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Vermietungen: Das Bestellerprinzip und die Auswirkungen

19.03.2024 • 23:00 Uhr
Hilmar Müller Sparte Bau
Fachgruppengeschäftsführer Hilmar Müller. Daniel Mauche

Seit letztem Juli zahlt die Provision bei Vermietungen derjenige, der den Auftrag gibt.

Lange war darüber diskutiert worden, seit knapp neun Monaten ist es Realität: das Bestellerprinzip bei Vermietungen. Konkret besagt es, dass Makler seit 1. Juli 2023 die Provision nur mehr von demjenigen verlangen dürfen, der sie zuerst mit der Vermittlung des Mietvertrags beauftragt und das war und ist in den meisten Fällen der Vermieter. Die NEUE wollte nun wissen, ob die Vermietungen über Maklerbüros aufgrund der neuen Regelung zurückgegangen sind und hat nachgefragt.

„Das ist relativ schwierig zu sagen“, stellt Hilmar Müller, Geschäftsführer der Fachgruppe Immobilien- und Vermögens­treuhänder in der Wirtschaftskammer Vorarlberg dazu fest. „Wir hätten eigentlich geglaubt, dass die Auswirkungen stärker spürbar sind.“ Er geht davon aus, dass es etwa in Wien diesbezüglich durchaus zu größeren Problemen sprich Personalkündigungen bei Maklern kommen könnte. „Bei uns zeigt sich das Angebot aber ausgeglichen und konstant“, sagt er.

ABD0008_20230322 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema “Wohnen / Mieten / Mietvertrag / MietpreisbremseÒ. Im Bild: Ein SchlŸssel und ein Mietvertrag aufgenommen am Dienstag, 21. MŠrz 2023, in Wien. – FOTO: APA/EVA MANHART
Mieter sollten mit der neuen Regelung billiger zu einer Wohnung kommen. apa/Manhart

Festgestellt hat Müller, dass die Mietpreisentwicklung in den vergangenen Monaten eine leichte Steigerung erfahren habe. Ob die ursächlich mit dem Bestellerprinzip zu tun habe, lasse sich nicht sagen, „vielleicht ganz leicht“. Der Markt habe derzeit aber „so viele Überlagerungen“, dass es schwierig sei, da einzelne Faktoren auszumachen.

Insgesamt sei aber der Betrachtungszeitraum zu kurz, um definitive Aussagen zum Bestellerprinzip zu treffen, so der Fachgruppengeschäftsführer. Was man derzeit auch noch nicht genau wisse, sei, wie sich die neue Regelung auf das Mieterverhalten auswirke, gibt Müller zu bedenken. Sie könne dazu führen, dass diese wechselfreudiger werden.

Nicht weniger Aufträge

Letzteres ist durchaus der Fall, wie Markus Maier von Andreas Hofer Immobilien in Lustenau beobachtet hat. „Wir merken, dass die Mieter das Verhalten ändern und schneller wechseln – was für beide Seiten nicht schlau ist.“ Das sei eine Entwicklung, die nicht wirklich positiv sei, stellt der Experte fest. Was die Zahl der Aufträge für Vermietungen betrifft, habe sich beim Lustenauer Immobilienbüro nichts geändert: „Überraschenderweise haben wir keine Rückgänge zu verzeichnen“, sagt Maier.

Jürgen Sandholzer
Immobilienexperte Jürgen Sandholzer. Sandholzer

Weniger Aufträge sind es auch bei Sandholzer Immobilien in Altach nicht, wie Geschäftsführer Jürgen Sandholzer informiert. Allerdings sei der Umsatz bei Vermietungen um rund einem Drittel eingebrochen, nachdem die Provision jetzt nur mehr vom Auftraggeber und nicht wie bisher von beiden Seiten bezahlt werde, so der Immobilienexperte. Dem Auftraggeber könne man nämlich nicht beide verrechnen.

Die Aufträge seien tendenziell eher mehr geworden, nachdem Vermietungen derzeit besser laufen würden als der Verkauf, erzählt Sandholzer. Daher wäre es eine gute Möglichkeit gewesen, fehlende Verkäufe finanziell ein wenig durch Vermietungen abzufedern. Dem hat allerdings das Bestellerprinzip einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sandholzer kann sich auch vorstellen, dass es Makler gibt, die aufgrund der neuen Regelung zukünftig auf das Vermieten verzichten.

Interview mit Immobilienmakler Reinhard Goetze
Remax-Immobilienmakler Reinhard Götze. Neue-Archiv Klaus Hartinger

Nichts verändert hat sich hingegen bei Immobilienbüro Remax Immowest in Lauterach. „Wir waren immer schon sehr konziliant und haben dem Mieter nur eine Monatsmiete als Provision verrechnet“, berichtet Geschäftsführer Reinhard Götze. Nun müsse der Vermieter, der bis zur neuen Regelung ebenfalls eine gezahlt habe, eben zwei zahlen. „Das sieht auch jeder ein“, so Götzes Erfahrungen. Insofern laufe bei Remax alles ganz normal weiter.

Keine großen Bewegungen

Fachgruppenobmann Günther Ammann ist mit seinem Unternehmen Panorama Wohnbau in Feldkirch vor allem als Bauträger und kaum mit Vermietungen tätig. Er hat erfahren, dass durchaus einige Private nun selbst vermieten. Wie gut das laufe, könne er nicht sagen. Die erfolgte Mietzinserhöhung sieht er primär als Ergebnis der Inflation und anderer Faktoren. „Wirklich große Bewegungen dürfte es in Hinblick auf das Bestellerprinzip nicht gegeben haben“, so sein Eindruck.