Beim Lausbuben gibt es Mamas italienische Küche

Bei Michele und Irmgard im „Il Monello“ in Bregenz bekommt man traditionell italienische Küche. Trotzdem machen sie vieles anders.
Die Fußgängerzone in Bregenz wird von vielen Geschäften bereichert. Das Il Monello allerdings, bringt einen ganz neuen Flair nach Vorarlberg. Hat man die Tür in das kleine Lokal einmal geöffnet, kommen Heimatgefühle, Urlaubssehnsucht, oder Fernweh in einem auf. Aber vieles geht ja bekanntlich durch den Magen, und so entschließt man sich dann doch dazu, sich hinzusetzen und den Frust über das verregnete Ländle erst einmal hinunterzuschlucken.
Das Lokal ist dunkel, nicht aber düster, im Gegenteil. Eine Mischung zwischen Kneipe und urigem italienischen Lokal. An den Wänden, an der Decke und sogar im Schaufenster finden sich unzählige Details aus der Heimat von Michele. Seien es kleine leere Flaschen in allen Farben und Formen, getrocknete Peperoncini, Fahnen, Fleischhaxen, oder eine Italien-Karte. Man wird während seines Besuchs im Il Monello ständig auf neue Details aufmerksam und muss, in Erinnerungen an den letzten Urlaub schwelgend, immer wieder schmunzeln. Im Hintergrund läuft unablässig italienisches Radio. Fast schon heimelig.


Mit allen per Du
Das Il Monello gibt es seit 17 Jahren, seit jeher am gleichen Platz. Michele ist schon lange in der Gastro, hegte aber immer den Wunsch, sich selbstständig zu machen. „Dadurch, dass ich so viele Sachen gesehen habe, die ich anders machen würde, habe ich immer gesagt: Irgendwann mache ich ein kleines Lokal auf. Eines, in dem man auch wirklich auf die Leute zugeht“, sagt Michele. Durch Kollegen kommt er auf die Lokalfläche. Er setzt sich gegen sieben Konkurrenten durch und bekommt schließlich das Lokal.
Mit dem Il Monello geht ein Lebenstraum von ihm in Erfüllung. In dem kleinen Lokal kennt man fast jeden persönlich, man ist per Du und der Hund freut sich schon von Weitem auf die kleinen Herzlichkeiten aus der Küche, die er von Michele natürlich bekommt. „Man kennt die Leute, man kennt ihre Gepflogenheiten, ihre Geschmäcker. Ich weiß bei vielen meiner Gäste schon, was sie essen wollen.“

Keine Pizza Hawaii
Michele kommt gebürtig aus Apulien, die Liebe zieht ihn ins Ländle. „Eine Frau hat mich entführt und jetzt bin ich seit 1991 hier in Vorarlberg.“ Irmgard sei dank. „Ich wollte eigentlich die wirklich italienische Küche rüberbringen. Mit italienischen Weinen und italienischen Produkten“, sagt der Gastronom. „Keine Pizza Hawaii und Pizza Pommes“, ergänzt Irmgard.
Die Philosophie des Il Monello ist eine klare und davon werden die beiden wohl auch nicht mehr abweichen. „Gewisse Sachen gehören einfach nicht in die italienische Küche rein, ganz einfach“, erklärt Michele. Er kocht so, wie seine Mama früher für ihn gekocht hat. Ihm geht es nicht ums Geld, er will die authentische Küche in Vorarlberg leben. „Authentisch, frisch und qualitativ hochwertig“, beschreibt er seine Küche. Oft ist die einfachste Küche die beste.
„Ich habe sehr viele Sachen gesehen, die ich selbst anders machen würde. Deswegen habe ich jetzt selbst ein Lokal.“
Michele, Gastronom
Doch was bedeutet Il Monello eigentlich? „Spitzbube, oder Lausbub“, erklärt Michele. „Meine Mutter hat mich immer geschlagen, wenn ich frech war. (italienische Dramatik) Aahhh Monello!!“
Anstatt etwas Gewöhnliches wie Bella Napoli, oder Toscana zu nehmen, entscheidet sich Michele für diese liebevolle, oder vielleicht manchmal auch nicht ganz so liebevolle Kindheitserinnerung. „Ich bin ja auch frech zu meiner Kundschaft. Wobei diplomatisch nett trifft es vermutlich eher“, der Schmäh ist ihm offensichtlich nicht vergangen.

Der Tagesspiegel
„Ich koche nichts, was ich selbst nicht essen würde.“ Deswegen kocht Michele selbst. „Mamas Küche“ ist das Konzept des Il Monello. Es wird das gegessen, was auf den Tisch kommt. Einfach und traditionell. Die feine Nase des Italieners geht gerne auf die Wünsche der Kunden ein, muss aber auch immer abwägen, ob die Bestellung so überhaupt zusammenpasst. Es gibt Gerichte, wo gewisse Zutaten laut dem Gastronomen nichts verloren haben.
Die Speisen werden jeden Tag frisch und neu zubereitet. Zusätzlich zur normalen Karte gibt es den Tagesspiegel, der wortwörtlich auf einem Spiegel steht. Der ist jeden Tag anders, manchmal bleibt etwas über mehrere Tage stehen, wenn es gut ankommt. Die Spiegelkarte richtet sich immer nach Micheles Tageseinkauf. Das geht im Il Monello ganz gut, denn das Lokal hat nur abends offen. So haben Irmgard und er genügend Vorbereitungszeit, die sie auch brauchen, denn sie sind nur zu zweit.
„Wir versuchen, eine andere Küche zu machen als die Nachbarschaft“, sagt Michele. „Italien hat mehr zu bieten als nur Spaghetti Bolognese.“ Das Abheben vom anderen Geschehen der italienischen Restaurants scheint aber ganz gut zu funktionieren.

Keine Tiefkühlzelle im kleinen Lokal
Die Vorspeisen sind je nach Saison unterschiedlich. Ansonsten gibt es hauptsächlich Pizza und Pasta. Aber auch Fisch auf Vorbestellung. Allerdings nur für Gruppen, damit es sich auch rentiert. Was eingekauft ist, wird am selben Tag serviert. „Wir heben das Eingekaufte nicht tageweise auf. Das will ich erstens nicht und zweitens ist das Lokal ja auch klein. Das ist gar nicht möglich. Wir haben keine Tiefkühlzelle oder so etwas.“
Michele betrachtet das Il Monello als sein Wohnzimmer. Die Leute kommen also nach Hause, um etwas zu essen. Man soll sich wohlfühlen und Scherze machen, ganz wie des der Chef selbst tut.
