“Missmanagement”: Ärztekammer mit heftiger Kritik an KHBG-Direktor Fleisch

Die jüngsten Aussagen von KHBG-Direktor Gerald Fleisch zur Lage der Vorarlberger Spitäler und zu den Gehältern der Ärzte sorgen für massives Unverständnis. Die Ärztekammer widerspricht und wirft Fleisch Realitätsverweigerung sowie falsche Darstellungen vor.
Die jüngsten Aussagen von Gerald Fleisch, Direktor der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), die in einem Interview mit der NEUE gefallen sind, haben eine Welle der Empörung unter den angestellten Ärzten ausgelöst. Seine Darstellung der „sehr gesunden“ Spitalslandschaft und die Gehaltsangaben für Turnus- und Oberärzte stoßen bei der Ärztekammer und dem Zentralbetriebsrat auf scharfe Kritik. In einer Aussendung ist von „Realitätsverweigerung“ und „falsche Darstellungen“ die Rede.
Überlastet
Kurienobmann Hermann Blaßnig und Thomas Steurer, Vorsitzender des Zentralbetriebsrats der Landeskrankenhäuser, werfen Fleisch vor, die tatsächlichen Probleme in den Vorarlberger Spitälern zu ignorieren. Während Fleisch im Interview betonte, dass die Krankenhäuser gut aufgestellt seien, zeichnet die Ärztekammer ein anderes Bild: Geschlossene Stationen und OP-Säle, verschobene Operationen und überlastete Intensivstationen seien Alltag.
Auf Unverständnis stießen auch Fleischs Aussagen zu den Gehältern. . Der KHBG-Direktor hatte in der NEUE behauptet, ein Turnusarzt verdiene 100.000 Euro, ein Oberarzt könne auf 180.000 Euro kommen. Mehrere Oberärzte, darunter auch solche mit Leitungsfunktion, versicherten der NEUE, dass diese Zahlen fernab der Realität lägen. Selbst mit Zuschlägen, Überstunden und mehreren Nachtdiensten seien solche Gehälter nicht erreichbar, heißt es. Die Versorgung auf Intensivstationen sei teilweise nur deshalb möglich, weil Ärzte aus fachfremden Abteilungen dort aushelfen müssten. „Einige Abteilungen funktionieren nur noch, wenn das Personal dort nicht krank wird, keinen Urlaub nimmt und zahlreiche Überstunden macht.“
„Fahrlässig“.
Der Zentralbetriebsrat kritisiert Fleischs Aussagen zu den Gehaltsanpassungen als „fahrlässig“. Thomas Steurer sieht darin den Versuch, eine Neiddebatte auf dem Rücken der Ärztinnen und Ärzte zu führen, die in Vorarlbergs Spitälern unter enormem Druck stehen. Fleisch verschweige dabei „mutwillig, dass Ärzte in seinen Häusern nicht 100 Prozent, sondern 120 Prozent arbeiten und zahlreiche Überstunden zu absolvieren haben“, so Steurer.
Viele in Teilzeit
Zudem widerspricht der Betriebsrat Fleischs Behauptung, es gebe mehr Mitarbeitende als Dienstposten. „Die Dienstposten werden in Vollzeitäquivalenten berechnet. Durch die schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten aber immer mehr Mitarbeitende in Teilzeit, was den tatsächlichen Bedarf erhöht.“ Besonders gravierend sei die Situation in der Pflege: Vorarlberg habe bundesweit den zweitschlechtesten Personalschlüssel, was bedeutet, dass eine Pflegekraft 25 Prozent mehr Patienten betreuen müsse als im österreichischen Durchschnitt.
Für Verwunderung unter den Spitalmitarbeitern sorgte auch der Umstand, dass Fleisch der 2024 von Land und Ärztekammer angekündigten „Gesamtanpassung der Gehaltskurve für alle Berufsgruppen“ quasi eine Absage erteilte. „Es ist genug“ meinte er im Interview mit der NEUE. Die zuständige Landesrätin Martina Rüscher kündigte dazu auf Anfrage für Mittwoch eine Stellungnahme an.
Dieser Bericht wurde am 21.1.2025 um 09:03 Uhr aktualisiert.