Das sagen Vorarlberger Nachtgastronomen zur Sperrstunde

Nicht zuletzt durch die Schließung des Sender Clubs in Lustenau flammt die Diskussion um die Sperrstunde erneut auf. Barbetreiber und Umfrageteilnehmer plädieren für eine Liberalisierung der aktuellen Gesetzeslage.
Letzte Woche sorgte ein Antrag der Neos im Landtag für Aufsehen. Darin forderte die Tourismus- und Jugendsprecherin Fabienne Lackner eine Abschaffung der Sperrstunde für Nachlokale. „Wenn in anderen Bundesländern bis tief in die Nacht getanzt wird, ist es bei uns schon zappenduster. Grund dafür ist die konservative Sperrzeitenregelung. Dabei sind Bars und Diskotheken ein wichtiger Teil des vielfältigen Vorarlberger Nachtlebens“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Vorarlberg hat österreichweit die konservativste Sperrstundenfrist, die genauen Regeln sind in der Factbox angeführt. Alle Öffnungszeiten, die davon abweichen, müssen von der Gemeinde mit einem sogenannten „Betriebsanlagengenehmigungsverfahren“ bewilligt werden. Um eine solche Ausnahmegenehmigung muss man alle drei Monate neu ansuchen.
Keine Ausnahme mehr
Im Fall des Sender Clubs in Lustenau wurde eine solche Ausnahmegenehmigung nicht mehr erteilt. Jahrelang durfte das Nachtlokal bis 4 Uhr öfnnen, nun wurde die Ausnahmegenehmigung nicht mehr erteilt – wegen „sicherheitspolizeilicher Bedenken“, wie der ORF Vorarlberg in Erfahrung bringen konnte.
Am Freitag wurde zum vorerst letzten Mal im Sender gefeiert. Eine Sperrstunde um zwei Uhr lasse die Weiterführung des regulären Clubbetriebs nicht mehr zu, wie der Betreiber auf seiner Website verlauten lässt. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nicht sagen, wie lange diese Situation andauern wird und ob wir unsere Türen wieder öffnen können“, verlautet der Klub. Nun kämpft Sender-Geschäftsführer Nikolas Konstatzky sogar mit einer Petition dafür, dass die Sperrstunde wieder auf 4 Uhr nach hinten verlegt wird.
Sperrzeitenregelung
Vorarlberger Regeln:
Gastgewerbebetriebe müssen spätestens um 1 Uhr geschlossen werden. Ausgenommen ist die Betriebsart „Bar“, hier darf bis zwei Uhr geöffnet bleiben. Ausnahmen bilden die Silvesternacht und die Nächte von Faschingssamstag bis Faschingsdienstag, dort entfällt die Sperrzeit; Quelle: WKÖ
Für Nachtlokale zu früh
Für Sigi Innauer ist die Sperrstunde ein schwieriges Thema: „Die Frage ist, wie man das handhabt. Wenn es keine Sperrstunde gibt, hat jede Bar einfach so lang offen, wie sie will.“ Auf der anderen Seite sei eine Sperrstunde ab zwei Uhr gerade für Nachtlokale zu früh: „Meistens sitzt man bis 12 Uhr im Gasthaus, dann ist man erst um halb eins im Klub. Wenn der um zwei Uhr wieder schließen muss, kommen die Leute gar nicht her, sondern gehen nach Hause.“
Innauer plädiert dafür, dass Klubs, bei denen die Einhaltung der Sperrstunde gut funktioniert, längerfristig die Genehmigung für eine spätere Schließzeit – mindestens 4.30 Uhr – erhalten. „Ich hatte in Dornbirn immer ein gutes Einvernehmen, aber bis man eine spätere Sperrstunde kriegt, muss man kämpfen“, berichtet der ehemalige Inhaber des Vakanz aus seiner eigenen Erfahrung.
Sein ehemaliger Geschäftspartner, Andy Mariacher, kann der Sperrstunde um 2 Uhr ebenfalls wenig abgewinnen. Auch er verweist darauf, dass die Gäste häufig erst gegen Mitternacht ins Lokal kommen. „Ich habe Glück gehabt, dass ich immer bis 4 Uhr offen haben durfte. In Dornbirn kann man sich da nicht beschweren“, berichtet der ehemalige Betreiber des Vakanz und Fischbach. Allerdings habe er auch Verständnis für die Nachbarn. „Die waren nicht immer erfreut“, gibt Mariacher zu, dessen ehemalige Nachtklubs ihren Standort in der Stadt haben. Dennoch wünscht er sich, dass die generelle Sperrstunde nach hinten verlegt wird – „am besten auf 3.30 Uhr.“

Keine Probleme mit Nachbarn
Daniel Schweighofer, der in Feldkirch mit dem Rauch Club, der Tür Eins und dem Kuche Klub gleich drei Lokale betreibt, hat Verständnis für die Sperrstundenregelung. Die Ausnahmegenehmigung, die alle drei Monate beantragt werden muss, sorgt bei ihm aber für Unverständnis: „Die Beantragung kostet jedes Mal Geld und es ist ein Druckmittel gegen uns Betreiber. Wenn man sich die Geschichte mit dem Sender ansieht, ist das schon brutal. Von heute auf morgen ist man ruiniert. Man kann ja als Betreiber nichts dafür, was vor der Tür passiert.“
Bei ihm funktioniere die Zusammenarbeit mit der Stadt und der Polizei allerdings gut, betont er. Auch das Verhältnis mit den Nachbarn sei gut, worüber Schweighofer sehr froh ist.
Klares Meinungsbild in Umfrage
Passanten in der Dornbirner Innenstadt, die für die NEUE für eine Umfrage Rede und Antwort stehen, wünschen sich gemäßigtere Sperrzeiten. „Die Sperrstunde ist ziemlich früh. Für die Jugendlichen geht um diese Uhrzeit die Party doch erst los“, sagt Christiane Wingert lachend. „Zu unserer Zeit hat man so lange gefeiert, wie es eben ging. Sperrstunde hat es bei uns nicht gegeben“, berichtet sie. Für die Gemeinden habe sie auf der anderen Seite auch Verständnis, da es in letzter Zeit viel Ärger gegeben habe. Eine angemessene Sperrstunde? „Um drei oder vier“, erklärt die 30-Jährige.
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Auch Andrea Gutscher und Maximilian Zwickl erzählen, dass sie früher immer so lang geblieben sind, wie es ging. „Entweder, man ist nach Hause, weil man müde war oder man ist gegangen, weil man rausgeworfen wurde. Ich glaube, dass die Jungen auch feiern gehen sollten, bis es nicht mehr geht. Man lernt dann selber, wenn man nach Hause möchte“, erklärt Gutscher. „Es wäre sicher nicht schlecht, die Sperrstunde nach hinten zu verlegen“, pflichtet Zwickl ihr bei.
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Unbegrenzte Sperrstunde
Anna-Caroline Richter findet es „schade“, dass die Klubs so früh zusperren müssen. „Für mich ist es nicht so schlimm, aber für Jüngere ist es doch nochmal was anderes“, sagt sie. „Ich habe Erfahrungen in Berlin gemacht und da schließt nie etwas. Von daher, finde ich, kann man ruhig nach oben gehen. Ich habe schon von Leuten gehört, die sind erst um 8 Uhr morgens aus dem Klub gegangen“, lacht die 22-Jährige.
Ihr Freund, Antonio Bösze, geht selber nicht in Klubs. Die Sperrstunde in Vorarlberg ist seiner Meinung nach aber auch recht früh. „Ich denke, dass es sehr von der Umgebung abhängt. Wenn es in der Bar zu laut ist und es die Nachbarn stört, sollte früher geschlossen werden. Aber wenn das Lokal schalldicht ist und es niemanden stört, sind unbegrenzte Öffnungszeiten okay.“