahr hatten wir jedenfalls keine“, erzählt der Dornbirner. Statt einer Hexe haben sie eine Figur genommen, die keine menschlichen Züge gehabt habe.

Erika Gütl

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Klaus Hartinger

Etwas Freundlicheres

Auch die 88-Jährige betont, dass man sich auf das Wesentliche, dieser Tradition konzentrieren solle: das Vertreiben des Winters. „Man könnte doch einfach irgendetwas rauf tun, etwas Freundlicheres“, meint sie.

Früher sei die Dorbirnerin oft auf den Funken gegangen, besonders wegen der Kinder. Heutzutage habe sie aber nicht mehr wirklich Interesse daran.
„Damals hat man noch mit den Fackeln geschwungen und so den Funken entzündet, das gibt es heute auch nicht mehr“, teilt sie mit und lächelt. Warum könne man dann auch nicht einfach die Hexe abschaffen?

Walter de Meijer

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Klaus Hartinger

Sinnlose Diskussion

“Die Funkenhexe sollte unbedingt beibehalten werden“, entscheidet sich der Dornbirner. Obwohl er nicht wirklich gerne auf den Funken gehe, finde er es eine gute Tradition, zu der die Hexe nunmal dazugehöre.

Der 67-Jährige hält die Diskussionen darüber, ob man die Hexe beibehalten oder abschaffen sollte, für sinnlos. „Es tut niemandem etwas und keiner setzt es in Verbindung mit Menschenverbrennungen“, sagt er.

Margrit Klien

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Klaus Hartinger

Unnötige Tradition

Die Dornbirnerin hält die Funkenhexe für entbehrlich: „Ich würde einfach einen Funken machen und sonst nichts.“ Für sie ist der Funken eine Tradition, die dazu dient, den Winter zu verabschieden – es braucht also ihrer Meinung nach nichts auf dem Holzhaufen, das verbrannt werden müsse.

Für die Kulinarik geht die 50-Jährige aber trotzdem immer gerne auf das Fest. „Den Brauch mit den Funkenküchle finde ich aber schön. Er ist ungefährlich und bringt die Leute etwas zusammen.“

Stefan Nobis

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Klaus Hartinger

Die Funkenhexe als Symbol des Bösen

Der gebürtige Salzburger ist etwas zwiegespalten. Er wohnt zwar schon seit zwölf Jahren in Lochau, war aber noch nie auf einem Funken, weswegen er sich nicht wirklich damit auskenne und keinen großen emotionalen Bezug dazu habe. Von der Debatte hat er jedoch schon etwas mitbekommen.

„Wenn man den eigentlichen Zweck und die Bedeutung des Rituales richtig vermitteln kann, dann denke ich, ist es nicht weiter ein Problem“, findet der Wahllochauer. Würde man das Thema Hexen in Märchen tiefenpsychologisch deuten, dann wäre die Fee oder Prinzessin ja das Gute und die Hexe das Böse, das in jedem von uns widergespiegelt werde. Und jeder Mensch müsse am Ende individuell entscheiden, welcher Charakterzug wie stark ausgeprägt werde, erzählt der 56-Jährige der NEUE. Er versteht also, dass die Funkenhexe vielleicht ein Symbol des Bösen sein solle, das mit dem Winter verbannt wird.

„Dadurch, dass aber die Thematik Hexenverbrennung in der Geschichte der Menschheit ein heikles Thema ist, ist es klarerweise so, dass die Assoziation zwischen dem und der Funkenhexe aufkommt. Damals sind ja schreckliche Dinge passiert“, sagt er.

Sarah Meyer

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Klaus Hartinger

Hauptsache es knallt

Die 32-Jährige findet es ebenfalls schwierig, eine deutliche Antwort darauf zu finden. „Ich finde beide Seiten irgendwie verständlich. Ich verstehe auf der einen Seite, dass man die Funkenhexe als veraltet ansieht, aber auf der anderen Seite frage ich mich, ob man denn wirklich alles immer so ernst nehmen muss.“

Man könne sich doch etwas anderes als die Hexe überlegen. Es müsse aber trotzdem knallen, sonst wäre es ja kein Funken, lacht die Dornbirnerin. Etwas Spaß dürfe ja nicht fehlen.

Gottfried Waibel

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Klaus Hartinger

Mittelalterlich

“Die Funkenhexe sollte man abschaffen, das ist langsam hinfällig. Mich erinnert es an das Mittelalter“, merkt der 73-Jährige an. Obwohl er es als Kind nie in Frage gestellt habe, könne er nun verstehen, wieso die Hexe für viele Leute störend sei. „Aber so einen Streit wie im Montafon darum zu machen ist unsinnig“, fügt er hinzu. Er selbst habe schon seit Langem keinen Funken mehr besucht.