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Hat das Montafon bald seine erste Bürgermeisterin?

18.02.2025 • 08:00 Uhr
Hat das Montafon bald seine erste Bürgermeisterin?
Diese beiden Frauen haben Chancen auf das Bürgermeisterinnenamt. Canva/Privat (2)

Nicole Ender-Jöchl und Elisabeth Kuster sind in den Gemeinden Vandans beziehungsweise in St. Gallenkirch Anwärterinnen auf das Amt der Bürgermeisterin.

Das Amt des Bürgermeisters, oder der Bürgermeisterin erfreut sich in diesen Tagen keines sehr hohen Beliebtheitsgrades. Viele Gemeinden haben Schwierigkeiten, überhaupt noch potenzielle Anwärter oder Anwärterinnen für das Amt der Gemeindeleitung zu finden. Die nächste Schwierigkeit besteht darin, Nachfolger, oder Nachfolgerinnen für Bürgermeister zu finden, die oft schon Jahrzehnte lang im Amt sind und kurz vor der Pensionierung stehen.

Nicole Ender-Jöchl Bürgermeisterkandidatin
Nicole Ender-Jöchl kandidiert in Vandans.


Speziell für Frauen bringt ein Amt in der Politik, gerade auch in der Kommunalpolitik, oftmals Herausforderungen mit sich: Steinige Wege und strukturelle Benachteiligungen machen es nicht leicht, ernst genommen zu werden. Wenn der Ort des Geschehens dann auch noch eine kleine Gemeinde im eher ländlicheren Vorarlberg ist, scheint der Schwierigkeitsgrad perfekt zu sein. Doch nicht so für Nicole Ender-Jöchl und Elisabeth Kuster. Die beiden Powerfrauen sind in ihren Heimatgemeinden Vandans und St. Gallenkirch Anwärterinnen auf das Bürgermeisterinnenamt.

Das Beste für die Gemeinde

Bei Nicole Ender-Jöchl entscheidet sich am heutigen Tag noch, ob die Kandidatur zur Bürgermeisterin durchgeht. Die 41-Jährige kandidiert auf der sogenannten „Frauenliste“. „Zukunft Vandans“ nennt sie die Liste, die, wie der Name schon sagt, aus 15 Frauen besteht. Doch Ender-Jöchl war nicht immer in der Politik tätig. 20 Jahre lang arbeitete sie in der Sportbranche, 2022 absolvierte sie dann ein Masterstudium zu Sustainability and Responsible Management. Seit Januar ist sie nun die Nachhaltigkeitsmanagerin der Caritas. Der Weg in die Politik kam eher spontan. „Es sah in der Gemeinde so aus, als ob es für die Wahl im März nur eine einzige Liste geben würde“, erzählt Ender-Jöchl.

Elisabeth Kuster, Bürgermeisterkandidatin
Elisabeth Kuster kandidiert in St. Gallenkirch.

„Eine Wahl, bei der man nichts auswählen kann, ist für mich keine Wahl“, findet sie. Sie kommt mit Leuten aus der Gemeinde ins Gespräch und beschließt gemeinsam mit anderen, eine Liste zu erstellen. „Wir wollten den Vandanserinnen und Vandansern eine Wahlmöglichkeit geben. Wir möchten das Beste für unsere Gemeinde“, schildert sie. Auch für die 30-jährige Elisabeth Kuster, die in ihrer Heimatgemeinde St.Gallenkirch als Bürgermeisterin kandidiert, steht ihre Gemeinde an erster Stelle.

Elisabeth Kuster, Bürgermeisterkandidatin

„Ich mag Herausforderungen. Ich sehe wahnsinnig viel Potenzial in unserer Gemeinde, das würde ich gerne noch wesentlich mehr ausschöpfen“, erklärt sie. „Ich möchte frischen Wind in unsere Gemeinde bringen.“ Kuster ist es gewohnt, in männerlastigen Berufen zu arbeiten. Sie ist gelernte Installateurin, schloss die Lehre im Familienbetrieb ab. Ihre Diplomarbeit, die sie an der HTL in Jenbach schrieb, ist noch heute in Betrieb. Ein kleines Nahwärmenetz versorgt ihr Haus und das ihrer Nachbarn. 2023 wurde die 30-Jährige außerdem Mama einer Tochter. Auch privat mag sie Herausforderungen. Sie betreibt Extremhindernislauf. „Ich mag dieses Gefühl, vor einer drei Meter hohen Wand zu stehen und die beste Taktik zu finden, um das Hindernis zu überwinden“, erzählt sie.

Erste Bürgermeisterin

Im Montafon gab es bis dato noch nie eine weibliche Bürgermeisterin. Kandidatinnen stellten sich schon zur Verfügung, wie Kuster verrät, doch geschafft hat es eine Frau noch nie auf diesen Posten. Ender-Jöchl stört das. „Ich würde mir prinzipiell mehr Ausgewogenheit wünschen. Egal, ob Frau oder Mann, gemeinsam kommt man zu besseren Ergebnissen“, findet Ender-Jöchl. Das sieht auch Elisabeth Kuster ähnlich.

Nicole Ender-Jöchl Bürgermeisterkandidatin
Nicole Ender-Jöchl möchte Mädchen Mut machen, sich zu trauen.

„Es sollte in Gemeindevertretungen eine gewisse Mischung da sein, egal, ob Frau oder Mann, jung oder alt. Jeder bringt eine andere Denkweise, eine andere Sichtweise mit, das könnte ein Vorteil sein. Jeder hat seine Qualifikationen, ich glaube, da könnten viele tolle Dinge entstehen“, findet sie. Sie beobachtet die politischen Aktivitäten in St. Gallenkirch schon lange, jetzt möchte sie selbst tätig werden. „Die beste Ausgangslage, etwas zu verändern, ist, sich selbst einzubringen.“

Eine zeitintensive Aufgabe

Ender-Jöchl sieht sich gewissermaßen sogar in einer Vorbildfunktion. „Ich möchte die Gleichstellung für jüngere Generationen sichtbar machen. Ich möchte ein Vorbild für junge Mädchen sein, ich habe selber eine sechsjährige Tochter. Ich möchte jemand sein, zu dem Mädchen aufschauen können“, erzählt sie. „Mädchen überlegen gerne lange: Kann ich das? Kann ich das nicht? Ich möchte ihnen mit auf den Weg geben: Du kannst alles.“ Die 41-Jährige wurde während ihrer Bewerbung öfters gefragt, ob diese Aufgabe mit Kind denn bewältigbar sei, das stört sie.

„Man steht immer zwischen zwei Fronten und muss zu Entscheidungen stehen.“

Elisabeth Kuster, Bürgermeisterkandidatin

„Ich finde, gerade mit Kind sind mir viele Fähigkeiten gegeben, die ich nur habe, weil ich ein Kind habe. Ich weiß, was die Bedürfnisse von Familien im Dorf, bezüglich Kleinkinderbetreuung, Kinderbetreuung und Freizeitangebot sind.“ Dass die Aufgabe der Bürgermeisterin sehr zeitintensiv und aufwändig ist, ist beiden Frauen klar. „Ich glaube, ganz oft spielt die Angst mit, dass man es jemandem nicht recht machen könnte“, meint Ender-Jöchl. „Man steht immer zwischen zwei Fronten und muss zu seinen Entscheidungen stehen und Verantwortung übernehmen“, findet auch Kuster.

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Auch in Bartholomäberg steht eine Frau auf der Liste bei den Gemeinderatswahlen. Mit Kandidatin Petra Pernull wird die Liste der Freiheitlichen von einer Frau angeführt.