Ein Hundeliebhaber ist der Chef in der Klosterküche

An den vier Adventsonntagen stellt die NEUE am Sonntag drei Mönche und den Abt des Klosters Mehrerau in Bregenz vor. Pater Stephan ist für das leibliche Wohl zuständig.
Pater Stephan hat einen ständigen Begleiter. Er ist vierbeinig, hört auf den edlen Namen Lord und ist ein Windhund der Rasse Greyhound, der aus dem Tierschutz in Irland kommt. Wenn Lords Herrchen, der Küchenmeister des Klosters Mehrerau, am Herd beschäftigt ist, wartet er vor der Tür, ansonsten streift er ein wenig durch die Gänge oder holt sich seine Streicheleinheiten gerne auch von anderen im Kloster ab.
„Ich liebe Hunde. Ich habe schon als Kind einen Hund gehabt“, erzählt Pater Stephan. Auch vor Lord gab es schon einen Hund, einen Dalmatiner. Der Pater ist allerdings nicht alleine für die Spaziergänge seines Vierbeiners zuständig. Eine Bekannte erledige das nahezu täglich, erzählt er. „Da wird man selber dann ein bisschen faul.“

Pater Stephan wurde 1966 als Alexander Yen in Belgien geboren. Sein Vater ist Chinese, die Mutter Bregenzerin. Als Alexander, der Älteste von drei Söhnen, vier Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Bregenz. Der Junge besuchte die Unterstufe in der Mehrerau und die Oberstufe im BORG Lauterach, wo er auch Matura machte. „Ein geistlicher Beruf hat mich eigentlich schon als Kind interessiert“, erinnert er sich. So waren etwa Brüder seiner Großmutter Jesuiten, mit denen er auch Kontakt hatte.
Freude bei den Eltern
Nach der Matura studierte er daher Theologie, aber schon nach einem Jahr entschied er sich, ins Kloster zu gehen. „Die Verbindung zur Mehrerau hatte ich nie abgebrochen“, erzählt er. 1988 trat er dann ins Kloster ein, machte in der Folge das Noviziat, also das „Probejahr“, und absolvierte anschließend Studien in Einsiedeln und Benediktbeuern. Seine Eltern haben sich über seine Entscheidung sehr gefreut, so Pater Stephan, „mein Vater ganz extrem“.
In der Folge war Pater Stephan – den Klosternamen hatte er selbst dem Abt vorgeschlagen und auch bekommen – 13 Jahre lang als Lehrer und Erzieher im Haus tätig. In der Folge übernahm er den Posten als Küchenmeister. In dieser Position ist er für die gesamte Organisation und Verwaltung der Küche zuständig. Er steht aber auch selbst am Herd und kocht gemeinsam mit einer Köchin.

„Essen hat in unserer Familie immer eine große Rolle gespielt“, erklärt Pater Stephan seine Affinität zur Küche. Beide Eltern aber auch seine Geschwister könnten gut kochen, erzählt er – und auch seine Nichte. Die ist Schauspielerin und steht derzeit im Landestheater in „Emil und die Detektive“ auf der Bühne, so der Onkel.
Was den Speiseplan des Klosters betrifft, gibt es täglich eine Suppe und eine Hauptspeise, erklärt Pater Stephan, an Sonn- und Feiertagen auch ein Dessert. Gekocht wird „alles“: „jüdisch, arabisch, chinesisch, alle möglichen europäischen Küchen.“ Und auch die Experimentierlust des Paters in der Küche ist groß. „Ich probiere ständig neue Sachen aus“, sagt er mit einem Grinsen. Die Reaktion seiner „Kunden“, sprich Mitbrüder darauf: „Im Moment geht es gut. Die meisten sind zufrieden.“

In der Adventzeit gibt es auch in der Küche des Klosters viel zu tun – zuletzt im Vorfeld des Mehrerauer Adventmarkts. 72 Bleche mit Crackers, 2000 Cantuccini, 1500 Parmesan-Shortbread und 140 Flaschen Limoncello hat Pater Stephan dafür unter anderem produziert. Die Klosterprodukte im Lebensmittelbereich macht er alle selber. Nicht erstaunlich ist daher, dass er auch Kochbücher sammelt, die in einem Regal neben der Küche zu finden sind. Seine „Entspannungsliteratur“, wie er mit einem Grinsen sagt.
Und noch etwas gibt es, das es ihm angetan hat: Antiquitäten, besonders Silber und das am liebsten in Form von Salieren, also Salzgefäßen. Eine Vorliebe, die noch aus seiner Jugend stammt, als ihm seine Mutter die ersten geschenkt hat. Mittlerweile ersteht er sie online oder bei Auktionen.
Den Gang ins Kloster hat er nie bereut, sagt Pater Stephan. „Natürlich stellt man sich manchmal die Frage, was wäre, wenn es anders gewesen wäre. Aber bereut habe ich es nicht.“ Weihnachten wird er wie jedes Jahr im Kloster verbringen. Den 28. Dezember verbringt er dann teilweise bei Eltern und Geschwistern in Bregenz. Dann kommt auch sein Bruder, der ebenso Theologie studiert hat. „Der entwickelt aber intelligente Verkehrssysteme.“

Gedanken zum dritten Adventsonntag: “Gaudete – Freut Euch!”
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe. So heißt es am 3. Adventsonntag. Die Freude ist der Grundtenor in allen liturgischen Texten an diesem Sonntag. Keine Aufforderung kehrt in der Bibel so oft wieder wie die zur Freude. Doch wie wird unser Leben von mehr Freude erfüllt? Kann es echte Freude geben angesichts von so viel Dunkelheit, Angst und Schrecken in unserer Welt?
Es ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Freude in unserem Leben zu erfahren, dass wir es als Geschenk annehmen lernen. Das klingt vielleicht banal, doch meistens ist es alles andere als einfach. Brüche und Schweres gehören zu unser aller Leben. Unrecht und Leid dürfen nicht übersehen, verdrängt oder verharmlost werden. Sie können auch nicht ungeschehen gemacht werden. Das Leben als Geschenk ansehen, so, wie es ist, mit allem Hellen und trotz allem Dunkeln. Das ist eine Grundvoraussetzung, um im Leben Freude zu erfahren. In der Bibel finden wir diese Grundhaltung immer wieder formuliert, z.B. in Psalm 139,14: „Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!“
Eine zweite wichtige Voraussetzung ist, dass wir der Freude hier und jetzt, heute und nicht erst morgen Raum geben. Wir Menschen haben manchmal die Tendenz unser ganzes Leben lang die Freude und das, was uns Freude macht auf die Zukunft zu verschieben. Auch in biblischen Zeiten war diese Versuchung groß, eine bessere Welt erst in ferner Zukunft zu erwarten. Anders der hl. Paulus. Er forderte im Philipperbrief dazu auf: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ Das meint: nicht erst in der Zukunft, sondern hier und jetzt. Er schreibt diesen Satz aus dem Gefängnis. Er lebt aber im Vertrauen, dass Gott in Christus gerade hier und jetzt, in größter Dunkelheit und Not mit ihm ist, ihm trotz allem und allem zum Trotz Freude schenken will. Das gilt nicht nur für Paulus, sondern für jeden von uns.
Wenn wir lernen, hier und jetzt offene Augen für das Schöne zu haben, dankbar zu sein für das, was an Gutem möglich ist, dann wird immer wieder auch Freude in unser Leben einkehren. Pater Stephan