Von Abgründen, Verzweiflung und einem Arzt, der einem Freund hilft und sich dabei strafbar macht

Peter Mück, langjähriger Strafrichter am Landesgericht Feldkirch, erzählt in seinem Buch von Fällen, die das Leben schrieb. Von absurden Einzelfällen bis zu tragischen Schicksalen – ein Werk, das menschliche Abgründe und die Herausforderungen der Justiz greifbar macht.
Was bedeutet Gerechtigkeit? Und wie geht ein Richter mit den menschlichen Abgründen und Widersprüchen um, die sich hinter Straftaten verbergen? Mit diesen Fragen konfrontiert Peter Mück, langjähriger Strafrichter am Landesgericht Feldkirch, die Leserinnen und Leser seines Buches „Freude am Strafen hat nur der Teufel“. In 64 Geschichten schildert der Rankweiler nüchtern und präzise die Herausforderungen des Richterberufs, ohne zu werten. Stattdessen lädt er den Leser ein, sich selbst ein Urteil zu bilden – nicht im strafrechtlichen, sondern im menschlichen Sinne.
In „Bis nach Holland“, einer der einprägsamsten Geschichten, erklärt ein Mann vor Gericht, er habe eine Rakete bauen wollen, deren Feuerschein bis nach Holland zu sehen sein sollte – als romantische Geste für eine Frau, in die er sich unsterblich verliebt hatte. Doch der naive Plan endet in einer Katastrophe, als die Rakete explodiert und ein Mensch ums Leben kommt. Dem Mann selbst wird ein Bein abgerissen. Mück schildert den Fall sachlich, lässt aber Raum für die Absurdität und Tragik, die in dieser Tat mitschwingen.
Tragisch und absurd
Ebenso beeindruckend ist die Geschichte „21 Minuten“. Darin manipuliert ein Arzt den Todeszeitpunkt einer Patientin, um dem Witwer die Lebensversicherung zu sichern. Der Fall wirft moralische Fragen auf und zeigt, wie schwierig die Abwägung zwischen Gesetzestreue und Menschlichkeit sein kann.
In „Stolz und Krieg“ schildert Mück die zerstörerischen Auswirkungen des Jugoslawienkrieges auf das Leben eines Mannes, der seine traumatischen Erlebnisse nicht verarbeiten kann und in eine Spirale der Gewalt gerät.

Doch nicht alle Geschichten sind so ernst. In „Das Katapult“ erzählt der Jurist von einem häuslichen Streit, der für den Ehemann mit einer Anklage wegen schwerer Körperverletzung endet. Dessen Schuld ist ebenso absurd wie unglaubwürdig: Der Mann erklärt dem Richter, er habe aus Enttäuschung ein Schneidebrett ins Spülbecken geworfen, woraufhin eine Tranchiergabel „katapultartig“ herausgeschleudert worden und im Gesäß seiner Frau stecken geblieben sei.
Authentisch
Man merkt, dass Mück kein Schriftsteller, sondern Richter ist. Sein Stil ist sachlich, manchmal fast protokollarisch und verzichtet auf literarische Effekthascherei. Aber gerade diese Authentizität ist eine Stärke des Buches. Die Geschichten wirken echt und ungeschönt, ihre Kraft kommt aus dem Leben selbst, von dem sie erzählen. Es ist ein Buch, das bewegt, unterhält, nachdenklich macht und tiefere Einblicke in die Welt der Justiz gewährt. Ein Werk, das nicht nur Juristen ansprechen wird, sondern auch alle anderen Leser, die sich für die vielschichtigen Lebensgeschichten und Schicksale hinter Gerichtsentscheidungen interessieren.
Peter Mück, Freude am Strafen hat nur der Teufel, Bucher Verlag GmbH, 416 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-9901872-4-1