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Die Zeckensaison beginnt immer früher

07.03.2024 • 23:00 Uhr
Ein mit Blut vollgesogene Zecke auf einem Blatt.  <span class="copyright">apa/dpa/Gerten</span>
Ein mit Blut vollgesogene Zecke auf einem Blatt. apa/dpa/Gerten

Die Zahl der FSME-Infizierten ist hierzulande in den vergangenen Jahren stetig gestiegen

Der abgelaufene Februar war der wärmste der Messgeschichte – aber nicht nur: Insgesamt hat der Ende Februar zu Ende gegangene meteorologische Winter nur Anfang Dezember bzw. teilweise im Jänner kurze Lebenszeichen von sich gegeben. Ansonsten lagen die Temperaturen zumeist über dem Schnitt.

Dieser milde Winter lässt auch die Zeckensaison früher als gewöhnlich starten. Damit steigt wieder die Gefahr der von diesen Tieren übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Bundesweit gab es heuer bereits einen Fall – und zwar in Oberösterreich.

Hierzulande wurde zwar in diesem Jahr bis dato noch niemand mit FSME infiziert, aber die Vorarlberg-Zahlen der vergangenen Jahre zeigen eine steigende Tendenz. Bis etwa zum Jahrtausendwechsel galt das Land als FSME-frei. Bis 2019 wurden dann kaum einmal mehr als fünf Fälle jährlich registriert, informiert Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher.

Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher.  <span class="copyright">VLK/Sams</span>
Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. VLK/Sams

2020 gab es elf Fälle, 2021 wiederum „nur“ sechs. 2022 wurde mit 13 Infizierten der bisherige Höchststand erreicht. In diesem Jahr gab es in Zusammenhang mit FSME auch einen Todesfall. Im Vorjahr waren es dann auch wieder zwölf Menschen, die an der gefährlichen Hirnhautentzündung erkrankt sind. ­Österreichweit betrug deren Zahl 113.

Kaum mehr eine Pause

Damit Zecken den Winter nicht überleben, braucht es tiefe Temperaturen im Bereich von bis zu minus 20 Grad. Die gibt es allerdings kaum noch. Und die auch im Winter milden Temperaturen führen dazu, dass Zecken auch kaum mehr eine Pause machen. In Winterstarre verfallen sie bei unter sieben Grad. Auch in Höhen, in denen sie früher nicht anzutreffen waren, haben sie es aufgrund der steigenden Temperaturen schon länger geschafft.

Österreich gehört laut APA zu jenen Ländern der Welt mit der höchsten Zeckenverbreitung. Fast jeder zweite Gemeine Holzbock – die bekannteste und weitaus häufigste europäische Zeckenart – ist demnach auch mit verschiedenen Erregern infiziert. Aktiv werden die Spinnentiere eben ab einer Temperatur von sieben Grad. Eine Temperatur, die heuer schon häufig erreicht wurde.

Die Zecken sind heuer schon wieder aktiv. <span class="copyright">APA/DPA/PATRICK PLEUL</span>
Die Zecken sind heuer schon wieder aktiv. APA/DPA/PATRICK PLEUL

Daher ist es auf jeden Fall ratsam, sich gegen FSME impfen zu lassen. „Da gibt es keine Diskussion“, sagt Grabher. Eine FSME-Infektion kann jeden treffen, der von einer infizierten Zecke gestochen wird. Im vergangenen Jahr war unter den Erkrankten altersmäßig die gesamte Bandbreite vertreten, erinnert sich der Sanitätsdirektor, vom Vierjährigen bis zu 70 plus.

Grundsätzlich ist in Österreich die Impfrate bei FSME hoch. Die Rede ist von einer Durchimpfungsrate von 80 Prozent. Ermittelt wird diese Zahl allerdings anhand der verkauften Impfdosen. Grabher hält sie daher für ein bisschen zu optimistisch. Zudem stelle sich die Frage, ob wirklich bei allen die notwendigen Impfungen für eine Immunisierung gemacht wurden.

Impfschema

Das Impfschema bei FSME sieht eine dreiteilige Grundimmunisierung vor, nach der die erste Auffrischung nach drei Jahren erfolgt. Anschließend reicht ein Stich alle fünf Jahre. Über 60-Jährige sollten diesen Abstand jedoch auf drei Jahre reduzieren. Allerdings ist eine Auffrischung auch nach mehr als fünf Jahren möglich, ohne dass erneut mit der Grund­immunisierung begonnen werden muss, informiert Grabher. „Das geht bis zu 20 Jahren“, so der Experte.

Neben der Viruserkrankung FSME, für die es keine direkte Behandlung gibt, übertragen die Zecken auch eine durch Bakterien hervorgerufene Infektion: die Borreliose. Erkennbar ist sie an einem roten Fleck um die Einstichstelle, der „Wanderröte“. Gegen sie hilft im Frühstadium ein Antibiotikum. Grundsätzlich gibt es aber auch einfache Tipps, um sich gegen die Blutsauger zu schützen (siehe Factbox).

Tipps und Maßnahmen

Geschlossene Kleidung mit langen Hosen und Socken kann verhindern, dass sich Zecken anhaften und Blut saugen.

‑ FSME und Borreliose werden nicht am Anfang des Saugens übertragen, weshalb ein schnelles Entfernen von Zecken wichtig ist.

‑ Beim Entfernen einer Zecke darauf achten, dass sie nicht gequetscht wird, da sonst der Inhalt des Tieres zurück in die Blutbahn gespritzt wird und so die Infektionswahrscheinlichkeit steigt.

‑ Zecken können tage- und wochenlang in der Kleidung und Bettwäsche überleben.

‑ Untersuchen Sie sich selbst und Ihr Haustier nach einem Aufenthalt in Wald und Wiese auf Zecken und entfernen Sie diese sofort.

‑ Haben Sie eine Zecke an sich selbst entfernt, achten Sie in den nächsten drei Wochen auf Symptome von ­FSME und „Wanderröte“.